Das rosa Haus am Meer, Susanne Fülscher, Piper
Rosa ist Anfang 70, eine Alt68er, die ihren Porzellanladen
und Prosecco liebt. Ihre Tochter Charlotte 38, geht völlig in ihrem Beruf als
Konditorin auf und neben der Pflicht und ihrer Teilhaberin, nach einer großen
Enttäuschung auch keine Zeit mehr für andere Seiten des Lebens.
Die 21 jährige Paulina ist bildschön, hat die Schule
geschmissen, um Schauspielerin zu werden, aber ohne Abi keine Chance an einer
der großen Kunsthochschulen. Trotz privater Schauspielausbildung und Agentin,
bekommt sie bei Castings eine Absage nach der anderen. Als dann auch noch ihre
Mutter ihr zu verstehen gibt, daß sie eine Versagerin sei, möchte Paulina sich
das Leben nehmen. Als es dann aber so weit ist, und ein rücksichtsloser Fahrer
sie fast überfährt, merkt sie, daß sie doch leben will! Bei ihrem
Ausweichmanöver rauscht sie in Rosas Porzellanladen. Rosas ganzes Leben scheint
in Scherben zerbrochen zu sein, als der hypochondrische Rettungssanitäter Fabio
am Unfallort eintrifft. Doch Rosa steht auf, richtet sich das Krönchen und
macht sich mit Paulina auf zu neuen Abenteuern! Sie fliegen nach Italien auf
die schnuckelige Insel Procida, wo Rosa von einem längst vergessenen Verehrer
ein rosa Haus geerbt hat.
Das Buch ist eigentlich so sonnig wie sein Titel und die
Insel auf der es spielt. Sommerlich frisch wird man sofort in den Bann gezogen,
von dem jungen Mädchen, daß nicht mehr leben will, bis es scheinbar zu spät ist
und der fidel alten Damen, die vor Lebenslust schier zu platzen scheint!
Anfangs war ich zugegebenermaßen sehr ungeduldig mit
Paulina, denn das Glück wird einem nicht stets auf dem silbernen Tablett
serviert, nur weil man schön ist. Und nur weil man wie Rosa mal schön war, kann
man sich auch nicht alles erlauben. Man sollte Dingen und Problemen auch mal
auf den Grund gehen, ohne sich einen oder drei Prosecci zu genehmigen. Doch
Paulina ist jung und reift auf der Insel, sie wird erwachsen.
Da waren mir die etwas überpflichtbewußte Charlotte und der
überängstliche Fabio eigentlich deutlich lieber. Da sie das Leben ernst nehmen,
schließen sie es bisweilen aus Angst aus.
Ganz anders als Althippie Kalle, ein alter Freund des
Erblassers des Hauses, der anfangs nicht nur mir mit seinen andauernden
Prahlereien auf die Nerven ging. Aber wenn man so eng in einem kleinen rosa
Haus am Meer aufeinander hockt, kommt bisweilen alles anders. Durch die Nähe
lernt man sich besser kennen und schätzen, mit Stärken, Macken und Schwächen.
Man kann sich dem Charme des Sommers, der Sonne, des Meers und der Insel nicht
entziehen. Man muß einfach genießen lernen und das Leben mit beiden Händen
greifen! Man lernt zu verzeihen, denn ändern kann man nur sich selbst und nicht
die anderen.
Besonders gut hat mir das Ende gefallen, das einen wirklich
tollen Abschluss bildet, ohne die Fantasie für die Zukunft zu sehr einzuengen.
Susanne Fülscher kann somit nicht nur Jugendbücher
(#Fingerweg!) und Kinderbücher (Mia) sondern auch entspannt unterhaltsame
Frauenlektüre.
Eine sommerlich leichte Liebeserklärung an die Liebe, die
Freundschaft, den Genuß und den Sommer.
Ein Frauenroman, den ich gerne mit 4 von 5 Sternen
weiterempfehle und der in jeder Badetasche noch Platz finden sollte.
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