Venezianisches Verhängnis, Daniela Gesing, Midnight
In Luca Brassonis viertem Fall ruht anfangs das Verbrechen
im schönen Venedig. Das passt wunderbar, denn Lucas Frau, Gerichtsmedizinerin
Carla erwartet das 1. Kind und Luca soll nachmittags mit zur
Vorsorgeuntersuchung ins Krankenhaus. Doch es kommt mal wieder alles ganz anders.
Eine Bekannte des Vice Questore vermisst ihre Tochter Camilla und kann auch
ihren Schwiegersohn nicht erreichen. Der junge Chef einer angesehenen
Privatbank Nicola Scolari wird erschlagen und ertrunken im Kanal aufgefunden.
Sein Mitgesellschafter und Cousin Piero Marciani verhält sich verdächtig
unbeteiligt und seine Bemerkungen sind ebenfalls nicht hilfreich. Seine junge
Witwe Camilla taucht wieder auf, sie hatte einen vor ihrer Mutter
verheimlichten Arzttermin und scheint erschüttert. Alle Ermittlungen scheinen
ins Leere zu laufen und zu allem Überfluß zerrt sich Lucas Kollege Maurizio
Goldini noch die Sprunggelenksbänder und kann nicht laufen. Luca hat stets die
Uhr im Blick, denn Carla würde ihm die Hölle heiß machen, würde er nicht
pünktlich zum Vorsorgetermin erscheinen.
Da kommt es wie gerufen, daß sein Cousin, der deutsche
Journalist Stefan Mayer, genannt Caruso, sich langweilt und anbietet sich doch
mal ein wenig zu den Hintergründen des Bankhauses umzuhören. Ein Angebot, daß
natürlich Caruso rechtzeitig ins Krankenhaus einliefern wird…
Es ist schön, Luca, seine Familie und seine Kollegen wieder
in Venedig zu treffen. Neben der eigentlichen kriminalistischen Spannung, sorgt
nun die bevorstehende Entbindung noch für extra Aufregung. Kann Luca alle
Erwartungen erfüllen? Geht bei der Geburt alles gut? Wird es ein Junge oder ein
Mädchen? Die sonst so gewissenhafte Pathologin geht in ihrer Schwangerschaft
völlig auf und überlässt ihrem Assistenten nur allzu gerne das Feld. Anders als
Lucas Ex-Geliebte Maria Malafante, der es zu Hause mit Baby wohl etwas
langweilig ist, weshalb sie stundenweise wieder arbeiten kommt. Diese kleinen
Details aus den Privatleben und die Wiederkehr vertrauter und liebgewonnener
Charaktere, machen diesen Krimi so sympathisch. Man läuft durch die Gassen
Venedigs, nimmt ein Vaporetto und genießt die Hitze in der Lagune, während es
in Deutschland noch richtig kalt ist. Herrlich diese Wärme durch Lesen. Durch
die krankheitsbedingte Personalknappheit werden auch neue Charaktere eingeführt,
die für frischen Wind sorgen. Ich bin gespannt, ob die neue Ispettore bleiben
darf, ich fand sie eine interessante Neuerung.
Der Fall ist spannend, aber kein Reißer. Gerade durch die
Verknüpfung der kriminalistischen Ermittlungen mit der bevorstehenden
Entbindung wird es gegen Ende sehr spannend. Allerdings, und hierfür ziehe ich
einen Stern ab, ist der Fall auch etwas konstruiert, Kommissar Zufall bringt
die Ermittlungen immer wenn sie gerade ins Stocken geraten, wieder ein gutes
Stück voran. Aber der Fall löst sich natürlich nicht nur durch Zufälle. Wer
aber in so kurzer Zeit einen Fall der Größe lösen will, braucht auch ein wenig
Hilfe von oben.
Sehr angenehm empfand ich die kurzen Kapitel, die den
Wiedereinstieg in das Ebook stark erleichtern. Bei den Lesezeichen habe ich
irgendetwas wohl verstellt und die Kapitelanzahl sich zu merken ist deutlich
praktischer als die Leseposition.
Abgerundet wird das Ganze durch ein atmosphärisches Cover,
daß hervorragend zu den 3 Vorgängertiteln Venezianische Verwicklungen,
Venezianische Delikatessen und Venezianische Schatten passt. Nicht nur für
Venedigfans eine tolle Reihe, sondern auch für Liebhaber entspannter Krimis mit
Atmosphäre. Gerne gebe ich gute vier von fünf Sternen.
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