Sonntag, 5. April 2020

Der Fall der verhängnisvollen Blumen (Enola Holmes 3) Nancy Springer, Knesebeck Verlag



Der Fall der verhängnisvollen Blumen (Enola Holmes 3) Nancy Springer, Knesebeck Verlag

Enola, die vierzehnjährige Schwester von Mycroft und Sherlock Holmes sitzt in ihrem trostlosen Büro im East End und denkt nach. Seit ihrem letzten Fall, als Dr. Watson sie in ihrem Büro als der imaginäre wissenschaftliche Perditor Dr. Ragostin aufsuchte und ihr den Auftrag erteilte Enola Holmes zu finden, fürchtet sie, dass Sherlock ihr nun auf der Spur sein könnte. Sie sucht daher fieberhaft nach einem neuen Pseudonym, als sie in der Zeitung vom mysteriösen Verschwinden des Doktors liest. Sherlock scheint ratlos und Enola ist entschlossen, diesen Fall aus weiblicher Sicht anzugehen. Sie legt sich eine neue Verkleidung zu, eine, die von ihr niemand erwarten würde und stattet der einsamen Mary Watson einen Besuch ab. Dabei fallen ihr merkwürdige Blumensträuße auf, die in der Sprache der Blumen nichts Gutes verheißen, sondern eine klare Drohung aussprechen. Enola ist überzeugt, dass diese Gaben in direktem Zusammenhang zu Watsons Verbleib stehen und das ihrem Bruder diese Blumen niemals auffallen würden. Doch ihre Drohung ist ernst und zeigen, das Eile geboten ist!

Ich mag das Setting dieser Reihe, die gesellschaftlichen Abgründe und Feinheiten Londons im späten 19. Jahrhundert. Wobei durch die vierzehnjährige Enola auch immer wieder das damalige Frauenbild thematisiert und kritisch beleuchtet wird, ebenso wie die Armenviertel und die mangelnde soziale Absicherung, die Enola zu lindern versucht. Sehr gut gefällt mir, dass man nun, nach Dr. Watson auch seine Frau Mary näher kennenlernt. Ihre zurückhaltende, warmherzige Art nimmt einen sofort für sich ein, steht sie doch auch in krassem Gegensatz zu Enolas selbstgerechten Brüdern. Wobei diese inzwischen einräumen müssen, dass auch sie an ihre Grenzen stoßen, vermögen sie doch in Watsons Verschwinden keinerlei Logik zu entdecken! Auch dieses Mal spielt die Holmes Familienkonstellation eine bedeutende Rolle. So beschäftigt das plötzliche Untertauchen ihrer Mutter, und ihre Schlußfolgerungen aus dieser, Enola noch immer. Regelmäßig durchkämmt sie die Kleinanzeigen der Zeitungen nach Geheimcodes, die Nachrichten ihrer Mutter enthalten könnten. Wieder wird sie fündig und gibt den jungen Leserinnen die Möglichkeit, ihre eigenen Codeknackerkünste zu testen. Es ist ein Mix aus vertrauten Strukturen und neuen Rätseln. Wobei ich dieses Mal den Fall sehr vorhersehbar finde und es mir unerklärlich ist, warum Enola solange braucht, um Dr. Watson zu finden, da sie über die Lösung relativ früh stolpert. Persönlich sind mir auch zu viele Zufälle in den Fall eingewebt, wenn man bedenkt, daß Enola nicht in London aufgewachsen ist, sondern ein echtes Landei. Als Krimi hat dieser Band, trotz der beliebten Figuren erhebliche Schwächen. Auch die sprachlich interessante Erzählweise und das faszinierende Setting vermögen diese Genreschwäche nicht auszugleichen. Dabei finde ich es schade, dass die Sozialkritik dieses Mal deutlich schwächer ausfällt und einige Missstände sehr verblümt geschildert werden. Obwohl mir die Lösung des Falles und das Warum sehr früh klar waren, kommt dennoch gegen Ende echte Spannung auf, als sich die junge Ermittlerin bei ihren Nachforschungen in echte Gefahr begibt. In dieser Szene kommen übrigens auch die neuesten technischen Errungenschaften der damals fortschrittlichsten Polizei der Welt zum Einsatz.

Sehr schön finde ich die äußere Gestaltung der Reihe, bei der die Einzelbände wunderbar farblich aufeinander abgestimmt sind.

Leider hat dieser Fall von Enola mich nicht überzeugt und konnte mehr als Roman mit seinen exzentrischen Charakteren punkten. Da diese allerdings in der Tat interessant sind, werde ich der Reihe noch eine Chance geben.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Knesebeck Verlag für mein Rezensionsexemplar.

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