Mittwoch, 12. September 2018

Kokosöl. Laura Agar Wilson, Südwest Verlag



Kokosöl. Laura Agar Wilson, Südwest Verlag

Nach dem letzten Alea Aquarius Band war ich überzeugt, wir brauchen mehr Naturkosmetik und die lässt sich sicher nicht immer so kompliziert herstellen, wie früher in der Hobbythek von Jean Pütz. Mit den aktuellen Verteufelungen von Kokosöl, fiel mir dann ein, daß wir ja auch noch ein fast volles Glas Bio-Kokos-Öl haben, dessen Geschmack einer Tochter toller völlig missfiel, der Geruch der anderen Tochter und mir, aber sehr gut. Die Konsistenz ist sehr speziell, daraus lässt sich doch sicher was machen! Und siehe da, wer sucht, der findet, in meinem Fall: „Kokosöl“ von Laura Agar Wilson.

Dieses Buch bietet 200 Kochrezepte und Anwendungstipps für Gesundheit und Schönheit. Das stimmt nicht ganz, es bietet auf Neudeutsch auch Life-Hacks, also Anwendungsgebiete, die mir im Traum nicht eingefallen wären, wie z.B. quietschende Scharniere mit Kokosöl zu schmieren und ähnliches. Man sieht, es dreht sich also nicht alles nur um die orale Anwendung eines Öls mit mehrfach gesättigten Fettsäuren, sondern viele andere Möglichkeiten. Ein Löffelchen Kokosöl hin und wieder, wenn man Kokosnussgeschmack mag, wird einen sicher nicht umbringen, aber es sollte wohl besser nicht das Hauptöl in der Küche verwendet werden. Das Buch gliedert sich daher wie folgt:
Einleitung, Ernährung, Gesundheit, Haushalt, Beauty, Register.

In der Einleitung wird allgemein auf die Eigenschaften und Besonderheiten von Kokosöl eingegangen, das z.B. antibakterielle, entzündungshemmende und pilzhemmende Wirkungen hat. Natürlich ist es auch fettend. Bei oraler Anwendung bevorzuge ich persönlich andere Öle, z.B. für antibakterielles Öl-ziehen (flüssige Öle sind von der Konsistenz her auch besser dazu geeignet, meines Erachtens), aber man kann dieses Öl ja auch hervorragend äußerlich anwenden. Mir persönlich schwebt eine Kombination mit Ringelblume vor, für die ich hier jedoch leider kein Rezept gefunden haben (das nicht bereits fertiges Ringelblumenöl verwendet), vielleicht bietet sich es aus einem Grund nicht an, mir fällt aber kein offensichtlicher ein. Das schöne am Kokosöl ist: es wird in unseren Graden nicht ranzig, wenn man es im Schraubglas im Dunkeln aufhebt. Es gibt z.B. auch einige Einkaufstipps z.B. für Sheabutter, aber leider nicht für Kakaobutter. Beides habe ich persönlich nicht auf Anhieb in der Alnatura-Abteilung von dm gefunden (ich stand etwas unter Zeitdruck, vielleicht gibt es dort ja doch).

Der Ernährungsteil wurde von uns nicht getestet, weil ein Kind den Kokosgeschmack nicht mag. Da es sich um mehrfach gesättigte Fettsäuren handelt, bin ich da nun auch nicht ganz so traurig drüber. Das andere Kind fand allerdings einige der Rezepte, z.B. Pfannkuchen mit Blaubeeren und gerösteten Kokosraspeln sehr verlockend. Die Rezeptauswahl ist auf jeden Fall sehr vielfältig und bunt gemischt. 
 
Der Gesundheitsteil ist für mich nicht ganz offensichtlich vom Beautyteil zu unterscheiden, z.T. überschneidet es sich für meinen Geschmack. Teilweise wird die orale Aufnahme von Kokosöl empfohlen, was ich vermeiden möchte, teilweise sind es aber auch wirklich Kleinigkeiten, die es sich auszuprobieren lohnt: So lässt sich die Ohrmuschel sehr milde mit Kokosöl reinigen, auch bei Haustieren. Es gibt ein einfaches Rezept für Magnesium-Körperbutter, welches insbesondere nach dem Sport hilfreich ist. Das Einreiben mit Kokosöl soll bei juckenden Windpocken, bei Milchschorf oder gereizten Brustwarzen helfen. Das finde ich jetzt nicht unlogisch, kann ich aber gerade nicht ausprobieren. Auch die Hilfe bei frischen Tatoos oder das Rezept für Salben gegen Ekzeme kann ich jetzt gerade nicht testen, aber es ist wirklich eine reichhaltige Einsetzbarkeit zu erkennen, auch für Menschen, die einfach nur ihre Altbestände verbrauchen möchten. Auch das Rezept für eine Creme bei Sonnenbrand und kühlende Aloe-Vera-Kokoscreme klingt interessant. Testen werde ich auf jeden Fall den Peeling-Riegel für raue Haut. Auch im Beautyteil folgen noch andere Peelingrezepturen, was ich deshalb besonders interessant finde, da in konventionellen Peelings meistens Kunststoffmikropartikel verwendet werden, die unsere Umwelt sehr stark belasten, anders als zum Beispiel Kaffeesatz oder Rohzucker als Peelingteilchen. In der Aromatherapie ist Kokosöl eine sehr geeignete Trägersubstanz für aromatische Öle. Daher wird auch dieser Einsatz mit verschiedenen Rezepten angeregt.

Der Haushaltsteil ist der kürzeste Anwendungsbereich, aber auch hier sind der Autorin diverse Möglichkeiten eingefallen wie z.B. zur Holzpflege, Rostentfernung, festsitzenden Ringen oder klemmenden Reißverschlüssen. Neben Einsatzweisen bei Haustieren z.B. für eine Wurmkur oder zur Hufpflege (brauchen wir alles nicht) finde ich allerdings den Einsatz zur Herstellung von Knetmasse und als Mittel gegen Läuse. Ja, da hilft es tatsächlich und die anschließend empfohlene Haarspülung mit Apfelessig-Wasser ist sicher auch ohne vorherige Kopfläuse empfehlenswert. Kokosöl erstickt die Läuse, so daß es auch nicht zu Resistenzbildungen wie bei diversen Mitteln auf Rezept kommen kann.

Mein Lieblingsteil war natürlich der Beautyteil, denn um die Naturkosmetik, aber auch Naturheilmittel ging es mir ja gerade. Als großer Gegner von Treibgasen (meistens geht es auch ganz wundervoll anders, warum also nicht einfach darauf verzichten, wenn es doch unnötig ist!), fand ich die Rezepte für Rasieröl und Rasiercreme toll.
Die Herstellung von Badebomben ist so kinderleicht, daß ich sie sofort mit meiner Jüngsten Tochter ausprobiert habe. Ganz schnell, kinderleicht und eigentlich auch ziemlich sauber, sofern man nachher nicht das Kind unbeaufsichtigt in der Nähe des aushärtenden Kokosöls zurücklässt (unsere Badebomben sind nun besonders reich an natürlichem, getrocknetem Lavendel! Gesichtsmasken, Gesichtsreinigung, Peeling, Creme, Haarspülung, Shampoo, was das Herz begehrt! Die Rezepte beschränken sich auf einige wenige erlesene Zutaten, wobei ich ganz besonders die flüssige Olivenölseife sehr interessant fand. Nach der werde ich nun wirklich aktiv auf die Suche gehen. Oft werden ätherische Öle verwendet, wobei ich dann immer an meine Chemielehrerin denken muss (sie war super, bei ihr habe ich fürs Leben gelernt. Danke!), die vor diesen gerade bei sensiblen Menschen warnte, da sie allergieauslösend sein können, daher sollte man sie im Zweifel weglassen.

Gestaltung: die Gestaltung empfinde ich als sehr ansprechend. Es ist ein handliches, broschiertes Format mit Farbfotos auf jeder Doppelseite. Da die einzelnen Seiten mehrere Rezepte immer mind. 2 aufführen ist nicht jedes Rezept bebildert, dies ist aber auch wirklich nicht immer nötig. Z.T. Dienen sie nur der Anschauung zur besseren Orientierung bei der Durchsicht z. B. Bei der Abbildung einer Frau beim Abschminken, z.T. sind sie aber wirklich auch sehr appetitanregend oder sie machen Lust auf das sofortige Ausprobieren. Da viele Rezepte nur wenige Zutaten benötigen, die man oft auch zu Hause hat oder sich auf Kokosöl an sich beschränken, ist das auch ohne weiteres möglich. Kritische Stimmen fehlen leider, weswegen ich einen Stern abziehe.

Der Stil ist kurz und knapp, schnörkellos, was mir persönlich sehr entgegenkommt.

Fazit: Entgegen des großen YouTube Erfolges einer Professorin, die Kokosöl als reines Gift bezeichnet, gibt es viele interessant und völlig ungefährliche Einsatzmöglichkeiten, die ich gerade im Hinblick auf die rückfettenden Eigenschaften des bei Zimmertemperatur festen Öls bei Menschen mit trockener Haus, sehr attraktiv finde. Ähnlich wie beim Palmöl, dessen Einsatz in Kosmetikartikel aufgrund der riesigen Anbauflächen in tropischen Gebieten, dürfte mein aus Sri Lanka stammendes Bio-Kokosöl ökologisch nun auch nicht unbedingt das gelbe vom Ei sein. Es gilt daher wie bei den meisten Dingen im Leben: man möge es mit Bedacht verwenden und sparsam.
Auch jenseits des Verzehrs ist Kokosöl vielfältig einsetzbar. Wer es aufgrund der aktuellen Diskussion nicht mehr in der Küche verwenden mag, der findet hier jedoch viele unbedenkliche und empfehlenswerte andere Einsatzmöglichkeiten und kauft dann sogar vielleicht, wie ich, noch neues nach.

Ja, ich weiß, Kokosöl enthält vielfach ungesättigte Fettsäuren, dennoch ist es nicht grundsätzlich giftig, sondern hat auch sehr positive Eigenschaften, weshalb ich es mit 4 von 5 Sternen sehr gerne weiterempfehle.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Südwest Verlag, für diese anregenden Einblicke in die unzähligen Verwendungsmöglichkeiten von Kokosöl.

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