Der Esel Pferdinand (4) Ritterpferd mit Eselsohren, Suza Kolb, Ill. Carola
Sieverding, Magellan Verlag
Pferdinand steht auf der Weide und genießt Emmis Kraulen. Er ist rund um
zufrieden. Sein Training macht Fortschritte, sogar im Springen wird er besser.
Doch dann wird die Aufregung groß: Die Stadt veranstaltet ein Ritterferienlager
und Emmi und Lenni dürfen mit machen! Damit genügend Ponies zur Verfügung
stehen, sollen die brave Wolke und der fiese Pitt die Kinder begleiten. Emmi
würde zu gerne ihren Pferdinand und dessen besten Freund den frechen Ziegenbock
Paule mitnehmen, aber angeblich gab es keine Ritteresel! Immerhin zur
Besichtigung des Lagers dürfen Pferdinand, Paule und sogar Hahn Bernd und Kater
TomTom mitkommen. Das Ritterlager ist richtig toll, es soll sogar ein Schatz
gefunden und ein Drache bekämpft werden. Zu schade, daß sie nicht dabei sein
dürfen, aber üben können sie ja schon mal und beweisen, daß sie viel mutiger
und abenteuerlustiger als der auserwählte Pitt sind! Das macht Paule und
Pferdinand auch tatsächlich so viel Spaß, daß sie beschließen, zusammen mit
Bernd und Paule sich heimlich nachts zum Lager zu schleichen. Wäre doch gelacht,
wenn sie dort nicht dringend gebraucht würden!
Meine Töchter (9 und 11) lieben beide die Geschichten vom kleinen tapferen
Esel Pferdinand, kannten bisher aber nur die Hörbücher, die Boris Aljinovic
ganz wunderbar vorliest. Mama kann nicht ganz so gut wiehern und Ia-hen. Dafür
waren sie von Anfang an von den vielen farbigen Illustrationen angetan. Sie
sind unglaublich freundlich in ihrer Ausstrahlung und lebensfroh. Meine Jüngste
findet Emmi auf den Bilder total schön! Toll fand ich auch im Inneneinband das
Doppelseitige Bild mit Pferdinand, Paule, Pferdinands heimtückisch neidischen
Bruder Zottel, Mama Tine, Onkel Alfred und Tante Elsa (die Ziegenmama von
Paule), da sah ich sie fast alle auf einmal und kam leichter wieder in die
Geschichte hinein, da ich die Hörbücher ja nicht so oft höre die die Kinder ;).
Die Ungerechtigkeit, daß Pferdinand als Esel nicht gut genug sein soll für
ein Ritterlager, obwohl er doch so tapfer und hilfsbereit ist, hat die Mädels
sehr empört, ebenso daß Emmi als Mädchen nur Burgfräulein, aber nicht Ritter
sein darf. Aber gerade diese Ungerechtigkeit macht zu Beginn die Spannung aus.
Denn schon bei den Proben auf dem Fels in Opa Hoppes Garten erweisen sich die
zwei als viel unerschrockener, als Pferdinands Bruder Zottel. Emmi und die
Tiere haben ein klares Ziel vor Augen und das wollen sie unbedingt erreichen.
Aber nichts rücksichtslos, sondern indem sie durch ihre eigenen Stärken
überzeugen. So wird hier indirekt auch das noch immer weit verbreitete Mädchen-
und Jungenbild in Frage gestellt? Können Mädchen auch nach Jeanne d'Arc keine
Ritter sein? Sind sie wirklich zu ängstlich und auf Schutz angewiesen? Dürfen
Jungen niemals Angst haben oder weinen? Ist ein sensibler, feinfühliger Junge
dann kein echter Junge? Sind nicht die inneren Werte wie Zusammenhalt,
Rücksichtnahme und Loyalität viel wichtiger? Dass sind Fragen, die die
Zielgruppe wirklich interessiert und sie sind hier wunderbar in die Geschichte
eingebettet. Denn der Esel Pferdinand ist eine Reihe, gleichermaßen für Jungen
und Mädchen, aber eher sensible Jungen und keine Rabauken. Macht aber nichts,
schließlich sollte ja jeder das Recht haben dürfen, so zu sein wie er ist und
eigene Vorlieben zu haben. Wäre doch ansonsten langweilig und so ist es doch
auch völlig klar, daß auch mal ein Esel wie ein Pferd geritten werden möchte.
Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – durch Überzeugung und nicht durch
Gewalt! Dabei ist die Geschichte abenteuerlich und lustig, besonders wenn die
Tiere gemeinsam losziehen. Wir raten immer gerne mit, wie Geschichten weiter
gehen werden, aber Suza Kolb hat uns an vielen Stellen überrascht, angenehm
überrascht, denn es war in sich schlüssig und nicht an den Haaren
herbeigezogen.
Suza Kolb ist vor allem durch ihre Pony-Reihe „Die Haferhorde“, ebenfalls
im Magellan Verlag erschienen bekannt. Eine Reihe, die sogar vor den kritischen
Augen meiner ältesten Pferdebuch verabscheuenden Tochter Bestand hat. Denn sie
schafft es von Clichés abzuweichen und mit ihren Geschichten wirklich mal
andere Helden zu präsentieren und es geht nicht immer nur um Turniere und
Siegen und was sie sich so unter Pferdebücher vorstellt.
Eine wundervolle Geschichte mit zahlreichen farbigen Illustrationen und
klarem deutlichen Druckbild bestens zum Vorlesen und Selberlesen geeignet.
Wir wünschen uns noch viele neue Geschichten von Pferdinand und seinen
Freunden und geben ihm gerne 5 von 5 Sternen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen