Freitag, 21. April 2017

Venezianisches Verhängnis, Daniela Gesing, Midnight



Venezianisches Verhängnis, Daniela Gesing, Midnight
In Luca Brassonis viertem Fall ruht anfangs das Verbrechen im schönen Venedig. Das passt wunderbar, denn Lucas Frau, Gerichtsmedizinerin Carla erwartet das 1. Kind und Luca soll nachmittags mit zur Vorsorgeuntersuchung ins Krankenhaus. Doch es kommt mal wieder alles ganz anders. Eine Bekannte des Vice Questore vermisst ihre Tochter Camilla und kann auch ihren Schwiegersohn nicht erreichen. Der junge Chef einer angesehenen Privatbank Nicola Scolari wird erschlagen und ertrunken im Kanal aufgefunden. Sein Mitgesellschafter und Cousin Piero Marciani verhält sich verdächtig unbeteiligt und seine Bemerkungen sind ebenfalls nicht hilfreich. Seine junge Witwe Camilla taucht wieder auf, sie hatte einen vor ihrer Mutter verheimlichten Arzttermin und scheint erschüttert. Alle Ermittlungen scheinen ins Leere zu laufen und zu allem Überfluß zerrt sich Lucas Kollege Maurizio Goldini noch die Sprunggelenksbänder und kann nicht laufen. Luca hat stets die Uhr im Blick, denn Carla würde ihm die Hölle heiß machen, würde er nicht pünktlich zum Vorsorgetermin erscheinen.
Da kommt es wie gerufen, daß sein Cousin, der deutsche Journalist Stefan Mayer, genannt Caruso, sich langweilt und anbietet sich doch mal ein wenig zu den Hintergründen des Bankhauses umzuhören. Ein Angebot, daß natürlich Caruso rechtzeitig ins Krankenhaus einliefern wird…
Es ist schön, Luca, seine Familie und seine Kollegen wieder in Venedig zu treffen. Neben der eigentlichen kriminalistischen Spannung, sorgt nun die bevorstehende Entbindung noch für extra Aufregung. Kann Luca alle Erwartungen erfüllen? Geht bei der Geburt alles gut? Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Die sonst so gewissenhafte Pathologin geht in ihrer Schwangerschaft völlig auf und überlässt ihrem Assistenten nur allzu gerne das Feld. Anders als Lucas Ex-Geliebte Maria Malafante, der es zu Hause mit Baby wohl etwas langweilig ist, weshalb sie stundenweise wieder arbeiten kommt. Diese kleinen Details aus den Privatleben und die Wiederkehr vertrauter und liebgewonnener Charaktere, machen diesen Krimi so sympathisch. Man läuft durch die Gassen Venedigs, nimmt ein Vaporetto und genießt die Hitze in der Lagune, während es in Deutschland noch richtig kalt ist. Herrlich diese Wärme durch Lesen. Durch die krankheitsbedingte Personalknappheit werden auch neue Charaktere eingeführt, die für frischen Wind sorgen. Ich bin gespannt, ob die neue Ispettore bleiben darf, ich fand sie eine interessante Neuerung.
Der Fall ist spannend, aber kein Reißer. Gerade durch die Verknüpfung der kriminalistischen Ermittlungen mit der bevorstehenden Entbindung wird es gegen Ende sehr spannend. Allerdings, und hierfür ziehe ich einen Stern ab, ist der Fall auch etwas konstruiert, Kommissar Zufall bringt die Ermittlungen immer wenn sie gerade ins Stocken geraten, wieder ein gutes Stück voran. Aber der Fall löst sich natürlich nicht nur durch Zufälle. Wer aber in so kurzer Zeit einen Fall der Größe lösen will, braucht auch ein wenig Hilfe von oben.
Sehr angenehm empfand ich die kurzen Kapitel, die den Wiedereinstieg in das Ebook stark erleichtern. Bei den Lesezeichen habe ich irgendetwas wohl verstellt und die Kapitelanzahl sich zu merken ist deutlich praktischer als die Leseposition.
Abgerundet wird das Ganze durch ein atmosphärisches Cover, daß hervorragend zu den 3 Vorgängertiteln Venezianische Verwicklungen, Venezianische Delikatessen und Venezianische Schatten passt. Nicht nur für Venedigfans eine tolle Reihe, sondern auch für Liebhaber entspannter Krimis mit Atmosphäre. Gerne gebe ich gute vier von fünf Sternen.

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