Familie Flickenteppich (1) Wir ziehen ein, Stefanie
Taschinski, ungekürzt gelesen von Laura Maire, Oetinger Audio, 3 CDs 213
Minuten
Emma (8 ¾, 3. Klasse), Ben (10, 4. Klasse), Jojo (4,5 Jahre,
Kindergarten) und Papa und bester Koch der Welt Olly Engl müssen umziehen.
Nachdem Mama beschlossen hat mit ihrem neuen Freund in Australien auf Tour zu
gehen und sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, ist ihr Haus zu groß und teuer.
Nun rücken sie enger zusammen und ziehen in eine der Wohnungen im Haus Nr. 11.
Als Emma das Abendessen zubereiten will, fallen ihr die Eier für die
Pfannkuchen herunter und was anderes fürs Abendbroten haben sie noch nicht. So
lernt Emma fast alle Nachbarn und ihre Besonderheiten kennen und vor allem die
Zwillinge Aylin und Tarek, die so alt sind wie sie und in der Wohnung gegenüber
mit ihrer Mutter Selda wohnen. Außerdem lebt die liebe, alte Frau Becker unterm
Dach, ebenso wie Stella und Doris mit ihren Tieren. Im Erdgeschoss bei den
Wohnungen mit den Gärten ist es anders. In der einen wohnen Erbsenzähler, die
sich zum Glück als die Großeltern von Bens neuem Klassenkameraden Freddy
herausstellen und der geheimnisvolle Graf, den nie jemand zu Gesicht bekommt.
Freddys Großeltern meinen sogar, er sei untergetaucht. Doch warum steht dann
ein blitzsauberes Fahrrad in seinem Kellerverschlag und die Gardinen bewegen
sich? Das müssen die Kinder aus der Nr. 11 ergründen!
Nur weil Kinder das gleiche Alter haben, müssen sie sich
nicht automatisch verstehen. Zum Glück stimmt in der Nummer 11 die Chemie unter
den Kindern! Welch eine Erleichterung, als Emma und Ben bei ihrer Tour durchs
Haus, als sie bei Selda, Aylin und Tarek klingeln.. Zuvor waren sie bei den
Erbsenzählern, die doch eher einschüchternd waren! Wie es im Leben ist, ist
jeder Jeck anders, man muß ihn nur zu nehmen wissen. So wächst auch die
Hausgemeinschaft, dank der quirligen Kinder und ihren vielen Ideen schnell
zusammen. Dabei haben die Kinder viele moderne Probleme, auf die Stefanie
Taschinski sehr sensibel und einfühlsam eingeht. Da kann man leicht schon
einmal eine Mücke in die Augen bekommen. Die berufstätigen Eltern haben wenig
Zeit für die Kinder und lösen dieses Problem auf unterschiedliche Weise. Der
etwas wilde Freddy ist ständig bei seinen strengen Großeltern, die für Zucht
und Ordnung sorgen, während Emma, Ben und Jojo lernen müssen selbstständig zu
werden und auf einander aufzupassen, während ihr Vater sein Restaurant leitet.
Selda hat da mehr Zeit, kann sie aber nicht immer für die Kinder nutzen, weil
die Traurigkeit über den Unfalltod ihres Mannes sie lähmt. Auch hier müssen die
Kinder immer wieder Verantwortung übernehmen. Meine Tochter (10) war doch recht
erstaunt, wie viel diese Grundschüler schon alles selbst auf die Reihe bekommen
müssen, da wird auch bei den Hausaufgaben schon mal geschludert, sehr zum
Missfallen von Freddys Großeltern.Im direkten Vergleich merken Kinder, dass
beide Betreuungsvarianten seine Vor- und Nachteile haben. Die Freiheit des
fröhlichen Spielens am Nachmittag, hat als Kehrseite, dass die Kinder sich auch
öfters selbstständig ins Bett bringen müssen, was gerade die Jüngste nicht gut
schafft. Die Kinder sind dennoch sehr fröhlich und offen und machen das Beste
aus ihrer Situation, auch wenn sie dafür schon mal komisch angeguckt werden.
Aber ihr Zusammenhalt wächst dadurch umso mehr, ebenso wie durch ihre großen
und kleineren Geheimnisse und ihre Aktionen Mädchen gegen Jungs. Bei diesen
müssen sie oft genug feststellen, dass es gemeinsam besser klappt, als
gegeneinander. Der Erzählstil ist sehr flüssig und kindgerecht. Geschildert
werden die Erlebnisse aus Emmas Sicht, aus der Ich-Perspektive. Man hat das
Gefühl ganz in Emmas Gedanken hineinkriechen zu können. Das spricht natürlich
Mädchen mehr an als Jungs ab 8 Jahren, für die diese turbulent-tolerante
Familiengeschichte dennoch auch abenteuerlich-unterhaltsam ist.
Obwohl wir das Buch bereits kannten und meine Tochter es
richtig gerne mochte, war ihr das Hörbuch zum Einschlafen zu gruselig! Wir
haben es dann gemeinsam während der Homeschooling Kunsthausaufgaben gehört. Am
hellichten Tage sind die Ermittlungen im dunklen Keller spannend und für Kinder
ab 8 Jahren absolut passend. Sie will nun natürlich wissen, wie es weitergeht!
Laura Maire spricht wieder sensibel und einfühlsam, dabei
aber stets lebendig und emotional der Situation angepasst. Ihre warme weibliche
Stimme klingt jung und frisch und passt hervorragend zu den Kindern. Es macht
einfach Spaß ihr zuzuhören und die die Reaktion meiner Tochter zeigt, verleiht
sie der Geschichte Authentizität und auch noch Spannung!
Das Geheimnis des Grafen hat mich nicht ganz überzeugt,
dafür hätte ich bei einem Erwachsenenhörbuch einen Stern abgezogen. Meine
Tochter fand es jedoch einleuchtend und aus Kindersicht ist es plausibel. Das
ist es, was für mich zählt, fast so sehr, wie sein gutes Herz.
Meiner Tochter hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Als
ich sie fragte, was ihr am Besten gefallen habe: Das Freddys Großeltern
letztendlich doch lieb sind, da ist mir ein Stein für ihn vom Herzen gefallen.
Einfühlsam und unterhaltsam, so sollen Familiengeschichten
sein!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Stefanie Taschinski für
unseren Instagram Gewinn!
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