Die Ungeheuerlichen – Das Böse ist auf Deiner Seite, Paul Durham, Dragonfly Verlag
Der Titel sprach meine Große (12) sofort an, da sie in Filmen und Büchern, die Bösewichte immer am spannendsten findet. Riley (11) lebt mit ihrer schönen Mutter Abby, ihrer kleinen Schwester Lottie (4) und dem bisweilen eigenartigen Kater Shady in dem kleinen Örtchen Moderfurt. Ihr Vater ist wohl seit einigen Jahren tot oder so, aber ihre Mutter kann mit ihrem Weidenladen den kleinen Haushalt ernähren. Ihre besten Freunde sind Quinn, der Sohn des Schmieds von nebenan und Folly, die experimentierfreudige Tochter der Inhaber der verrufenen Spelunke „Zum toten Fisch“. Irgendwas liegt jedoch in der Luft, eine Ahnung umgibt sie. Tatsächlich hat sie nachts, als sie herausfinden will, wohin ihre Mutter sich heimlich schleicht, in den Sümpfen eine unheimliche Begegnung mit einem gefährlichen Nobold. Diese Monster galten als ausgemerzt, doch sie scheinen wiederzukommen. Diejenigen, die sie das letzte Mal verjagten, „die Ungeheuerlichen“ hat der Graf von Burg Longchance geächtet. Seine Soldaten haben den Nobolden jedoch nichts entgegenzusetzen. Ob die verbannten Ungeheuerlichen das Dorf noch einmal retten würden? Wer ist der verwegene Fremde, mit dem ihre Mutter sich heimlich trifft? Bei so vielen Geheimnissen kann Rye unmöglich die Hausregeln ihrer Mutter einhalten… Dann überschlagen sich die Geschehnisse und Rye und ihre Freunde, müssen gut überlegen, wem sie vertrauen können!
Der Start war schon etwas unheimlich und geheimnisvoll. So anders ist das Leben in Moderfurt, wo die Zeit ein paar hunderte von Jahren zuvor stehen geblieben scheint. Keine Handys, keine Autos, alles viel bescheidener, aber auch viel ungestümer und spannender! Man erwischt Riley und ihre Freunde sofort zu Beginn bei einer verbotenen Aktion, wie sie nachts heimlich über die Dächer klettern, um an ein verbotenes Buch zu gelangen. Was mag in diesem Buch wohl stehen, dass der Graf es verboten hat? Und warum um alles in der Welt dürfen Mädchen und Frauen nicht lesen lernen? Natürlich bringt Quinn es Folly und Riley dennoch bei, wenn es auch nur mühsam vorangeht, aber Verbotenes ist eben viel interessanter. Meine Jüngste stört sich in Bücher oft daran, wenn Kinder etwas stehlen, aber bei dem Diebstahl des verbotenen Buches, fand sie das überhaupt nicht schlimm. Man kann Mädchen doch nicht verbieten zu lesen! Dann stimmt ja auch ganz viel anderes für sie in dieser Gesellschaft nicht. Es gibt starke gesellschaftliche Unterschiede, zwischen bescheidenen Verhältnissen, wie bei Rye und Folly oder großer Armut, wie den Straßenkindern. Wohlhabend ist allein der Graf, mit dem schönen Namen Morningwig Longchance. Das fanden meine Töchter urkomisch! So gibt es trotz der unheimlichen Geschichte immer wieder Gründe zu schmunzeln und zu kichern. Diese Geschichte wird für Kinder von 11 bis 13 empfohlen und ist ziemlich düster, aber dennoch nie brutal oder abstoßend, auch wenn es beim Showdown wirklich zur Sache geht. Paul Durham schreibt so geschickt, dass selbst die blutigen Kämpfe oder verstümmelnden Sumpfmonster die Kinderseelen nie belasten. Eine fremde Welt, in die man gerne und tief eintaucht. Damit dies schneller gelingt, wird der Bucheinband von einer Übersichtskarte von Moderfurt und Umgebung geziert. Außerdem enthält das Buch hinten ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Moderfurt und die Ungeheuerlichen. Die Gestaltung hat uns ausgeprochen gut gefallen und damit meine ich nicht nur das Cover!
Lange Zeit begleitet man Rye durch Moderfurt und Umgebung und hat nur eine vage Vorstellung von den Ungeheuerlichen. Sie sind so geächtet, dass man nicht über sie sprechen darf, nicht einmal erwähnen! Das ist unglaublich stimmungsvoll beim Lesen, so lange im Ungewissen über die Titelgebenden zu sein. Diese Welt ist so fremd, doch ihre jungen Helden wirken nahbar und vertraut. Man sympathisiert sehr schnell mit ihnen und spätestens als man merkt, wie die Soldaten mit Kindern und Schwächeren umgehen, nimmt man die Seite der Ungeheuerlichen ein, denn die Feinde dieser Brutalos, können eigentlich nicht so schlecht sein. Eine sehr interessante Perspektive für die jungen Leser, mal die gewohnte Ordnung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu hinterfragen. Dabei kann man schauerlich-schön mitfiebern und wer weiß, am Ende ist eine Fortsetzung nicht auszuschließen!?
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Laura von skylineofbooks für unseren Instagram-Gewinn.
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