Dienstag, 11. April 2017

Die Herzen des Monsieur Lefort, Mara Ferr, Tredition



Die Herzen des Monsieur Lefort, Mara Ferr, Tredition
Achtung, dies ist kein durchschnittlicher Kriminalroman, er ist anders!
Der Roman spielt in Paris, der Stadt der Liebe und der Liebesschlösser an der Pont des Arts. Dennoch geht es um Mord nach Herzenslust. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Café-Bedienung Elaine Sabatier (Ich-Form), des Commandant der Kripo a.D. Jérome Léfort, seiner eleganten und stilsicheren Gattin Joséphine und Inspecteuer Mathis Lunel, dessen Mentor Lefort einst war und mit dem er sich noch immer gerne austauscht.
Während Männer reifen, altern Frauen, daher verlor Elaine ihre Stelle im Ritz (was nur auf die dort beschäftigten Frauen mit Überschreitens einer gewissen Altersgrenze zutrifft) und begann vor wenigen Tagen eine neue Arbeit im Café Moncoeur im Viertel Montmartre, wofür sie eigentlich völlig überqualifiziert ist, weshalb Oberkellner Albert sie erst einmal etwas abkanzelt. Auch, daß sie Commandant Léfort nicht so kriecherisch begegnet wie er, gefällt ihm gar nicht.
Doch kaum macht Elaine die Bekanntschaft dieses gepflegten, stolzen pensionierten Chefermittlers scheint er schlagartig abzubauen. Nicht nur Albert und Gattin Joséphine beobachten dies mit Besorgnis. Aber das ist noch nicht alles, eine Reihe unerklärlicher Morde, die scheinbar nichts miteinander verbindet, gibt Rätsel auf. Als Elaine Mutter eines der Opfer ist, gibt sie keine Ruhe, auch wenn sie kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte.
Vorsicht, der Klappentext spoilert!
Wer der Täter hinter diesen Greueltaten ist, steht relativ bald fest. Doch neben die Faszination des Grauens für dieses sinnlose, wahnhafte Töten tritt die Frage: Kann er noch gestoppt werden? Wird er überführt werden, ehe er selbst stirbt, oder überlebt er etwa doch?
Ja, denn auch der Täter ist dem Tode geweiht! Daher baut sich auch trotz Kenntnis des Täters eine dicht gewebte Spannungsatmosphäre auf. Geschmückt wird diese noch durch eine Reihe eigenwilliger Charaktere, wie z.B. den Pathologen Sauvre, ein riesiger, schwarzer Marathonläufer, der weiteren Stress mit einer eigenwilligen, Kaffee-Pralinen-Gras-Diät abbaut.  Auch die typischen Randexistenzen die in Montmartre relativ günstigen Wohnraum teilen, würzen die Geschichte zusätzlich. Selbst diese Nebenrollen werden mit Eigenheiten versehen, so daß selbst die Bardame und Gelegenheitsprostituierte nicht einfach nur ein Cliché bleibt, sondern zum Leben erwacht, auch wenn sie es schon bald wieder aushaucht.
Gut gefällt mir, daß das Buch mit einem Zitat beginnt, daß Lefort in der Zeitung entdeckt: „Der Mensch kann alles kontrollieren, nur nicht sein Herz“ (Friedrich Hebbel). Der Geschichte vorangestellt, zieht es sich wie ein roter Faden durch die Handlung und Motive und entbehrt auch am dramatischen Finale nicht an Bedeutung und Wahrhaftigkeit.
Der Schreibstil ist ebenfalls ungewöhnlich, nüchtern wird der Tathergang betrachtet, wobei nicht an trockenem Humor gespart wird.
Nichts für zartbesaitete Liebhaber klassischer Whudunnits, dazu geht der Täter zu kaltblütig und herzlos vor. Aber  wer gerne mal einen etwas anderen Krimi mit Parisflair lesen möchte, ich hier wirklich gut bedient, er sollte nur den Klappentext nicht lesen ;) Dieser nimmt leider einen sehr reizvollen Twist vorweg, auf den ich so nur gewartet habe.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin und der mir unbekannten edlen Spenderin, die mir dieses  neuwertige Exemplar hat zukommen lassen.

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