Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag
Der elf-jährige Jukka hat einen finnischen Vater, ein
begnadeter Koch und eine deutsche Mutter. Leider genügt der tolle Vater seiner
Mutter nicht mehr und sie bekommt nun mit einem Zahnarzt in Helsinki ein Kind.
Vater Anton zieht hingegen mit Jukka in den deutschsprachigen Raum, weil er
dort die Stelle als Küchenchef in dem Hotel, in dem er vor Jahren Jukkas Mutter
kennen lernte, angeboten erhielt.
Als Jukka in seine neue Klasse kommt, wird er sofort wegen
seines Namens, seiner schmächtigen Figur und den halblangen blonden Haaren, von
dem größten und stärksten Jungen Nico als „Jutta“ verhöhnt. Die coole Leo ist
anders und macht für ihn bereitwillig Platz an ihrem Tisch, was ihrer besten
Freundin Lissa nicht in den Kram passt. Als Jukka im Sporttraining den erklärten
Champion Nico schlägt, kennt dieser keine Gnade.
Wie gut, daß sein Zugang zu Leo immer besser wird. So wie
Jukka leidenschaftlich rennt, geht Leo voll und ganz in ihrer Kunst auf. Nur,
daß Jukka von seinem Vater stets verstanden und unterstützt wird, anders als
Leo, die sich als Fremdkörper in ihrer scheinbar perfekten, erfolgsverwöhnten
Familie fühlt. Durch die Teilnahme an einem Kunstwettbewerb will sie ihren
Eltern zeigen was in ihr steckt, und Jukka Nico in die Schranken weisen. Ob das
so klappt, wie die zwei sich das vorstellen?
Mobbing wird leider immer mehr verbreitet und dennoch ist
Jukka nicht wirklich eine Geschichte über Mobbing, denn die Kraft der
Freundschaft ist stärker als Mobbing. Solange man mindestens einen
Freund/Freundin hat, kann man alles ertragen! Na ja, elterlicher Rückhalt
sollte da auch nicht ganz vergessen werden.
Meine noch 9 jährige Tochter fand den Namen Jukka auch doof
und wollte nur widerwillig das Buch mit mir lesen. Doch bereits nach wenigen
Sätzen hatte es sie, ebenso wie mich, gepackt! Doch ist die Geschichte nicht
nur einfühlsam, sondern auch wirklich witzig und spannend. Jukka rennt ohne
Ende und man fragt sich stets bis zum Schluss, schafft er es noch rechtzeitig
an sein Ziel? Und Jukka hat wirklich ein nachvollziehbares Ziel, daß leider
immer wieder versucht sich ihm zu entwinden, aber so leicht gibt er nicht auf. Das
ist so spannend, daß wir uns jeden Abend auf die Fortsetzung der Geschichte
gefreut haben.
Jukka ist wirklich sensibel und einfallsreich und hat mit
seinem Vater, trotz dessen wirklich lausger Arbeitszeiten echt Glück gehabt! Er
unterstützt ihn und zeigt ihm jederzeit, daß er ihn liebt, so wie er ist. Er
muß keine Wettkämpfe und keine Preise gewinnen, er soll nur er selbst sein.
Leos Familie scheint gar nicht zu sehen wer Leo ist, nur daß
sie völlig anders ist. Sie sieht sogar anders aus! Ein Vertauschen im
Krankenhaus ist jedoch ausgeschlossen. Aber Leo ist nicht nur kreativ, sie ist
auch einfühlsam und sieht auch den Druck und die Nöte ihrer Mitschüler, nur
nicht bei ihrer besten Freundin, die mit der „Konkurrenz“ durch Jukka arg zu
kämpfen hat.
Die Sprache ist sehr einfühlsam und für Kinder wirklich toll
nachzuvollziehen. Allerdings enthält das Buch einige österreichische Begriffe.
Was denn nun genau die Eierspeisen sind, die Vater Anton so toll zubereitet,
wissen wir immer noch nicht, wir ahnen es aber. Bei einigen Wörtern hatten wir
jedoch den Eindruck, daß es sich nicht um sprachliche Eigenheiten Österreichs
handelt, sondern um Druckfehler. Bei Wörtern wie „Bewerbe“ statt „Wettbewerbe“
kam ich noch auf die Bedeutung, aber bei einigen, kam mir nur „Druckfehler“ in
den Sinn, da ohne sie der Satz vollständig war. Das war etwas schade, da auch
der Druck gestochen scharf war. Diese Grübeleien, ob dies nun irgendeine
österreichische Sprachbesonderheit oder ein weiterer Druckfehler sei, störten
aber etwas den Lesefluß, dafür müssen wir leider einen Stern abziehen (ich habe
auch mal einem Buch, daß ich grässlich fand, daß aber hervorragend lektoriert war
und mit super klarem Druck, einen Stern für den fehlerfreien, gestochen
scharfen Druck gegeben).
Die Geschichte als solche hat uns jedoch rundum überzeugt.
Es geht um mehr als um Mobbing, es geht um Träume, Zivilcourage, Freundschaft
und das Einstehen für seine Überzeugungen. Doch zeigt das Buch auch, wie aus
„Feinden“ durch Verständnis für die Situation den anderen, echte Freunde werden
können. Eine Geschichte, die so gut geschrieben ist, daß sie auf jeden Fall 5
Sterne verdient hat.
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