Die Schwestern vom Ku'damm – Tage der Hoffnung, Brigitte Riebe,
gelesen von Anna Fischer, Radom House Audio, 2 MP3 9 h 48 min, leicht gekürzt
Der 3. Teil der Reihe stellt nun die jüngste Thalheim-Tochter
Florentine, die Künstlerin in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil ist Florentine
nach der Absage der Berliner Kunstakademie mit ihrem Freund Pascal nach Paris
durchgebrannt, um in der Stadt der Liebe sich der Kunst zu widmen. Doch 1958
hat Pascal das Leben als brotloser Künstler satt und kehrt in den Schoß seiner
wohlhabenden Familie zurück. Desillusioniert kehrt auch Flori heim. Mit ihren
Pariser Arbeiten bewirbt sie sich erneut an der Kunstakademie und wird wieder
abgelehnt, mangels Abitur. Von ihrem Cousin Gregor befeuert, wird sie bei dem
Leiter der Akademie vorstellig und darf zur Probe vorerst bleiben. Sie geht in
einem Rausch von Farben und Formen auf, allerdings setzen ihre Eltern ihre eine
Frist von 5 Jahren, in denen sie Unterstützung erhält, dann muss sie ihren Weg gemacht
haben. Schnell findet sie in Theo und Banker zwei Freunde auf die sie zählen
kann. Doch ihr Professor, der ein Auge für Schönheit hat, interessiert sich
schnell für sie. Eine verhängnisvolle Affaire entspannt sich. Währenddessen
werden die Unterschiede in den West- und dem Ostsektoren der Stadt immer
stärker. Es wird immer schwieriger die Familie im Osten zu besuchen. Als die
Mauer scheinbar über Nacht die Stadt teilt, ruhen alle Hoffnungen auf dem
neuen, jungen amerikanischen Präsidenten.
Wieder wird deutsche Geschichte in das Leben der Kaufhausdynastie
Thalheim vom Berliner Ku'damm eingebettet. Flori selbst versinkt in einem
Rausch aus Farben und bekommt wenig davon mit, doch zieht sie recht bald zu
ihrer Cousine Franzi, die immer wieder ihrem Glück es in den Westen geschafft
zu haben, Ausdruck verleiht. Auch für das Kaufhaus bedeutet die Trennung der
Sektoren erhebliche Einschnitte, denn große Teile des Personals können nun
nicht mehr zur Arbeit kommen. Viel schlimmer ist die Situation jedoch für die
Familienmitglieder, die noch immer im Osten leben. Onkel Karl und Tante Kitty,
können nun nicht mehr zu ihrer Tochter Franzi und Karls Söhnen. Louisa, bangt
um ihre Schwester Amelie und ihren Vater den Pastor. Amelie erkennt langsam
ihre Verblendung aus Liebe und in ihr wächst der Ekel gegenüber ihrem
SED-hörigen Freund Tobias. Auch wenn Flori sich vor allem der Kunst widmet,
bekommt man durch die Schicksale der übrigen Familenmitglieder hautnah die
Veränderungen in der Stadt Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre mit. Immer
wieder mittendrin die Eheleute Willy und Rut Brandt. Letztere hatte auch meine
Oma immer schwer beeindruckt, nun weiß ich auch warum. Den Thalheim-Töchtern
und so wohl auch Autorin Brigitte Riebe ist es nicht anders ergangen. Auch wenn
ich im Englisch-Leistungskurs die 60er Jahre als Thema hatte, inklusive John F.
Kennedy verdanke ich es nun diesem Hörbuch zu verstehen, was denn Kennedys
legendärer Satz „Ich bin ein Berliner“ eigentlich sollte. Ohne den
vollständigen Kontext konnte ich den Wirbel um diesen Ausspruch nicht
verstehen. Hier werden immer wieder Bezüge geknüpft zur Familie und zum
Zeitgeschehen und dabei eingeordnet, ohne sich aufzudrängen, oder die
Geschichte zu erdrücken und die Emotionen zu nehmen. Doch im Laufe der Zeit arbeiten
Flori und Banker als Fotografen, auch für die Presse und sind so immer auf der
Suche nach den großen, emotionalen Momenten ihrer Zeit. So darf man auch als
Hörer fühlen, wie die Welt sich damals rasant drehte und alles im Fluss war.
Historische Namen, die für mich bislang nur Begriffe waren, bekommen so eine
emotionale Kontour. Brigitte Riebe ist es erstklassig gelungen die großen
Gefühle dieser turbulenten Berliner Zeit einzufangen. Zu den großen Gefühlen
gehört natürlich auch die Spannung, denn das Böse, das die Familie in den
bisherigen Teilen bedroht, kommt auch hier wider zu Tage, in einem großen
Showdown, sowie in dem emotionalen Konflikt zwischen Flori und ihrem Ausbilder,
sowie dem Schicksal der Stadt.
Flori ist sicherlich die chaotischste der drei offiziellen
Thalheim-Töchter. Sie lässt sich gerne von ihren Emotionen tragen, ganz anders
als Rieke, die Älteste. So endet die Saga (hoffentlich nur vorläufig) mit einem
großen emotionalen Moment, sowohl für die Familie, als auch für Deutschland.
Mit Anna Fischer spricht wieder eine waschechte Berlinerin den
Thalheims aus der Seele. Als Flori klingt sie sehr jung und ungestüm, etwas
rau, etwas kratzig. Als Franzi, Sylvie, Rieke und Claire gefällt sie mir auch,
mit ihrer Interpretation von Miri kann ich mich leider nicht so anfreunden. Die
weiblichen Personen sind dennoch ihre Stärke, immerhin gibt es ja noch Louisa,
ein wirklich nicht einfacher Charakter und Karls zweite Frau Kitty, sowie
Louisas Schwester Amelie, die auch einen Kurzauftritt hat. Ich finde es super,
dass jede Schwester eine eigene Stimme bekommen hat und auch jede der drei
Sprecherinnen wiederum den Personen eigene Interpretationen hat zukommen
lassen. Allerdings muss ich einräumen, dass ich insgesamt Anna Thalbach am
Besten fand, aber das ist ja Geschmackssache. Es lohnt sich auf jeden Fall die
Reihe zu hören! Im Herbst soll noch eine Weihnachtsepisode vom Ku'damm
erscheinen, ich würde mich jedoch auch sehr freuen, mal Almas, Claires oder
Miris Geschichte, eventuell eben aus den 40ern zu hören, oder eben das
Schicksal von Enkelin Anna. Auch wenn die Saga abgeschlossen wurde, wären für
mich weitere Anknüpfungspunkte denkbar und willkommen! Ich liebe die Reihe!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio für dieses
herbeigesehnte Hörexemplar, dass mich nicht enttäuscht hat!
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Miris Geschichte? Da bringst du mich echt ins Grübeln ...
AntwortenLöschenhetrzlichst und danke Brigitte Riebe
Ja, das fände ich auch sehr spannend!
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