Opa Rainer weiß nicht mehr, Kirsten John, Illustrationen Katja Gehrmann,
Knesebeck Verlag
Dieses Bilderbuch behandelt das Thema Demenz. Meine 9-jährige Tochter
fragte mich letztens was denn Alzheimer sei und dann mußte ich erklären. Dieses
Bilderbuch soll es für kleine Kinder verständlicher machen, was Demenz
bedeutet, denn für Kleinkinder wissen Erwachsene alles und können alles... aber
manchmal ist dies nicht so und die Fähigkeiten lassen immer weiter nach.
Jeden Morgen bringt Opa Mia in die Schule. Dabei machen sie Wettläufe! Opa
gibt Mia immer ordentlich Vorsprung und dennoch gewinnt immer er. Das wird auch
in hundert Jahren noch so sein, behauptet er kühn! Doch leider hat er sich da
geirrt! Auf einmal weiß Opa Rainer nicht mehr wo seine Schuhe sind und sucht
nach ihnen an den merkwürdigsten Orten und erkennt sie auch nicht mehr unter
all den anderen Schuhen wieder, dabei sehen Mias und Mamas doch ganz anders aus
als seine! Das ist leider nur der Anfang, denn plötzlich hält er den Stecker
für den Wasserkocher in der Hand und wundert sich, was das denn ist und was er
damit anfangen soll. Auch das Essen wird schwierig und so kommt es, daß nun Mia
ihrem Opa bei alltäglichen Dingen helfen muß und nicht mehr umgekehrt. Nach und
nach lernt Mia zu begreifen, was die Krankheit für Opa bedeutet und daß er nun
sie braucht.
Die Illustrationen von Katja Gehrmann sind toll, unsere Nachbarskinder 7,5
und 2 fahren voll darauf ab. Ich habe Ihnen das Bilderbuch vorgelesen, um zu
sehen, ob die Zielgruppe der 5 – 7 Jährigen das Thema damit begreift. Alle drei
fanden die Geschichte lustig. Sie haben auch wirklich darüber nachgedacht, wie
ich im anschließenden Gespräch gemerkt habe. Allerdings wird das Wort Demenz
nicht einmal erwähnt und so blieb es im Endeffekt meine Aufgabe mit den Kindern
über Alzheimer und Demenz zu reden. Ihnen war das bislang kein Begriff, weil
ihre Großeltern nicht darunter leiden und sie bislang noch keine
Berührungspunkt mit dem Thema haben. Anfangs ist Opa superfit und der total
Held für Mia, und plötzlich kann er weniger als ihr kleiner Bruder. Dieser
Teil, der die Auswirkungen der Demenz zeigt, daß er alle Lebensbereiche
erfasst, ist sehr ausführlich dargestellt. Es fehlt mir aber irgendwie so der
Schlusspunkt, an dem man merkt, daß nun die Kinder dem Opa bei dem Alltäglichen
helfen müssen, jetzt da sie ja schon groß sind und bei den Alltagsaufgaben
wissen wie sie gehen. Das Beispiel mit dem Essen eines Schokokekses finde ich
relativ ungriffig, denn meines Erachtens gibt es keine richtige oder falsche
Art einen Keks zu essen, man isst ihn mehr oder weniger krümelig, oder man
lässt es bleiben...
Das Coverbild auf welchem der Opa das schmutzige Geschirr in die
Waschmaschine räumt fanden die Kinder superwitzig und es ist richtig gut
geeignet, um die Neugierde zu wecken und in das Thema hinein zu finden. Alle
drei Kinder mochten das Buch und haben es sich nach dem Vorlesen auch noch
länger angeschaut und es sich gerne noch mal vorlesen lassen (aber ich bin ja
eigentlich gerufen worden, um ein anderes Buch vorzulesen und habe dieses
einfach nur dazwischengefuddelt).
Kerstin Johns Sprache ist für die Kinder sehr ansprechend und sehr gut
nachvollziehbar. Sprachlich kommen keine Fragen auf, alle Begriffe sind
verständlich und gebräuchlich oder werden gleich von Mia ihrem kleinen Bruder
erklärt. Die Kinder waren also wirklich hoch zufrieden mit dem Buch. Ich aber
nicht. Meine Unzufriedenheit ließ sich nicht so richtig gut greifen, ich fragte
mich nur, ob dieses Buch Kindern das Thema wirklich nahebringt. Nachdem ich es
getestet habe (nein, meine Nachbarskinder sind überhaupt nicht schwer von
Begriff) denke ich immer noch, daß am Ende so der richtige Schlußpunkt fehlt.
Es ist eine tolle Möglichkeit den Dialog zum Thema Demenz zu eröffnen, aber
leider nicht selbst erklärend. Dafür ist es aber nicht belehrend und sehr
kurzweilig und spricht Kinder vor allem emotional an.
Die Bewertung fällt mir nicht leicht und die Kinder und ich sind uns da
wohl sehr uneinig. Die Jüngste (2) hätte das Buch am liebsten sofort mit in ihr
Zelt geschleppt, um es in Ruhe länger zu betrachten.... Ich persönlich hätte
mir einen „runderen“ Abschluß gewünscht.
Wir bedanken uns sehr beim Knesebeck Verlag für dieses gesprächsfördernde
Rezensionsexemplar.
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