Digby #02 zu cool
zum Sterben. Stefanie Tromly, Oetinger
Ganz klar, Digby
ist zu cool zum Sterben, denn eine andere Erklärung kann es dafür
nicht geben, daß er auch am Ende von Band zwei noch lebt. Aber Digby
ist auch schon was ganz besonderes und scheint auf einem eigenen
Planeten zu leben.
Seite seine
damals 4 jährige Schwester Sally vor 9 Jahren in der Nacht seines
Geburtstags aus dem Elternhaus entführt wurde, ist bei ihm nichts
mehr so wie es einmal war. Seither nagt die Ungewissheit an ihm. Was
ist mit Sally damals passiert? Wo steckt sie? Lebt sie noch? Die
Ermittlungen wurden geschlossen, die Eltern blieben die
Hauptverdächtigen, die Familie zerbrach. Seine Mutter begann zu
trinken und sein Vater zog weg und kapselte sich immer mehr ab.
Die nunmehr 17
jährige brave, strebsame Zoe war nach der Scheidung ihrer Eltern mit
der Mutter von N.Y.C. in dieses Nest gezogen und wußte nicht, wie
ihr geschah, als plötzlich Digby vor ihr stand und sich nicht
abschütteln ließ und sie von einer lebensgefährlichen Situation in
die nächste katapultierte. Doch dann war er weg und hat sich nicht
mehr gemeldet.
Inzwischen läuft
es gut für Zoe, sie hat mit dem Footballer Austin einen angesagten
festen Freund und mit Allie und Charlotte zwei typische Teenie
Freundinnen. Doch dann steht plötzlich Digby vor der Tür. Er hat
neue Hinweise auf den Verbleib seiner Schwester. Auch wenn bisher
Zoes Leben endlich normal zu sein schien, sorgt Digbys Auftauchen für
neue Lebensfahr und das Gefühl wirklich zu leben!
Willkommen auf
dem Planeten Digby! Es empfiehlt sich ganz dringend zuerst Band 1 zu
lesen. Obwohl ich diesen vor rund einem Jahr verschlungen habe,
brauchte ich anfangs ein paar Seiten, um all die schrägen Charaktere
auf die Reihe zu kriegen. Wobei Digbys Freunde zwar schräg, aber
dabei liebenswert sind. Egal ob es um den sensiblen nicht dopenden
Quarterback Henry oder den genialen Überflieger Felix Fong geht, sie
sind nicht die üblichen Chlichés. Neben Digby, der ein paar
interessante Wesenszüge von Sherlock Holmes hat und Zoe, in deren
Brust immer die brave Schülerin mit dem Schrei nach Leben und Liebe
miteinander ringen, finde ich besonders die Schulkönigin Sloane
einen interessanten Charakter. Sie ist abstoßend und fesselnd
zugleich. Das Interessante an ihr, ist nicht der Prunk der
Superreichen, sondern, daß es unter ihrer perfekten Fassade durchaus
brodelt, daß sie ihren Kopf nicht nur zum Schminken oder Intrigen
spinnen nutzt, auch wenn dies nicht immer offensichtlich ist. Aber
der Reichtum der Familie von Sloane Bloom ist nichts im Vergleich zu
den De Grootes, zu denen die Ermittlungen führen.
Gut hat mir auch
gefallen, daß diesmal Zoes Mutter und Detective Cooper etwas
zurücktreten und man endlich mehr über Digbys Mutter Valerie
erfährt. Hierdurch wird sie im Gegensatz zu seinem Vater nicht nur
menschlich, sondern auch sympathisch.
Diese High-School
Geschichte passt in kein Schema. Klar, es geht um die Uni-Test, die
Footballmanschaft, die Traumpaare der Schule und die
Erwartungshaltung an diese. Doch ist es gleichzeitig wahnsinnig,
rasant, kniffelig und actionreich und dennoch ist es kein Thriller.
Denn Digby ist zwar unheimlich clever und stellt Zusammenhänge her,
wo ich noch nicht einmal welche ahnen würde, doch ist er auch
zutiefst verletzt und verunsichert, durch das Verschwinden seiner
kleinen Schwester und die Verdächtigungen der ganzen Stadt gegen
seine Familie. Aber in der Zeit seines Verschwindens ist er auch
reifer geworden und das liegt wohl nicht nur daran, daß er sich
vorzeitig für volljährig erklären lassen.
Digby ist
wahnsinnig rasant und fesselnd. Er ist irgendwie anders und so fliegt
man geradezu durch das Buch. Der skurril trockene Humor von Digby
leistet dabei auch noch seinen eigenen Beitrag zum Gelingen.
Auch wenn ich
sonst keine Zitate mag, weil sie mir zu viel spoilern (wenn ich die
besten Passagen schon kenne, brauche ich das Buch ja nicht mehr zu
lesen), gibt dieses Zitat einen guten Einblick in Digbys Welt:
S.152 „Willkommen auf dem Dibgy-Planeten: wenn eine Situation
schlimm ist, mach sie einfach noch schlimmer.“
Leider war für
mich die Romantik zwischen Digby und Zoe eine etwas unnötige
Wendung. Sie lenkt etwas von Digbys schräger Persönlichkeit ab und
schenkt ihm mit Zoe etwas Normalität, die ihm nicht so ganz steht.
Dafür gibt es Punktabzug. Ich finde die Reihe dennoch klasse und
will und bedingt wissen, wie es weitergeht und ich fürchte, ich muß
wieder ein ganzes Jahr warten, bis ist mehr weiß…
Eine wirklich
tolle Reihe, für alle die jung im Herzen und im Kopf geblieben sind.
Schräg, rasant, trocken-komisch und einfach anders! 4,5 Sterne.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen