Die Chroniken von Mistle End (1) – Der Greif erwacht, Benedict Mirow, Hörspiel, DAV, 1 MP3 6 h 28 min
Solange er denken kann lebt Cedrik alleine mit seinem Vater, einem
bisweilen etwas weltfremden Mythologen. Da dies jetzt kein unglaublich
gefragtes Fachgebiet ist, sind Stellen für ihn rar. Nach der Schließung der
Bibliothek in der er zuletzt arbeitete, ist er daher froh eine Anstellung als
Lehrer in dem abgelegenen Ort Mistle End in Schottland zu erhalten. Cedrik ist
nicht begeistert in die Einöde zu ziehen, doch ihr Empfang dort ist herzlich
und einladend und ihre neue Wohnung in einem Seitenflügel der alten Schule
einfach eine Wucht. Doch neben Emily und Elliot, den Zwillingen von der
Bäckerei, mit denen er sich auf Anhieb versteht, lernt er auch recht schnell
Duncan kennen, der ihn sofort anfeindet, ohne ersichtlichen Grund. Nachts hat
Cedrik wirre Träume von einem Greif und auch sonst überkommt ihn das Gefühl,
dass hier irgendetwas anders ist, als normal. Als er seinen neuen Freunden von
seinen Begegnungen im Traum mit dem Greif erzählt, reagieren sie betreten. Der
Traum war kein Traum, und Mistle End ist auch kein gewöhnlicher Ort am Ende der
Welt, sondern ein letzter Zufluchtsort für Magische, wie sie. Der Greif fordert
Cedrik zu einer Prüfung heraus, die es in sich hat und die seine magische
Fähigkeiten offenbaren soll. Tatsächlich ist er ein Druide und die gibt es seit
hunderten von Jahren nicht mehr in Mistle End, da ihre Kräfte außergewöhnlich
sind, sofern man sie im Zusammenspiel mit der Kraft der Erde beherrscht. Nicht
jeder im Ort sieht dies mit Wohlwollen und dunkle Mächte scheinen sich
zusammenzutun; stürmische Zeiten brauen sich zusammen.
Ein Umzug in die absolute Pampa, in der man niemanden kennt. Was
für ein Albtraum! Doch sobald Vater und Sohn aus dem Zug steigen, stellt sich
dies als Irrtum heraus – vorerst. Die Geschichte entwickelt sich so rasant,
dass Cedrik bisweilen gar nicht weiß, ob er in der Realität lebt, oder sich
gerade in einem Traum befindet. Naja, wenn man bedenkt, dass Cedrik sich gleich
zu Beginn mit einem Hexer und einer Gestaltwandlerin anfreundet und dann noch
nachts von einem Greifen geweckt wird, da kann einen doch eigentlich nichts
mehr erschüttern! Natürlich sind das aufregendere Freunde, als gewöhnliche,
dennoch spürt Cedrik noch viel mehr, was sich in Mistle End verbirgt. Nach und
nach wird vieles klarer, aber bis zum Schluß ist für ihn nicht klar warum
einige ihm gegenüber so misstrauisch reagieren. Klar, auch er verfügt über
besondere Kräfte, nur woher soll er wissen, über welche, wenn es keinen seiner
Art mehr gibt? Das ist natürlich besonders geheimnisvoll und steigert noch die
Spannung. Denn je länger man zuhört, desto unheimlicher und mysteriöser wird
die Geschichte und natürlich verwirrender. Immer tiefer dringt Cedrik in die
keltischen Ursprünge der Gegend ein, die ihm bislang fremd waren. Dabei zeigt
es sich, dass Autor Benedict Mirow auch Ethnologe ist. Er leitet die Ursprünge
von Mistle End her, erklärt wie es so kam und grenzt seine Wurzeln gegenüber
der Christenheit und der menschlichen Sozialisation ab. Das ist sehr
interessant und vielen Kindern wahrscheinlich so gar nicht bewusst, dass auf
der britannischen Insel die Druiden und ihr Glaube vom Christentum verdrängt
wurden.
Cedrik, Elliot und Emily waren mir auf Anhieb sympathisch, ganz
anders als Duncan, der Cedrik sofort versucht zu quälen. Doch ganz so simpel
gestrickt, wie man anfangs meint, sind selbst Duncan und sein Vater nicht. Den
Außenseiter im Dorf, Crutch, finde ich besonders interessant und
undurchschaubar als Charakter, von ihm geht nicht nur für Cedrik ein nahezu
magische Anziehung aus.
Ein Hörspiel von fast 6,5 Stunden war früher üblich und ein echter
Straßenfeger, wenn besonders beliebte Reihen im Radio ausgestrahlt wurden, so
wie Paul Temple. Heute sind sie meistens kürzer, gerade weil Kinder sich wohl
nicht so lange konzentrieren können, dabei lieben besonders Kinder Hörspiele
mit Geräuschen, Musik und jeder Menge Soundeffekten. Die sind hier absolut
gegeben. Ich habe bisweilen Schwierigkeiten Hörspielen zu folgen, weil beim
Umschreiben von dem eigentlichen Buch, zu viel gekürzt wird und die Erzähler zu
kurz kommen. Kein Sound der Welt ersetzt für mich einen guten Erzähler! Dessen
war sich Benedict Miro, ein Ethnologe und Drehbuchschreiber bewusst und hat
daher das Drehbuch zu diesem Hörspiel selbst verfasst. Unklarheiten oder
Irritationen, wegen schlechter Kürzungen gibt es hier nicht! Jona Mues nimmt
als Erzähler auch wirklich eine zentrale Rolle ein, die den Hörer behutsam und
stimmungsvoll in die verwirrend mystische Welt von Mistle End mitnimmt. Dabei
passt sich seine sensible, warme und wandelbare Stimme seht gut in das
Gesamtspiel aller Rollen ein. Er klingt jung und mitfühlend, ist aber deutlich
von Cedrik, Elliot, Duncan und Crutch unterscheidbar, von den älteren Personen
ohnehin. Nicht nur akustisch kann man die Charaktere gut unterscheiden, sie
nennen sich zwischendurch auch immer wieder beim Namen, was ich sehr hilfreich
finde, gerade wenn man Hörspiele zum Einschlafen hört. Tatsächlich sind mind.
17 Stimmakrobaten in den verschiedenen Rollen aktiv neben all den Tier- und
Naturgeräuschen, sowie keltischen Klängen. Wer sich die Sprecherliste
durchliest, wird feststellen, dass einige Sprecher den gleichen Nachnamen haben
wie der Autor. Aber keine Sorge – es ist nicht stümperhaft, jeder Sprecher
klingt absolut professionell und damit meine ich nicht, dass sie aalglatt,
sondern lebendig klingen, ohne Atmer und Sprachfehler. Bei diesem Hörspiel ist
nicht nur die Verpackung mit den Illustrationen von Max Meinzold ein echter
Hingucker, auch der Inhalt lässt gebannt innehalten und Lauschen, also ein
echter Hinhörer, der sehr aufwendig und sorgsam produziert ist. Ein weiteres
Problem, dass ich bisweilen bei Hörspielen habe, wechselnde Lautstärken,
entfällt hier. Die Tonbalance ist ausgesprochen ausgeglichen und ich konnte mit
einer Lautstärkeeinstellung 6,5 Stunden folgen.
Da die Eindrücke bei Hörspielen viel intensiver sind, sollte man
die Altersempfehlung ab 10 Jahren wirklich ernst nehmen. Es kommen schon einige
brenzlige Szenen vor, die mit ihrer Lautuntermalung für jüngere Kinder zu
bedrohlich wirken könnten. Eigentlich empfinde ich es allerdings mehr als All
Age Fantasy, die man gerne auch noch immer wieder hört, egal wie alt man ist.
Dieses facettenreiche und soundstarke Hörspiel kann ich nur empfehlen und ich
bin auch schon sehr gespannt, wie es weiter geht!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Audio Verlag für mein
Vorab-Exemplar!
Hier könnt Ihr eine Hörprobe finden:
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