Bittermonds Bucht, Maike Harel, Illus. Florentine Prechtel, Hummelburg Verlag
Jukka ist ein Findelkind, das der narbengesichtige Käptn' Bittermond angeblich am Strand gefunden hat. Glücklich zu zweit leben sie in einer traumhaften Bucht, fischen und jagen. Bittermond ist ein begnadeter Bäcker und Koch. Doch langsam wird Jukka älter und beginnt Fragen zu stellen, wo er herkommt, warum er nicht in die Wüste darf oder Bittermond auf seinen Beschaffungstouren in die Stadt begleiten darf. All das wird unterbrochen, als eines Tages die fahrende Händlerin Kandidel mit ihrer Tochter Lila auftaucht. Lila verachtet Jukka offen, da dieser noch nie in einer Schule war und nicht lesen kann. Als jedoch eines Tages Kandidel mit Bittermonds größtem Schatz heimlich verschwindet und sie allein in der Buch zurück bleibt, rücken die zwei näher zusammen. Gemeinsam beschließen sie Kandidel durch die Wüste zu folgen. Lila, weil sie durch den Raben ihrer Mutter ein Kutschticket erhielt und Jukka, weil er Bittermonds gestohlenen Schatz zurück erobern möchte. Noch an der Kutschhaltestelle werden sie von einem gefährlichen Grässgreif attackiert und können sich nur mit einem beherzten Sprung in ein Erdloch retten. Dort ist es duster und die steilen Wände schaffen sie nicht hinauf. Schnell wird ihnen klar, dass diese Reise viel gefährlicher werden wird, als gedacht....
Meine Tochter findet es super, dass dieses Buch von aktuell sehr gängigen Schemata abweicht und die Geschichte dadurch unvorhersehbar wird. Sie meint, dass sonst immer ein magisches Reich in Gefahr sei und nur einer, der eigentlich ganz unauffällig ist, ist dazu auserwählt, dieses Reich unter Gefahren zu retten... (klingt nach Harry Potter, oder?) Hier konnte sie sich super auf die Geschichte einlassen, einfach fallen lassen und dabei über all die Besonderheiten der Orte staunen, an die Jukka und Lila ihre Reise führt. Um das noch besser nachvollziehen zu können, hat Florentine Prechtel eine prächtige Karte in die Umschlagklappen gezeichnet. Allerdings hat meine Tochter hier kritisiert, dass die zwei ja einen wahnsinnigen Umweg eingeschlagen haben, das ginge doch auch kürzer! Ja, das sieht auf der Karte tatsächlich so aus, aber vielleicht hätte es sonst das Format gesprengt?
Jukka und Lila zicken herum wie Kleinkinder, oder wie Geschwister. Sehr gut gefällt mir, dass sie sich zwar näher kommen und ohne einander wohl verloren wären, aber Friede, Freude, Eierkuchen, reine Harmonie kommt zwischen ihnen nicht auf. Das würde auch gar nicht zu Lilas Mentalität passen, denn sie ist eine richtige kleine Kratzbürste, wahrscheinlich als Schutzschild vor all den Anfeindungen, die sie als Kind einer fahrenden Händlerin erlebt hat. Beide Kinder sind absolute Gegensätze, in ihrer Naivität bzw. Misstrauen aber liebenswert und jeder auf seine Art stark.
Der Anfang, als man Jukkas und Bittermonds Alltag am Strand kennenlernt und auch noch nach Kandidels und Lilas Ankunft, war mir zu lang. Malerisch und fantastisch schön, aber zu wenig Action für mich. Meiner Tochter gefiel das, sie ließ sich gerne in diese fremde Welt, in diese andere Art aufzuwachsen mitnehmen. Die Beschreibungen zeichnen sich durch viel Liebe zum Detail und malerische Schönheit aus. Die Macht des Lesens und die Faszination der Bücher wird ebenso beschworen, wie das Leben in Freiheit und mit der Schönheit der Natur. Nur fragte man sich, wovon leben sie, wie kommt Bittermond an das Mehl, wo hat er all diese Schätze her? Fragen, die Jukka sich nie stellte, weil er es anders nicht kannte. Fragen, die erst mit Kandidels Verrat auftauchen und eine Welle der Ereignisse lostreten, deren Ausgang nicht planbar ist. Jukka ist auf ein Leben außerhalb der Bucht überhaupt nicht vorbereitet. Lila, die schon viel mehr von der Welt gesehen hat, als der naive Strandjunge, kommt aber nicht immer zwangsläufig besser zurecht. Das macht die Geschichte sowohl für Jungs, als auch Mädchen interessant. Denn viele der Situationen in die die zwei hineingeraten sind auch für Lila völlig überraschend und Jukka hat es lernt, die Dinge und das Leben so zu nehmen wie sie sind.
Die Illustrationen auf dem Cover, der Karte und der Vignetten bezeichnete meine Tochter (11) als richtig professionell. Das ließ mich grinsen, denn auch in unseren übrigen Büchern, sind diese von professionellen Illustratoren geschaffen, aber oft eben in einem kindlicheren, weniger detailreichen Stil.
Was meiner Tochter noch sehr gut gefiel: Mama, das ist endlich mal ein Buch, mit einem richtigen Ende. Da ist auch mir klar, dass es nun aus ist und ich werde Dich nicht bitten, weiter vorzulesen. Ich finde das richtig gut, nun weiß ich, dass alles in Ordnung ist. Das stimmt, das Ende ist eine unglaublich runde Sache, die auch sehr gut zum Buch passt und nicht überraschend kitschig, dafür aber durchaus glücklich. Zudem hat Jukka einige Erkenntnis fürs Leben gewonnen, über Freundschaft, wahren Mut, die Dinge die wirklich zählen im Leben....
Ein märchenhaftes, ungewöhnliches Abenteuer, das meiner Tochter durch seine Andersartigkeit unglaublich gut gefiel.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Hummelburg Verlag für dieses traumhaft schöne Rezensionsexemplar!
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