Dienstag, 15. September 2020

Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! Rüdiger Bertram, Illustration Ka Schmitz, Rowohlt Rotfuchs



Hilfe, mein Handy ist ein Superschurke! Rüdiger Bertram, Illustration Ka Schmitz, Rowohlt Rotfuchs

Franzi ist in ihrer Klasse eine Außenseiterin, nicht nur, weil sie gut in der Schule ist, damit sie mal später mehr verdient als ihre Eltern, sondern auch, weil sie als einzige kein Handy hat. Daher rauschen alle Gespräche und Verabredungen im Klassenchat völlig an ihr vorbei. Aber an der neuen Schule soll alles ganz anders werden, da kennt sie noch niemanden, da findet sie sicher schnell eine beste Freundin. Pustekuchen, es kommt noch schlimmer! Konstanze ärgert sie noch viel mehr als Caprice in der Grundschule, wobei es mal wieder darum geht, dass sie als Einzige kein Handy hat!Ihre Eltern haben Erbarmen und schenken ihr nun endlich ein altes gebrauchtes Smartphone von einem verstorbenen Senior. Doch was ist das! Ihr Handy hat ein Eigenleben und eine eigene Persönlichkeit. Er nennt sich Dandy Smart und weil er bei seinem früheren Besitzer unterfordert war, hat er sich mithilfe vom Internet-Tutorials alles mögliche beigebracht. Er kann ich in andere Handys hacken und kennt sämtliche Geheimnisse von Franzis Mitschülern, doch reicht ihm das nicht. Er will einen schnelleren Chip, den Superchip, mit unendlich viel Speicherkapazität! Da es davon nur einen gibt, geht das natürlich nicht auf legalem Wege...

Ja, wir haben Mitleid mit Franzi und ja, jedes Kind kennt sie, diese wahnsinnig Ungerechtigkeit, das alle, aber auch wirklich alle, etwas haben, nur man selbst nicht! Bei lesenden Kindern von lesenden Eltern, ist dies tatsächlich oft ein Smartphone, dem alles Sehnen und Hoffen gilt... Dennoch mussten wir von Anfang an, unglaublich viel lachen. Entgegen aller Klischees ist Franzi kein Spross des Bildungsbürgertums, dem erklärt wird, dass es sich auf die Wesentlichen Dinge konzentrieren soll und sie noch viel zu jung für ein Handy sei und das nur die Fantasie einschränke oder ähnliches. Nein, Franzis Eltern erklären ihr einfach, dass es schlicht und ergreifend auch zu teuer sei und sie lieber lernen solle, damit sie gut in der Schule bleibe.... Franzis Eltern haben nämlich keine hochdotierten Jobs, sondern sind aufrechte ehrlichen Menschen, die auch für den Mindestlohn ordentliche Arbeit abliefern, während der Vater morgens sogar noch Zeitungen austrägt, damit sie die Miete besser zahlen können. Beide Eltern schämen sich nicht für ihre Arbeit, ganz im Gegenteil, sie gehen in dieser auf, es ist anständige, ehrliche Arbeit, nur eben schlecht bezahlt. Beide Eltern sind von ihrer Arbeit geprägt, was sehr lustig ist, denn die Mutter arbeitet in einer Reinigung und bügelt zu Hause fröhlich alles weiter, was ihr in die Finger kommt. Da muss Franzis bisweilen um ihren Hamster Theo bangen. Ihr Vater ist Paketbote und nein er jammert nicht über Rückenschmerzen oder ähnliches, er trägt nur automatisch immer irgendwas unter dem Arm mit sich herum und sei es die Kaffeemaschine. Das ist sehr komisch und das ist erst der Anfang! Die Mitschüler sind echt fies zu Franzi, die sich natürlich keiner Schuld bewusst ist, weil sie ja auch gar nichts falsch gemacht hat. Dennoch bleibt einem keine Zeit für Mitleid, weil so schnell schon dieses eigenwillige Smartphone seinen Weg in ihre Tasche und ihr Herz findet. Dan, das Handy wir Franzis erster Freund, wenn man mal von der betagten Nachbarin absieht. Das Schöne an Franzi ist, dass sie immer nett bleibt, auch wenn Dan das nicht immer einsieht und oft genug eigene Aktionen startet, die nicht immer legal sind. 
 
Sehr witzig sind auch immer die ironischen Beobachtungen zu Franzis Umwelt und all der Pannen, die nur passieren können, weil die Menschen ihre Augen auf das Display ihrer Smartphones tackern, statt sich umzublicken. Wunderbare Sozialkritik, mit viel Humor und einer wahnwitzigen Krimihandlung. Hier geht es um einen Superchip und nicht weniger als die Weltherrschaft, denn nicht nur Dan wünscht sich dieses exklusive Speichermedium mit der ultimativen Rechenleistung! Dabei schneidet veraltete Technik in dieser Geschichte erstaunlich gut ab, viel besser als z.B. die allzeit verpeilten Polizeibeamten. Was will uns der Autor damit sagen? Dass man nicht immer den neuesten Schnickschnack braucht und bisweilen bei Problemen auf seinen eigenen Verstand vertrauen sollte? Da aber auch die herzensguten Eltern immer wieder einen Anlass zum Lachen geben, sollte man diese Anspielung auf unsere Ordnungshüter ebenfalls mit viel Humor nehmen.

Dieses Buch wird ab 8 Jahren empfohlen, nach oben ist die Skala offen, was ich wirklich bestätigen kann, weil bei uns wirklich das Kampf um das Buch losging, weil wir immer so viel gelacht haben, dass meine Große (13) das Buch mit in die Schule entführen wollte, um dort weiter zu lesen, dabei liest sie fast nur Mangas.

Auch wenn die Illustrationen von Ka Schmitz im Comicstyle sind, mit Sprechblasen, lässt sich dieses Buch wirklich super vorlesen, man kann dann zwischendurch gemeinsam einen Blick auf die Comicelemente werfen. Diese sind natürlich auch witzig, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole...

Dieses Buch wurde klimaneutral produziert, auf einen ökologischen Papiermix wurde ebenso geachtet, wie auf den Verzicht einer Folienverpackung und den Kauf von Klimazertifikaten. Ich hoffe, es hilft den Wäldern, sie haben es nötig.

Am Ende ist dieses Abenteuer abgeschlossen, aber mit Potenzial für eine Fortsetzung, über die wir uns riesig freuen würden! Eine absolute Leseempfehlung!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rüdiger Bertram für diesen herrlichen Spaß, der mir mal wieder gezeigt hat, dass ich nicht nur im Auto lache (das kommt mir bei Hörbüchern bisweilen so vor), für dieses Vorabexemplar, ebenso beim Rowohl Rotfuchs Verlag.

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