Montag, 31. August 2020

Mathilda oder irgendwer stirbt immer, Dora Heldt, gelesen von Kaja Danowski, GoyaLiT 4 CDs 320 min.



Mathilda oder irgendwer stirbt immer, Dora Heldt, gelesen von Kaja Danowski, GoyaLiT 4 CDs 320 min.

Mathilda ist eine gestandene Frau in den besten Jahren (so um die 60) gutmütig, hilfsbereit und tief in ihrem nordischen Heimatdorf Dettebüll verwurzelt. Das Leben könnte so schön sein, mit ihrer großen Liebe Gunnar und den Kindern Nele und Max, wäre da nicht Ilse, ihre fast 90 jährige Mutter, die scheinbar nur die Boshaftigkeit am Leben hält. Doch kaum denkt Mathilda, wie leicht sich doch alle Probleme in Luft auflösen würden, würde Ilse das Zeitliche segnen, stürzt Ilse tot von ihrem Stuhl (na gut, zuvor ist eine tiefgefrorene Gans mit ihr kollidiert). Zur Beerdigung strömt nicht nur das ganze Dorf herbei, sondern auch alle ihre Lieben, die bislang wegen Ilses böser Zunge das Dorf gemieden haben, allen voran Mathildas Bruder Piet. Piet war immer so was wie das schwarze Schaf von Dettebüll und nun ist er wieder da! Aber es ist nicht die Beerdigung, die ihn hat kommen lassen, oder die Sehnsucht nach seiner Schwester, sondern übler Ärger zu Hause in Hamburg und den bringt er gleich noch mit!

Diese Geschichte passt in kein Genre. Ja, es stirbt immer mal jemand, von dem Mathilda gerade noch gedacht hat, dass das Leben ohne ihn/sie doch viel schöner wäre, aber ein Krimi ist es nicht wirklich, selbst kein Cosy Crime. Es sind vergnügliche und vertrackte Erlebnisse rund um Dettebüll und Mathildas Lieben, ihre Nachbarn, ob lieb oder nicht. Dabei geht es ebenso um Korruption, Hinterlist und Verrat, wie die Idylle des englischen Königshauses oder den Fahrradausflug der örtlichen Landfrauen. Mit spitzer Feder werden dabei die einzelnen bisweilen recht eigenwilligen Charaktere skizziert, so daß es eine wahre Freude ist, zuzuhören. Auch wenn die Geschichte ohne die ganz großen Dramen auskommt und es mehr auf Mathildas Ansichten und Überlegungen ankommt, können uns diese auch zum Schluss noch überraschen. 

Katja Danowski ist gelernte Schauspielerin und so wundert es wenig, dass es ihr dennoch gelingt überzeugend all die Boshaftigkeit, einer alten, verbiesterten Frau in ihre Stimme zu legen. Als Mathilda klingt sie hingegen absolut freundlich und gutmütig, sofern man ihr nicht ihr wöchentliches Highlight, die Frauenzeitschrift mit den neuesten Infos über die Royals vor der Nase wegschnappt, nein wirklich, selbst Mathildas Geduld ist begrenzt! Ihre Tochter Nele hingegen ist ziemlich verzweifelt, was Katja Danowski ebenso stimmlich trifft, wie den Ton des schmierigen Nachbarn Niels Mommsen in der Midlife Crisis oder den gierig, dubiosen Bürgermeister, der auch vor Erpressung nicht zurückschreckt. Ein Dorf voller widersprüchlicher Charaktere und Interessen, gemeinsam vereint in einer Stimme. Eine sehr gute Wahl finde ich!

Sehr vergnüglich trotz diverser, nachgeholfener Todesfälle. Unkitschig und amüsant, für alle die gut unterhalten werden wollen, ohne große Tragödien oder stürmischer Leidenschaft (grüne Augen oder Bauchmuskeln werden nicht einmal erwähnt!). Das Leben ist oft viel leiser und bescheidener und dennoch voller Überraschungen. Da dem so ist, kann man dieses Hörbuch auch durchaus mehrmals genießen, denn es kommt auf die kleinen Momente und Gedanken drauf an und nicht auf die Entlarvung des Bösen!

Dies ist die gekürzte Lesefassung auf CD, es gibt aber auch eine ungekürzte Lesung auf MP3. Ich fand die Kürzungen sehr sensibel vorgenommen, mir hat nichts gefehlt!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei GoyaLiT für meinen Instagram-Gewinn!

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

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