Sunny Valentine - Von Zirkuskanonen und elefantösen Notfällen
Sunny Valentine - Von Zirkuskanonen und elefantösen Notfällen, von Irmgard Kramer, Loewe Verlag
Dies ist Band 4 der Abenteuer von Sunny Valentine, ihrem über 1000
Jahre alten geheimnisvoll skurrilen Haus, ihrem Vater dem
Kinderbuchillustrator, ihrem kleinen Bruder Flip, Pflegebruder Amir und
Nennopa Konrad sowie diversen Tieren die sie von ihren Reisen mit dem
Haus mitgebracht hat. Denn Sunnys Haus, das sie für 85 Cent gekauft hat,
ist ganz speziell. Es kann Räume verschieben, sich stauchen, wachsen,
ausdehnen, verändern und seine Türen können in andere Länder führen.
Doch jetzt stimmt gerade etwas nicht mit ihm. Nach der Schule, läßt es
niemanden herein! Die Türen und Fenster sind verrammelt und es sieht
immer schäbiger aus. Da die Tag immer kürzer und kälter werden, können
sie kaum im Garten schlafen und der einsetzende Schneefall zwingt die
Familie dazu ihre Notunterkunft im Tipi zu verlassen und sich
aufzuteilen, denn keiner ihrer Freunde hat für eine so große Familie
Platz. Sunny macht sich daher auf die Suche nach einem geheimnisvollen
Arzt, der ihr krankes Haus heilen kann. Doch den findet man nur, wenn
man ihn nicht sucht. Auf ihrer Nichtsuche landet Sunny im warmen Italien
beim Circus Fratelli Bombastico, einer riesigen bunt gewürfelten
Großfamilie die gut zu ihren Tieren ist und deren Künste Sunny fast so
sehr faszinieren, wie ihrer jüngster Spross Manolito.
Diese Geschichte ist sehr eigenen und sehr fantasievoll. Zur
Einstimmungen hatte ich den Kindern, die ersten zwei Bücher als
Hörbücher gekauft und sie waren begeistert. Ich hatte sie zum
Einschlafen gehört und war verwirrt, weil die Geschichten recht
verschachtelt und jenseits des Normalen waren. Ich ging also etwas
vorbelastet an dieses Buch heran. Entgegen meiner Erwartungen, konnte
man diesem 4. Band aber auch ohne Vorkenntnisse gut folgen. Mich
wunderte zwar wo Sunny’s Mutter steckte und an wen die Geschichte
adressiert ist, denn sie ist nicht einfach eine Geschichte aus der
Ich-Perspektive erzählt, sondern ein langer Brief an Sunnys Mutter. Die
Kinder haben es mir sofort erklärt und wußten voll Bescheid, aber auch
das Buch kommt an einer späteren Stelle darauf zu sprechen. Sunny’s
Mutter ist losgezogen, um sich selbst zu finden und Sunny schreibt ihr
regelmäßig ihre Abenteuer mit ihrem wunderlichen Haus, die der Vater
dann illustriert und später veröffentlicht.
Denn erzählenswerte Abenteuer sind es allemal, die Familie Valentine
mit dem Haus oder durch das Haus so passieren. Es werden keine
Verbrecher gejagt und keine Drachen oder Feen gerettet, aber Sunny muß
in Band 1 die Unterhose eines Prinzen für das Haus als Fahne besorgen,
in Band 2 die verschollene Lehrerin in New York finden und in Band 4
einen Arzt, dessen Aufenthaltsort ebenso wechselhaft ist wie sein Name.
Die ständig neuen Namen des Arztes sind ein wirklicher Knaller, auch
wenn diese für die Eltern bisweilen vielsagender sind als für die Kinder
(meine kennen z.B. Doktor Schiwago und Dr. Sommer nicht). Das Buch lebt
von fantastischen Übertreibungen und wahnwitzigen Ideen, die den
kindlichen Kosmos zum Schwingen bringen. Kinder können sie hervorragend
in diese für Erwachsene bisweilen merkwürdig anmutenden Geschehnisse
hereinversetzen und fiebern total mit. Das Buch wird ab 9 Jahren
empfohlen. Meine 7,5 jährige Tochter fand es aber auch schon ganz toll,
konnte aber mit den sich anbahnenden zarten Gefühlen für Manolito noch
nicht so viel anfangen, wie ihre große Schwester mit 9,5 Jahren.
Die zweifarbigen Illustrationen von Nina Dullek sind dabei
ausgesprochen liebevoll und witzig und passen ausgezeichnet zu dieser
ungewöhnlichen Geschichte, der sogar mein Mann lachend zu hörte. Man muß
jetzt nicht die ganze Zeit laut loslachen, aber bisweilen bei einigen
der Namenskreationen für den verschollen Arzt oder beim Treffen der
Etepetete-Familie von Sunny’s Freundin, kann man nicht anders als zu
lachen. Ein wirklich außergewöhnliches Buch, jenseits von gerade
angesagten Trends, sondern wirklich eine liebevolle Familiengeschichte,
auch um Zusammengehörigkeit von Familien, die nicht alle genetisch
verwandt sind, die abseits von derzeit häufig verlegten
Massenwarenreihen liegt. Dennoch eine einzigartige Geschichte, die
durchaus ein breites Publikum ab mind. 8 Jahren anspricht.
Absolut empfehlenswerte 5 von 5 Sternen.
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