Die Herzen des Monsieur Lefort, Mara Ferr, Tredition
Achtung, dies ist kein durchschnittlicher Kriminalroman, er
ist anders!
Der Roman spielt in Paris, der Stadt der Liebe und der
Liebesschlösser an der Pont des Arts. Dennoch geht es um Mord nach Herzenslust.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Café-Bedienung Elaine Sabatier
(Ich-Form), des Commandant der Kripo a.D. Jérome Léfort, seiner eleganten und
stilsicheren Gattin Joséphine und Inspecteuer Mathis Lunel, dessen Mentor
Lefort einst war und mit dem er sich noch immer gerne austauscht.
Während Männer reifen, altern Frauen, daher verlor Elaine
ihre Stelle im Ritz (was nur auf die dort beschäftigten Frauen mit
Überschreitens einer gewissen Altersgrenze zutrifft) und begann vor wenigen
Tagen eine neue Arbeit im Café Moncoeur im Viertel Montmartre, wofür sie
eigentlich völlig überqualifiziert ist, weshalb Oberkellner Albert sie erst
einmal etwas abkanzelt. Auch, daß sie Commandant Léfort nicht so kriecherisch begegnet
wie er, gefällt ihm gar nicht.
Doch kaum macht Elaine die Bekanntschaft dieses gepflegten,
stolzen pensionierten Chefermittlers scheint er schlagartig abzubauen. Nicht
nur Albert und Gattin Joséphine beobachten dies mit Besorgnis. Aber das ist noch
nicht alles, eine Reihe unerklärlicher Morde, die scheinbar nichts miteinander
verbindet, gibt Rätsel auf. Als Elaine Mutter eines der Opfer ist, gibt sie
keine Ruhe, auch wenn sie kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Mutter
hatte.
Vorsicht, der Klappentext
spoilert!
Wer der Täter hinter diesen Greueltaten ist, steht relativ
bald fest. Doch neben die Faszination des Grauens für dieses sinnlose,
wahnhafte Töten tritt die Frage: Kann er noch gestoppt werden? Wird er
überführt werden, ehe er selbst stirbt, oder überlebt er etwa doch?
Ja, denn auch der Täter ist dem Tode geweiht! Daher baut
sich auch trotz Kenntnis des Täters eine dicht gewebte Spannungsatmosphäre auf.
Geschmückt wird diese noch durch eine Reihe eigenwilliger Charaktere, wie z.B.
den Pathologen Sauvre, ein riesiger, schwarzer Marathonläufer, der weiteren
Stress mit einer eigenwilligen, Kaffee-Pralinen-Gras-Diät abbaut. Auch die typischen Randexistenzen die in
Montmartre relativ günstigen Wohnraum teilen, würzen die Geschichte zusätzlich.
Selbst diese Nebenrollen werden mit Eigenheiten versehen, so daß selbst die
Bardame und Gelegenheitsprostituierte nicht einfach nur ein Cliché bleibt,
sondern zum Leben erwacht, auch wenn sie es schon bald wieder aushaucht.
Gut gefällt mir, daß das Buch mit einem Zitat beginnt, daß
Lefort in der Zeitung entdeckt: „Der Mensch kann alles kontrollieren, nur nicht
sein Herz“ (Friedrich Hebbel). Der Geschichte vorangestellt, zieht es sich wie
ein roter Faden durch die Handlung und Motive und entbehrt auch am dramatischen
Finale nicht an Bedeutung und Wahrhaftigkeit.
Der Schreibstil ist ebenfalls ungewöhnlich, nüchtern wird
der Tathergang betrachtet, wobei nicht an trockenem Humor gespart wird.
Nichts für zartbesaitete Liebhaber klassischer Whudunnits,
dazu geht der Täter zu kaltblütig und herzlos vor. Aber wer gerne mal einen etwas anderen Krimi mit
Parisflair lesen möchte, ich hier wirklich gut bedient, er sollte nur den
Klappentext nicht lesen ;) Dieser nimmt leider einen sehr reizvollen Twist
vorweg, auf den ich so nur gewartet habe.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin und der mir
unbekannten edlen Spenderin, die mir dieses
neuwertige Exemplar hat zukommen lassen.
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