Sonntag, 16. August 2020

Jella hat genug! Dagmar Hoßfeld, Illustration Daniela Kohl, Carlsen Verlag

 

Jella hat genug! Dagmar Hoßfeld, Illustration Daniela Kohl, Carlsen Verlag

 

Die 11-jährige Jella, ist zierlich, schnell und eine entschlossene Kreisläuferin im Handball. Als sie auf dem Nachhauseweg nach dem Training mit ihrer besten Freundin Brunhild eine illegale Müllhalde hinter der Sporthalle entdeckt, reicht es ihr. Dagegen muss man doch was tun, es gibt keinen Planet B, auf den man ausweichen kann, wenn man die Erde zerstört hat. Wenn keiner mitmachen will, dann organisiert sie den Protest halt alleine und räumt verbotenen Müll weg. Genauso hat Greta Thunberg ja auch angefangen und je mehr Schüler sich einmischen und ihren Beitrag leisten, desto mehr wird sich ändern. Doch ihre strenge Schulleiterin hat dafür kein Verständnis und lässt ihr trotz elterlicher Entschuldigung Fehlstunden aufschreiben. Unter der Voraussetzung trauen sich natürlich auch viele Mitschüler nicht. Das ändert sich erst, als sich Jellas Leben grundlegend ändert.

 

Sehr gut gefällt uns, dass dieses Buch nicht nur über Umweltschutz schreibt, sondern direkt vor Ort, bei sich selbst anfängt! Denn dieses Buch ist umweltfreundlich hergestellt und trägt den blauen Engel. Das leicht graue, dünnere Papier erinnert einen schon auf jeder Seite beim Lesen daran, dass es Zeit ist etwas zu verändern und das dazu jeder seinen Beitrag leisten kann. Man muss nur überhaupt mal anfangen.

 

Was ich sehr schade fand ist, dass der Klappentext schon so viel verrät, weil man so an einigen Stellen mit Jella nicht mehr mitfiebern kann, man weiß ja schon wie es ausgehen wird.

Jellas Leben wird ohne ihren Einfluss und Mitsprache auf den Kopf gestellt, da fühlt sie sich hilflos und irgendwie als Spielball ihrer Eltern. Das gefiel mir nicht. Vielleicht war dies der Dramatik der Geschichte geschuldet, aber ich fand es unrealistisch und respektlos. Meine Tochter war sehr irritiert von dieser Vorgehensweise.

 

Sehr deutlich werden hier verkrustete Strukturen im Schulwesen gezeigt, in denen alles von den Lehrern vorgegeben wird und als positives Vorbild eine andere Schule gezeigt, in der die Schüler mehr Freiräume und Eigenverantwortung erhalten. Diese werden sicherlich nicht alle Schüler sinnvoll nutzten, aber eine große Anzahl an Schülern schon, was immerhin zu einer kleinen Welle wird und ziemlich ansteckend wirkt. Schade, dass die Eltern diese Gedanken nicht auch für sich nutzten, als es um grundlegende Änderungen in ihrer aller Leben ging.

 

Jella ist ein aufgewecktes lebenslustiges Mädchen, das schon sehr selbstständig ist. Umso mehr hat es mich erstaunt, dass ihr ihre Eltern bisweilen keine Entscheidungen zutrauten, andererseits, ihr sehr viel Verantwortung übertragen, als sie sie alleine mit ihrer Freundin mit der Bahn auf eine Demo fahren lassen. Mit 11 Jahren durfte hier kein Kind alleine auf die Straße und mitdemonstrieren. Alle Unterstufenschüler brauchten einen verantwortlichen Erwachsenen an ihrer Seite. Das finde ich pädagogisch und juristisch auch wichtig. Bei Jellas übrigen Aktionen hatte ich da keinerlei Bedenken. Meine ebenfalls 11 jährige Tochter war da auch etwas irritiert und zeigte sich im Nachhinein auch froh, dass ihre Mutter mit ihr demonstrieren war. Kinder können schon einiges selbst entscheiden und bewirken, man sollte sie auf keinen Fall unterschätzen. Dennoch benötigen 11 jährige auch Rückhalt und Beistand, gerade inmitten von großen, fremden Menschenmengen, an unbekannten Orten.

 

Vom ökologischen Gesichtspunkt her hat uns das Buch sehr gut gefallen, weil es viele Möglichkeiten zeigt, die bereits Kindern offen stehen (und somit Erwachsenen erst recht). Dabei geht es nicht nur um Müll, sondern auch um bewusste Ernährung, mehr Pflanzen, weniger Auto und weniger Konsum. Das zeigt sich sehr gut, an den Schickimickitussen, die sich über Jellas alternativen Kleidungsstil lustig machen. Da Jella von diesen Grazien nichts hält, perlt es zum Glück an ihr ab. Ein starker Charakter! Jella besitzt schon ein eigenes Smartphone, das sie auch regelmäßig, allerdings verantwortungsvoll nutzt. Typ, Alter, Marke werden nicht genannt, denn das ist ihr nicht wichtig. Es funktioniert und das ist, was zählt. Alte Handys muss man nicht wegwerfen, sie enthalten wertvolle Rohstoffe und sollten daher gesammelt werden, funktionierende kann man ja weiterverkaufen, wenn man sie nicht spenden möchte....

 

Es gibt viele Möglichkeiten, die auch Kinder haben, oder wie Kinder ihre Eltern beeinflussen können. Jella hat zudem noch eine Vorbildfunktion, sie ist nicht nur kreativ und engagiert, sie liest auch viel, wenn sie sich nicht gerade mit Freunden trifft! Schön finde ich, dass sie nicht dumpf vor sich hinchillen, sondern sich stets was einfallen lassen.

 

Ein schönes Buch über die Möglichkeiten von Kindern sich im Umweltschutz zu engagieren, das meiner Tochter gut gefallen hat.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Carlsen Verlag für unser Rezensionexemplar.

 

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