Lilo auf Löwenstein – Ab ins Schloss, Mara Andeck, Eleni
Livanios, Boje Verlag
Lilo heißt eigentlich Lisa Lorenz, ist 11 Jahre alt und
träumt von großen Abenteuern. Leider wohnt sie mit ihren Eltern und ihrem 10
Monate alten Bruder Ben in einer winzigen Stadtwohnung im gleichen Haus wie der
stets schimpfende und brüllende Vermieter Herr Frenk. Als sie auf der Suche
nach neuen Abenteuern vom Baum fällt, muß sie wegen einer Gehirnerschütterung
ihr Hirn ausruhen und hat anschließend die besten Ideen: Sie müssen dringend
weg von Herrn Frenk und brauchen eine neue Wohnung. Der Rest der Familie ist
begeistert und Papa Flo hat als Architekt direkt das perfekte Objekt an der
Angel: eine der drei Wohnungen auf Schloss Löwenstein die der Graf vermietet um
den Unterhalt des Schlosses bezahlen zu können! Das Schloss liegt in einem
riesigen Park mit Fluss, See, Wald, Schuppen und Scheuen und allem was so ein
Abenteurerherz begehrt. Schon beim Umzug schließen Ben und Lilo Freundschaft
mit David dem Sohn von Papas Freund, der beim Umzug hilft. Sie haben einfach
riesen Spaß, bis die Töchter der neuen Nachbarn untendrunter die neue Harmonie
stören. Aber nicht alle Nachbarstöchter sind so zickig wie die schöne Helena
Lavendel, die eingebildete Älteste. Ein Sommer voller Abenteuer und Geheimnisse
beginnt.
Lilo liebt Abenteuer und möchte später über sie schreiben!
Daher müssen in dieser Geschichte natürlich Abenteuer vorkommen, allerdings
sind es solche, die Kindern durchaus passieren könnten, ohne daß sie in
unsinnige Gefahr gerieten. So ist es spannend, aber entstammt dennoch der
realen Kinderwelt (auch wenn Kinder meistens nicht auf Schlössern wohnen). Aber
es geht eben auch um Neuanfänge und Freundschaft. Lilo Schulferien beginnen,
sie hat jede Menge Zeit aber ihre zwei besten Freundinnen sind erst einmal
wochenlang verreist und wohnen nun ja auch nicht mehr direkt um die Ecke. Sie
darf nun in einem Schloss mit Abenteuergarantie leben, aber sie muß sich auch
neu positionieren, denn die neuen Nachbarn haben drei Töchter und David der
Sohn von Papas altem Schulfreund, der aus Amerika zurück gekehrt ist, kommt nun
auch ständig zu Besuch.
Gut gefällt mir, wie Lilo mit der ältesten Nachbarstochter
Helli umgeht. Das erste Zusammentreffen ist eine Katastrophe, aber sie meistert
die Situation ganz alleine und mit Bravour! Gut, sie verkriecht sich erst mal,
aber vor allem weil sie Zeit zum Nachdenken braucht und ihr ist bewußt, daß sie
sich nicht ewig verstecken kann. Das gefällt mir sehr gut, es ist eine sehr
kindgerecht Situation und dennoch kann das Kind aus seinem eigenen scheinbaren
Teufelskreis ausbrechen. Das macht Mut und stark. Sie schafft es, sich von
Helli nicht unterkriegen zu lassen, obwohl diese sich echt Mühe gibt, sich auf
Lilos Kosten zu profilieren. So ist es kein Buch über Mobbing, sondern über
Stärke, Mut und Freundschaft. Denn natürlich findet Lilo Freunde, aber daß dies
von Lilo erst mal selbst geheim gehalten wird, will ich es auch nicht verraten.
Denn in diesem Buch beschreibt Lilo ihre Abenteuer von dem Moment an, als sie
vom Baum fiel. Beim Erzählen der Geschichte hat sie Unterstützung von einer
vorerst unbekannten Person, die ihren Namen in den Teilen, die von dem
Erzählprozess berichten, immer mit böpppp wegzensiert wird. Das ist lustig,
ebenso wie die in grün gedruckten Gespräche der zwei Kinder und Lilos Feelies.
Während die Abenteuer in normalen schwarzen Lettern gedruckt sind, sind ihre
Gefühle in grün gedruckt. Denn neben dem Schreibprozess, diktiert Lilo auch
ihre Gefühle und Eindrücke in ihr Handy, um nicht zu vergessen, wie sie sich in
besonderen Lebenssituationen gefühlt hat. Diese Kombination aus kindlichen
Abenteuern und ihrer Gefühlswelt ist wirklich sehr gelungen. Ebenso wie die in
den Text eingewobenen Erklärungen von für Kinder unbekannten Begriffen.
Da dieses Buch ja schon ab 8 Jahren ist, zieren
Illustrationen von Eleni Livanios die Buchinnendeckel. Im Inneneinband sieht
man Familie Lorenz mit ihren Kisten in der Eingangshalle eintreffen und im
hinteren Buchinnendeckel ziert ein Plan des Schlossgeländes die Seiten und lädt
zum Träumen und Nachschlagen ein. Im Textteil selber zieren vor allem Vignetten
die Kapitelanfänge, ansonsten beschränken sich die Illustrationen vor allem auf
Listen, Pläne und kleine Tierzeichnungen. Dies ist sehr hübsch, aber natürlich
können Kinder immer noch mehr Illustrationen vertragen, ein zu viel ist für sie
fast nicht möglich…
Die Autorin Mara Andack lebt mit ihrer Familie in einem Dorf
bei Stuttgart und rettet dort gerne Tierbabys. Diese Liebe zur Natur und zu
Tieren atmet diese Geschichte auch aus. Denn trotz Lilos Handy, das sie für
ihre Feelies braucht, ist Mara Andrack vor allem eine Liebeserklärung an die
unbeschwerte Kindheit in der Natur und die Freundschaft gelungen.
Abwechslungsreich, witzig und sehr kindgerecht.
Wir sind schon sehr gespannt, ob Lilo im Herbst das große
Cliffhanger-Geheimnis von Ende des ersten Bandes lüftet und ob auch Grafen
Löwenstein und sein blasser Enkel noch eine größere Rolle spielen werden.
Wir freuen uns auf Band 2, dieses schönen noch relativ
großgedruckten Buches für Kinder zum Selberlesen ab 8 Jahren und zum Vorlesen
sicher schon ab 7 Jahren und empfehlen es mit 5 von 5 Sternen gerne weiter.
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