Explorer Academy (1): Das Geheimnis um Nebula, Trudi Trueit, gelesen von
Stefan Kaminiski, der Hörverlag 4 CDs, 4 h 21 min, gekürzt
Der 12-jährige Cruz, lebt seit dem Tod seiner Mutter vor 8 Jahren, einer
begnadeten Forscherin an einem Geheimprojekt an der Explorer Academy, mit
seinem Vater auf Hawaii. Dort surft er und tüftelt mit seiner besten Freundin
Lani, einem Technik-Wunderkind. Doch es ist Cruz und nicht Lani, der einen der
weltweit 25 begehrten Plätze für die neue Klasse der Explorer Academy erhält
und nicht sie. So ganz nachvollziehen kann er das nicht und fürchtet immer, daß
es eine Art Wiedergutmachung für den mysteriösen Laborunfall ist, der ihm die
Mutter nahm. Auch seine neuen Mitschüler beäugen ihn teils kritisch, als sie
mitbekommen, daß seine Tante Marisol dort unterrichtet. Dafür scheint er aber
auch einige richtig begabte und loyale Freunde aus aller Welt zu finden u.a.
seinen nerdigen kanadischen Zimmerkameraden Emmett Lu mit der Emoto-Brille oder
die entspannte Neuseeländerin Sailor York, die es immer wieder schafft ihn
aufzumuntern, oder für neue Inspirationen gut ist. Denn die brauchen sie.
Schnell merken sie, daß es nicht nur darum geht sich erste Sporen als Forscher
und Entdecker zu verdienen. Cruz Leben ist in Gefahr und das scheint mit dem
Tod und der Arbeit seiner Mutter zusammen zu hängen.
Cruz kommt von dem sonnig-relaxten Hawaii in eine schwirrende, geschäftige
Forscherwelt. Massenweise Eindrücke, Namen, Technologien, Personen und Aufgaben
stürmen auf ihn ein. Ganz schön viel für den Anfang, auch für den Hörer. Um das
zu erleichtern gibt es im Booklet Steckbriefe zu den anfangs wichtigsten
Personen und einen Übersichtsplan über die Academy. Das ist wirklich schön
gemacht, aber es sind so viele Personen mit teils sehr komplizierten Namen aus
aller Herrenländern, so daß ich mir gerade bei der wichtigen Isländerin
Brindith (?) oder dem Schotten (?) Renshaw (?) oder Dougan, ein paar
Steckbriefe mehr, gewünscht hätte. Man lernt sie ja nur über das Hören kennen
und die Geschichte ist gekürzt. Meine Töchter (fast 12 und fast 10) fanden es
etwas verwirrend und zu komplex. Mein Mann und ich fanden es sehr spannend,
aber ich stimme meinen Töchtern zu, daß ich die CDs wirklich sehr oft gehört
habe und ich weiß, daß ich genau wie meine Töchter anfangs immer wieder dachte:
„Wer um alles in der Welt, war denn noch mal Mell?“. Mell hat eine ganz
zentrale Rolle und ist leider im Steckbrief von Lani aufgeführt, da sie keine
Person, sondern eine Bienendrohne ist, über die aber bisweilen wie über eine
Person gesprochen wird. Wenn man aufmerksam zuhört, kein Problem, wenn man
leicht abgelenkt ist, kann man schon mal durcheinander kommen. Das könnte eine
Folge der Kürzungen sein.
Die Geschichte ist sehr geheimnisvoll und spannend. Wie Cruz tappt man im
Dunkeln und fragt sich, wer Feind und wer Freund ist. Irgendjemand versucht ihn
zu warnen, während mindestens ein anderer ihn zu töten versucht. Dabei kommen
neueste technische Entwicklungen zum Zug oder wichtige Entdecker oder Forscher,
nach denen Räume benannt sind, werden kurz angesprochen. Ein bisschen
Allgemeinbildung am Rande, gegen das Vergessen großer Pioniere. Seit Cruz klein
ist, liefert er sich mit Tante Marisol scherzhafte Decodierungsübungen. Keine
Nachricht, keine Postkarte seiner Tante ist unverschlüsselt. Eine Fähigkeit die
Cruz immer wieder braucht. Die Codes akustisch zu lösen ist aber noch
schwieriger, als bei einer Buchvorlage, wo man mit den Augen einfach länger auf
der Aufgabe verweilen kann. Da wird die Hörbuchumsetzung vor eine echte
Herausforderung gestellt. Ich bin ein ganz großer Hörbuchfan, aber ich denke
bei einigen der Rätseln und Informationen stößt das Hörmedium an seine Grenzen.
Dabei ist es wirklich ein Genuss Stefan Kaminiski in all seinen Facetten zu
lauschen. Dieses Abenteuer legt ein hohes Tempo vor, doch Stefan Kaminiski
schafft es, dem Spannungsbogen zu folgen, Spannung zu drosseln und heraus zu
nehmen, ohne dabei das Gefühl der ständigen Bedrohung zu nehmen. Würde er
ständig atemlos gehetzt sprechen oder ähnliches, würden die Emotionen des
Hörers abstumpfen, so begleitet man ihn und Cruz auf einer emotionalen
Achterbahn, die Cruz kaum Zeit zum Ausruhen lässt. Kein Wunder, daß er ein
bereits mehrfach ausgezeichneter Sprecher ist (u.a. 2017 für „Im Labyrinth der
Lügen“ das man unbedingt hören sollte, um die DDR nicht zu vergessen).
Trudi Trueit hat nach ihrem Studium und ihrer Tätigkeit als Journalistin
und „Wetterfrosch“ im TV inzwischen über 40 Sachbücher und Romane für Kinder
geschrieben.
Ich finde es sehr spannend und packend, kann aber das Problem meiner Kinder
verstehen. Ich will unbedingt wissen wie es weitergeht, dennoch ziehe ich einen
Stern ab, weil ich denke, daß es der Geschichte gut getan hätte, wäre sie nicht
gekürzt worden (dabei bin ich überhaupt kein Gegner von Kürzungen, bei einigen
Geschichten finde ich sie durchaus wünschenswert).
Sehr spannend, informativ und packend empfohlen ab 10 Jahren (12 fände ich
gar nicht verkehrt) und wirklich auch gut als Familie auf langen Autofahrten
hörbar, die Eltern kommen auch auf ihre Kosten, für alle Geschlechter, wie
divers auch immer, geeignet. Man kann es sehr gut mehrfach hören und entdeckt
immer noch etwas, was man bislang überhört hat.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Hörverlag für dieses vielschichtige
Hörerlebnis.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen