Ole von Pups, Hans-Dietrich Nehring, Francke Verlag
Ole Müllers Eltern ziehen berufsbedingt von Hamburg nach
Bayreuth. Ole ist ganz unglücklich, daß er seine alte Klasse, seinen besten
Freund Felix und seine Fußballmannschaft, in der er einer der besten ist,
verlassen muß. Als er dann vor seiner neuen Klasse steht und alle ihn
anstarren, fordert die neue Lehrerin ihn auf, sich selbst vorzustellen. Doch
statt seines Nachnamens hört die Klasse nur einen lauten Pups. Von da an,
nennen sie ihn nur noch Ole von Pups und keiner will neben ihm sitzen, weil er
angeblich stinkt. Peter, der den Namen in die Klasse gerufen hat, wird nun
dennoch sein Sitznachbar und schürt kräftig die Stimmung gegen Ole. Dieser wird
immer unglücklicher, alles scheint nur noch schief zu gehen, sogar beim
Fußball. Als der Pastor im Reliunterricht ein Gleichnis erzählt, denken viele
Kinder um und wollen ihr Verhalten ändern. Nicht jedoch Peter, der wird immer
starrsinniger, bis sich die Situation dreht und er im Abseits steht und die
Klasse zu Ole hält. Kann Peter über seinen Schatten springen und sich bei Ole
entschuldigen?
Meinen Töchtern (noch 2. Und 4. Klasse) hat das Buch richtig
gut gefallen. Sie haben mit Ole richtig mitgefiebert und Peter verteufelt. So
einfach ist das in der kindlichen Welt, nicht ganz so einfach in der Realität.
Nach dem Gleichnis des Pastors haben alle Kinder bis auf
Peter ihr Fehlverhalten eingesehen und wollten mit Ole befreundet sein. So
einfach ist es in der Wirklichkeit leider nicht, denn Mobbing kommt schon in
den Grundschulen vor und wie hier, bedarf es lediglich eine Nichtigkeit, um ein
Kind ins Abseits zu drängen.
Doch die Gleichnisse des Pastors regen zum Nachdenken an,
sie sind schön kindgerecht erzählt. Besonders das für Kinder nicht einfach zu
verstehende Gleichnis vom verlorenen Schaf, hier „das freche Schäfchen“. Der
gute Hirte liebt sie alle, ob lieb oder frech, denn alle sind liebenswert und
somit darf niemand ausgegrenzt werden!
Dieses Kinderbuch erzählt aber nicht einfach nur biblische
Gleichnisse. Neben den echt schönen Illustrationen von Daniel Fernandez, wird
es auch ganz schön spannend. Nicht nur die Frage, wie Ole jemals aus dem
Schlamassel herausfinden soll, sondern auch, Peter, der sich immer mehr
verrennt und seine Schuld nicht einsehen will, geschweige denn sich für sein
Fehlverhalten entschuldigen! Daher ist neben Mobbing Entschuldigung, Vergebung
und Verzeihung ein großes Thema, aber nicht mit moralisch erhobenem
Zeigefinger, sondern in eine spannende Geschichte verpackt. Denn ausgerechnet
Peter fühlt sich ungerecht behandelt und reißt aus. Das bietet Stoff für eine
Menge aufregender Situationen. Aber die Leser merken auch, was das Ausreißen
für die anderen, die Zurückgebliebenen bedeutet, die sich Sorgen machen. Das Leben
als Ausreißer ist auch gar nicht so einfach und es verläuft so gar nicht, wie
Kinder es sich vorstellen. Daher gefällt mir dieser Teil sehr gut, denn die
Kinder haben durchaus gemerkt, daß dieses Weglaufen nicht einfach nur ein
Abenteuer ist. Es ist eine völlig unbedachte Aktion, mit der Peter sich echt in
Schwierigkeiten begibt und das nur, weil er sich einfach nicht entschuldigen
will, sondern bockt und deswegen nun er ausgegrenzt wird. Eine sehr kindliche
Reaktion, auf die zuerst ebenso kindlich rabiat reagiert wird, bis sie durch
die Geschichte vom verlorenen Schaf zum Umdenken gebracht werden. Eine Umkehr
ist jederzeit möglich!
Autor Hans-Dietrich Nehring ist Pfarrer in Bayreuth,
verheiratet und Vater von drei Kindern. Als kleiner Junge schon hat er sich
Geschichten ausgedacht, die sein Großvater für ihn aufschrieb. Heute schreibt
er Geschichten für die Kinder seiner Gemeinde.
Eine schöne und spannende Geschichte über Mobbing,
Entschuldigung, Umkehr und Vergebung, die wir gerne mit 4 von 5 Sternen
weiterempfehlen.
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