Shinigami Games, Andreas Neuenkirchen, Japan Krimi Conbook
Dies ist der 3. Fall von Inspektorin Yuka Sato von der Tokyo
Metropolitain Police. Inspektor Sato ist morgens mit eine befreundeten Kollegen
Masaru Iwaki joggen und fast schon wieder zurück im Präsidium, als Iwaki von
einem Schuß aus einem Scharfschützengewehr tödlich getroffen wird. Zurück an
ihrem Schreibtisch erhält Yuka Sato auf ihrem Dienstrechner die Mitteilung, daß
dieser Mord erst der Auftakt zu einem Spiel über 7 Runden sei. Jeden Tag solle
eine neue Runde beginnen und er, der Todesdämon Shinigami bestimme die Regeln.
Yuka Sato nimmt dies persönlich, wie es wohl auch gemeint
ist. Es beginnt eine tödliche Jagd und einige Runden kann sie von vornherein
nicht gewinnen. Immer mehr wird sie die Aufrechte und Unbestechliche in die
Enge getrieben, an die Grenze dessen, was sie bereit ist zu tun, in Ausübung
ihres Amtes.
Das kühl graue Cover ist von bestechender Schönheit,
Schlichtheit und Klarheit. Es passt sehr gut zu der klaren japanischen
Aufgeräumtheit und wer das Buch liest, wird spätestens gegen Ende den
inhaltlichen Bezug herstellen. Die Klappbroschur wird zudem in der Innenklappe
mit vielen kleinen schwarzen Schmetterlingen geziert, wirklich hübsch.
Praktischerweise beginnt das Buch mit einem
Personenverzeichnis. Da mir die japanischen Namen einfach nur fremd sind, war
es für mich auch bitter nötig. Selbst gegen Ende der Geschichte habe ich
gelegentlich wie auf einen Spickzettel schnell noch einen Blick darauf
geworfen. Auch die japanischen Bräuche, Riten und Verhaltensweisen waren mir
fremd. Es kamen öfters Dinge oder Wörter vor, die mich nur ratlos zurückließen.
Da ich das Buch im Rahmen einer Leserunde las, dachte ich, hach, da frage ich
doch mal den Autor. Der war aber schon so schlau darauf hinzuweisen, daß dieses
Buch ab S. 310 über ein Glossar verfügt. Diesem Glossar folgt noch eine Yuka
Sato Kurzgeschichte: Bescherung in Kabukicho. Das ist zwar ein schönes Bonbon
zum Schluß, macht es aber quasi unmöglich das Glossar zu finden, da auf dieses
an keiner Stelle sonst hingewiesen wird. Wer kein Japankenner ist, wird aber
gerade das Glossar als große Bereicherung empfinden.
Japan ist doch viel exotischer als ich dachte. Um sich in
Inspektor Yuka Sato hineinzudenken empfiehlt es sich wohl dringend mit Band 1
zu beginnen, um besser in ihre Welt eintauchen zu können. So wird auch oft
Yuka’s Freundin, Nachbarin Sam erwähnt, die zur Zeit in ihrer Heimat Australien
weilt und ich hatte echt den Eindruck, ich habe was verpasst, weil ich sie
nicht kenne. Vor diesem Buch, war es mir auch nicht bewußt, daß Frauen in
vielen Berufen in Japan eine Seltenheit sind, so auch bei der Polizei und als
Sushi-Meister. Die Begründungen hierzu sind super! Welcome to the 30’s! Aber
auch wenn Yuka in einer Männerwelt arbeitet, hat sie einige sehr sympathische
Kollegen und Informanten, wobei ich besonders Ex-Partner Shun Nakashima der
mittlerweile Inspektor in einem anderen Revier ist und Hacktivist und Informant
Kentaro Sakamoto erwähnen möchte. Durch die Kurzform Ken habe ich den jungen
Hacker besonders schnell wiedererkannt und konnte somit schneller eine
Verbindung zu ihm aufbauen.
Durch den Mord an Kollege Iwaki begann der Krimi bereits
sehr rasant und zog mich sofort in einen Bann, auch wenn ich anfangs meine
liebe Not hatte die einzelnen Personen zu ordnen. In der Mitte ließ für mich
der Spannungsbogen etwas nach. Die vielen Riten, Formalien und Regeln
überforderten mich ein wenig. Diese wurden für den normalen Deutschen Leser
zwar erläutert, es nimmt aber bisweilen das Tempo heraus, nur um gegen Ende
wahnwitzig anzuziehen. Das Ende hat es in sich und ist nichts für zarte Nerven
und schwache Mägen. Einen kuscheligen Cosy braucht man hier nicht zu erwarten.
Trotz allen Sadismus des Täters, schafft es der Autor ein Ende zu konzipieren,
daß mich überzeugt und auf die Fortsetzung hoffen läßt.
Da ich bisweilen zu Yuka Sato eine zu große emotionale
Distanz hatte, habe ich nicht ganz so mitgefiebert, wie es das Buch verdient
hätte. Dafür hätte ich aber wohl die zwei Vorgängerbände lesen sollen. Das Buch
ist aber auch jeden Fall sehr interessant, insbesondere für Japan-Banausen wie
mich (die aber bereit sind, hinzuzulernen), da es tolle Einblicke in die
japanische Gesellschaft eröffnet, denn der Autor weiß wovon er spricht.
Schließlich lebt er selbst mit seiner japanischen Frau und dem Kind in Tokyo,
so kann er sich gut an das für uns Unbekannte dieser Welt hineinversetzen.
Vorsicht, daß Ende muß man in einem weglesen, denn es ist wirklich
wahnsinnig spannend.
Wer Lust auf einen wirklich guten Krimi hat, der auch das
Hirn fordert und bei dem man noch was lernt, der liegt hier wirklich richtig
und sollte zugreifen.
Gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen mit Leseempfehlung
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