Kokosöl. Laura Agar Wilson, Südwest Verlag
Nach dem letzten Alea Aquarius Band war ich überzeugt, wir brauchen mehr
Naturkosmetik und die lässt sich sicher nicht immer so kompliziert herstellen,
wie früher in der Hobbythek von Jean Pütz. Mit den aktuellen Verteufelungen von
Kokosöl, fiel mir dann ein, daß wir ja auch noch ein fast volles Glas
Bio-Kokos-Öl haben, dessen Geschmack einer Tochter toller völlig missfiel, der
Geruch der anderen Tochter und mir, aber sehr gut. Die Konsistenz ist sehr
speziell, daraus lässt sich doch sicher was machen! Und siehe da, wer sucht,
der findet, in meinem Fall: „Kokosöl“ von Laura Agar Wilson.
Dieses Buch bietet 200 Kochrezepte und Anwendungstipps für Gesundheit und
Schönheit. Das stimmt nicht ganz, es bietet auf Neudeutsch auch Life-Hacks,
also Anwendungsgebiete, die mir im Traum nicht eingefallen wären, wie z.B.
quietschende Scharniere mit Kokosöl zu schmieren und ähnliches. Man sieht, es
dreht sich also nicht alles nur um die orale Anwendung eines Öls mit mehrfach
gesättigten Fettsäuren, sondern viele andere Möglichkeiten. Ein Löffelchen
Kokosöl hin und wieder, wenn man Kokosnussgeschmack mag, wird einen sicher
nicht umbringen, aber es sollte wohl besser nicht das Hauptöl in der Küche
verwendet werden. Das Buch gliedert sich daher wie folgt:
Einleitung, Ernährung, Gesundheit, Haushalt, Beauty, Register.
In der Einleitung wird allgemein auf die Eigenschaften und Besonderheiten
von Kokosöl eingegangen, das z.B. antibakterielle, entzündungshemmende und
pilzhemmende Wirkungen hat. Natürlich ist es auch fettend. Bei oraler Anwendung
bevorzuge ich persönlich andere Öle, z.B. für antibakterielles Öl-ziehen
(flüssige Öle sind von der Konsistenz her auch besser dazu geeignet, meines
Erachtens), aber man kann dieses Öl ja auch hervorragend äußerlich anwenden.
Mir persönlich schwebt eine Kombination mit Ringelblume vor, für die ich hier
jedoch leider kein Rezept gefunden haben (das nicht bereits fertiges
Ringelblumenöl verwendet), vielleicht bietet sich es aus einem Grund nicht an,
mir fällt aber kein offensichtlicher ein. Das schöne am Kokosöl ist: es wird in
unseren Graden nicht ranzig, wenn man es im Schraubglas im Dunkeln aufhebt. Es
gibt z.B. auch einige Einkaufstipps z.B. für Sheabutter, aber leider nicht für
Kakaobutter. Beides habe ich persönlich nicht auf Anhieb in der
Alnatura-Abteilung von dm gefunden (ich stand etwas unter Zeitdruck, vielleicht
gibt es dort ja doch).
Der Ernährungsteil wurde von uns nicht getestet, weil ein Kind den
Kokosgeschmack nicht mag. Da es sich um mehrfach gesättigte Fettsäuren handelt,
bin ich da nun auch nicht ganz so traurig drüber. Das andere Kind fand
allerdings einige der Rezepte, z.B. Pfannkuchen mit Blaubeeren und gerösteten
Kokosraspeln sehr verlockend. Die Rezeptauswahl ist auf jeden Fall sehr
vielfältig und bunt gemischt.
Der Gesundheitsteil ist für mich nicht ganz offensichtlich vom Beautyteil
zu unterscheiden, z.T. überschneidet es sich für meinen Geschmack. Teilweise
wird die orale Aufnahme von Kokosöl empfohlen, was ich vermeiden möchte,
teilweise sind es aber auch wirklich Kleinigkeiten, die es sich auszuprobieren
lohnt: So lässt sich die Ohrmuschel sehr milde mit Kokosöl reinigen, auch bei
Haustieren. Es gibt ein einfaches Rezept für Magnesium-Körperbutter, welches
insbesondere nach dem Sport hilfreich ist. Das Einreiben mit Kokosöl soll bei
juckenden Windpocken, bei Milchschorf oder gereizten Brustwarzen helfen. Das
finde ich jetzt nicht unlogisch, kann ich aber gerade nicht ausprobieren. Auch
die Hilfe bei frischen Tatoos oder das Rezept für Salben gegen Ekzeme kann ich
jetzt gerade nicht testen, aber es ist wirklich eine reichhaltige
Einsetzbarkeit zu erkennen, auch für Menschen, die einfach nur ihre Altbestände
verbrauchen möchten. Auch das Rezept für eine Creme bei Sonnenbrand und
kühlende Aloe-Vera-Kokoscreme klingt interessant. Testen werde ich auf jeden
Fall den Peeling-Riegel für raue Haut. Auch im Beautyteil folgen noch andere
Peelingrezepturen, was ich deshalb besonders interessant finde, da in
konventionellen Peelings meistens Kunststoffmikropartikel verwendet werden, die
unsere Umwelt sehr stark belasten, anders als zum Beispiel Kaffeesatz oder
Rohzucker als Peelingteilchen. In der Aromatherapie ist Kokosöl eine sehr
geeignete Trägersubstanz für aromatische Öle. Daher wird auch dieser Einsatz
mit verschiedenen Rezepten angeregt.
Der Haushaltsteil ist der kürzeste Anwendungsbereich, aber auch hier sind
der Autorin diverse Möglichkeiten eingefallen wie z.B. zur Holzpflege,
Rostentfernung, festsitzenden Ringen oder klemmenden Reißverschlüssen. Neben
Einsatzweisen bei Haustieren z.B. für eine Wurmkur oder zur Hufpflege (brauchen
wir alles nicht) finde ich allerdings den Einsatz zur Herstellung von Knetmasse
und als Mittel gegen Läuse. Ja, da hilft es tatsächlich und die anschließend
empfohlene Haarspülung mit Apfelessig-Wasser ist sicher auch ohne vorherige
Kopfläuse empfehlenswert. Kokosöl erstickt die Läuse, so daß es auch nicht zu
Resistenzbildungen wie bei diversen Mitteln auf Rezept kommen kann.
Mein Lieblingsteil war natürlich der Beautyteil, denn um die Naturkosmetik,
aber auch Naturheilmittel ging es mir ja gerade. Als großer Gegner von
Treibgasen (meistens geht es auch ganz wundervoll anders, warum also nicht
einfach darauf verzichten, wenn es doch unnötig ist!), fand ich die Rezepte für
Rasieröl und Rasiercreme toll.
Die Herstellung von Badebomben ist so kinderleicht, daß ich sie sofort mit
meiner Jüngsten Tochter ausprobiert habe. Ganz schnell, kinderleicht und
eigentlich auch ziemlich sauber, sofern man nachher nicht das Kind
unbeaufsichtigt in der Nähe des aushärtenden Kokosöls zurücklässt (unsere
Badebomben sind nun besonders reich an natürlichem, getrocknetem Lavendel!
Gesichtsmasken, Gesichtsreinigung, Peeling, Creme, Haarspülung, Shampoo, was
das Herz begehrt! Die Rezepte beschränken sich auf einige wenige erlesene
Zutaten, wobei ich ganz besonders die flüssige Olivenölseife sehr interessant
fand. Nach der werde ich nun wirklich aktiv auf die Suche gehen. Oft werden
ätherische Öle verwendet, wobei ich dann immer an meine Chemielehrerin denken
muss (sie war super, bei ihr habe ich fürs Leben gelernt. Danke!), die vor
diesen gerade bei sensiblen Menschen warnte, da sie allergieauslösend sein
können, daher sollte man sie im Zweifel weglassen.
Gestaltung: die Gestaltung empfinde ich als sehr ansprechend. Es ist ein
handliches, broschiertes Format mit Farbfotos auf jeder Doppelseite. Da die
einzelnen Seiten mehrere Rezepte immer mind. 2 aufführen ist nicht jedes Rezept
bebildert, dies ist aber auch wirklich nicht immer nötig. Z.T. Dienen sie nur
der Anschauung zur besseren Orientierung bei der Durchsicht z. B. Bei der
Abbildung einer Frau beim Abschminken, z.T. sind sie aber wirklich auch sehr
appetitanregend oder sie machen Lust auf das sofortige Ausprobieren. Da viele
Rezepte nur wenige Zutaten benötigen, die man oft auch zu Hause hat oder sich
auf Kokosöl an sich beschränken, ist das auch ohne weiteres möglich. Kritische
Stimmen fehlen leider, weswegen ich einen Stern abziehe.
Der Stil ist kurz und knapp, schnörkellos, was mir persönlich sehr
entgegenkommt.
Fazit: Entgegen des großen YouTube Erfolges einer Professorin, die Kokosöl
als reines Gift bezeichnet, gibt es viele interessant und völlig ungefährliche
Einsatzmöglichkeiten, die ich gerade im Hinblick auf die rückfettenden
Eigenschaften des bei Zimmertemperatur festen Öls bei Menschen mit trockener
Haus, sehr attraktiv finde. Ähnlich wie beim Palmöl, dessen Einsatz in
Kosmetikartikel aufgrund der riesigen Anbauflächen in tropischen Gebieten,
dürfte mein aus Sri Lanka stammendes Bio-Kokosöl ökologisch nun auch nicht
unbedingt das gelbe vom Ei sein. Es gilt daher wie bei den meisten Dingen im
Leben: man möge es mit Bedacht verwenden und sparsam.
Auch jenseits des Verzehrs ist Kokosöl vielfältig einsetzbar. Wer es
aufgrund der aktuellen Diskussion nicht mehr in der Küche verwenden mag, der
findet hier jedoch viele unbedenkliche und empfehlenswerte andere
Einsatzmöglichkeiten und kauft dann sogar vielleicht, wie ich, noch neues nach.
Ja, ich weiß, Kokosöl enthält vielfach ungesättigte Fettsäuren, dennoch ist
es nicht grundsätzlich giftig, sondern hat auch sehr positive Eigenschaften,
weshalb ich es mit 4 von 5 Sternen sehr gerne weiterempfehle.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Südwest Verlag, für diese anregenden
Einblicke in die unzähligen Verwendungsmöglichkeiten von Kokosöl.
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