Friends & Horses Schritt, Trab, Kuss von Chantal
Schreiber, Schneiderbuch
Weder der Titel noch das Cover haben mich besonders
angesprochen, aber ich habe als Kind Schneiderbücher verschlungen, darunter
auch Bille & Zottel von Tina Caspari.
Die Sommerferien haben begonnen. Das Leben im idyllischen
Grillental könnte perfekt sein, aber die junge Ich-Erzählerin Rosa hasst
Veränderungen und diese stehen unmittelbar bevor. Seit ihrer Kindheit bildet
sie mit ihren Freundinnen, der elfenhaften, sensiblen Daisy und der frechen,
schlagfertigen Iris ein unzertrennliches Kleeblatt, na ja, außer sie verbringt
Zeit mit ihrem besten Freund seit Kindertagen Daniel. Doch Iris wird sie
verlassen, auf ihre Eltern warten neue berufliche Herausforderungen in der Großstadt,
und so müssen Iris und ihr großer Bruder Eric mit ihnen wegziehen. Für Daisy
ist es doppelt schwer, da sie heimlich in Eric verliebt ist, seit er ihr als
kleines Mädchen die Puppe aus dem Fluss gerettet hat. Rosa stellt zu ihrem
eigenen Unbehagen fest, daß Daniel zum Mann wird und sie nicht mehr kalt läßt.
Als wäre das nicht genug, taucht noch die fröhliche, umwerfend gutaussehende
Ollie aus Mexico aus, deren reicher Vater die Ranch gekauft hat, die doch die 3
Freundinnen bewirtschaften wollen. Für diesen zerstörten Kindheitstraum macht
Rosa Ollie genauso verantwortlich, wie für die Blicke, die Daniel nicht mehr
von Ollie abwenden kann. Wenigstens auf die Pferde ist Verlaß!
Meine Erwartungen waren eher etwas bescheiden ablehnend,
aber ziemlich schnell hatte mich die locker sommerliche Art voller Hoffnungen,
Gefühlen dieser Teenager-Geschichte gepackt. Spätestens als Rosa, Daisy und
Iris einen DVD-Abend mit MacLeods Töchtern zelebrieren war mir klar, ich mag
die Mädels, so unterschiedlich sie auch sein mögen. Iris, Daisy (englisch für
Gänseblümchen) und Rosa nennen sich aufgrund ihrer blumigen Namen, die 3
Blumen, ein dreiblättriges Kleeblatt. Was mir gefiel, waren die wirklich gut
ausgearbeiteten Charaktere. Die drei Freundinnen, aber auch die Neue, Ollie
waren wirklich gut beschrieben. Man konnte Rosa’s Stimmungsschwankungen
wirklich gut nachvollziehen. Auch wenn sie trotzig dachte, daß Ollie eigentlich
alles richtig macht, sie sie aber trotzdem nicht richtig mögen kann. Wie sie
schon richtig feststellt, ist sie halt auch nur eine Teenagerin und darf sich
auch so verhalten. Ihren Vater kennt sie nicht. Seit jeher lebt sie mit ihrer
Mutter im Häuschen ihrer Uroma, die früher auf sie aufpasste, wenn ihre Mutter
arbeiten musste. Noch so eine ungeliebte Veränderung. Ihre Uroma, die
anscheinend verstorben ist, vermisst sie sehr. Aber wenn sie bedenkt, wie viele
Mädchen einen schrecklichen Vater haben, dann hat Rosa lieber keinen Vater.
Denn wer ihr Vater ist, das weiß Rosa auch nicht. Sie nimmt es ihm übel, daß er
nie versucht hat, zu ihr Kontakt aufzunehmen. Doch seit Rosas Mutter ein
Fernstudium aufgenommen haben, zicken sich Mutter und Tochter nur an. Daisys
Eltern sind Künstler und sehr entspannt und locker. Aber wenn sie die Muse
küsst, verschwinden beide in ihren Arbeitszimmern und Daisy darf auf ihre
quirligen kleinen Schwestern aufpassen. Da ist Rosa dann doch über ihre sehr
strukturierte Mutter mit Ordnungsfimmel froh. Bei Iris könnte alles perfekt
sein, müsste sie nicht wegziehen. Die drei sind so unterschiedlich, aber so
liebevoll beschrieben, daß ich nicht sagen könnte, wen ich von ihnen am
liebsten mag. Als dann noch die Hormone in Wallung kommen, mußte ich dann
natürlich mitfiebern. Zum Ende des Buches wollte ich dann unbedingt wissen, wie
es weiter geht und habe mir den Klappentext zu Band 2, der demnächst erscheint,
durchgelesen. Die Geschichte ist so stimmig und doch sommerlich frisch
geschrieben, dass ich es binnen 2 Tagen verschlungen habe. Die etwas größere
Schrift kam mir dabei sehr gelegen.
Die Autorin weiß wovon sie schreibt, lebt sie doch mit Mann,
Tochter und Pferd in der Nähe von Wien. Kein Wunder also, daß es nicht ihr
erstes gelungenes Pferdebuch für junge Mädchen ist.
Meine Tochter hasst Pferdebücher und ich hatte gedacht, sie
würde beim Anblick des Pferdes auf dem Cover würde sie sofort mosern.
Stattdessen schien ihr das Cover viel besser gefallen zu haben, als mir. Sie
fragte schon mal zart nach, ob in dem Buch denn sehr viele Pferde vorkämen.
Nein, es kommen Pferde vor, die Mädels lieben ihre Tiere auch, aber auch als
Nicht-Pferde-Närrin ist es ein wunderbares Teenie-Buch über Freundschaft,
Eltern, die Liebe und Veränderungen. Ein tolle Mischung irgendwo zwischen
MacLeods Töchtern und den Gilmore Girls, mit sehr viel Gefühl.
Ich bin sehr froh, mich aus Nostalgiegründen für dieses Buch
entschieden zu haben. Es ist ebenso gut wie Bille und Zottel, nur eben
moderner. Dabei gefiel es mir sehr gut, daß die Jugendlichen alle auch mal sehr
gut ohne ihre Smartphones auskamen und noch andere Interessen hatten.
Ein wunderbares Buch für junge Mädchen, zum Träumen und
Mitfiebern.
5 von 5 Sternen
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