Im Schatten der Zypressen, Andrea Süssenbacher, Emons
Commissario Medeot langweilt sich im schönen Friaul in
seinem Kommissariat. Sein Schreibtisch ist leer gefegt, das Verbrechen scheint
zu schlafen. Doch da meldet ihm seine rechte Hand zwei neue Straftaten, aus
Langeweile sucht er sich den Überfall auf einen Supermarkt aus, weil der Weg
dorthin länger ist und ihn länger beschäftigt, es scheint ja eh reine Routine
zu sein, die auch gar nicht in sein Ressort fällt. Doch vor Ort muss er
feststellen, daß das was nicht stimmt, das ist kein normaler
Supermarktüberfall, da steckt mehr dahinter. Wer soll denn eigentlich die Frau
sein, die angeblich entführt wurde? Irgendwie kommt sie ihm auf den schlechten
Aufnahmen der Überwachungskamera bekannt vor. Es ist die deutsche Krimiautorin
Alexandra Hüttenstätter, die er letztes Jahr noch quer durch Italien gejagt
hatte, mit diesem Kunstfälscher Angelo. Tatsächlich steckt auch der schöne und
unwiderstehliche Angelo irgendwie mit in dieser Geschichte drin. Angelo scheint
das zu wissen und bietet dem Commissario seine Mitarbeit an. Auch wenn er der
letzte ist, dem Medeot vertraut, so fühlt er sich Alexandra zu diesem Pakt mit
dem Teufel verpflichtet, er kann sie unmöglich in der Hand der Verbrecher
lassen!
Ich war ja sehr gespannt, wie es nach dem ersten Fall mit
diesen drei doch recht eigenwilligen Persönlichkeiten aus „Tod und Amore“
weiterging. Nach der Enttäuschung mit Angelo ist Alexandra misstrauischer
geworden und deutlich tougher. Das Wohlstandsbäuchlein des Commissarios ist
weiter gewachsen, denn seine Gattin lässt nicht nach und auch Angelo scheint
ganz der Alte und doch auch nicht. Sehr schön ist die Zwiespältigkeit der
Gefühle die Angelo in seinen Mitmenschen hervorruft beschrieben. Seine
Schönheit und sein Charme betören und dennoch weiß man, dass man ihm nicht
trauen kann. Dennoch haben diese persönlichen Verwicklungen auch offensichtlich
die in der Leserunde mitlesenden Männer nicht abgeschreckt, es ist also kein
reiner Frauenkrimi.
Auch die Einblicke in die Kunstwelt, mit ihren
Ausstellungen, dem guten Ruf und auch dem Schwarzmarkt und Fälschungen sind
sehr interessant. Sehr lange vermag Andrea Süssenbacher einen zu verwirren, man
tappt im Dunkeln und fragt sich, wer denn hinter dieser Entführung dahinter
stecken mag und wieso. Nebenbei lernt man die dunklen Geheimnisse des Friaul
kennen, dieser ebenso verführerischen Gegend wie Angelo, die ebenso wie dieser
eine bewegte Vergangenheit hat. Das hat mir wirklich gut gefallen, die
Atmosphäre passte sehr gut. Alexandra ist diesmal auch zwischen ihren Gefühlen
hin und hergerissen, doch ist sie misstrauischer geworden, allerdings nur
Angelo gegenüber und nicht Männern gegenüber allgemein.
Der Stil hat mir gefallen, es gab Raum für Entwicklung und
Hinweise zum Mitraten. Dabei hat mich die Auflösung angenehm überrascht. Doch
leider fehlte mir am Ende dann doch etwas die Gelassenheit der Geschichte, die
sie zuvor bot. Es ging einfach zu schnell und überstürzt, einige
Ungereimtheiten drängen sich mir noch auf und ich hoffe, daß es in einem
dritten Band zu einer weiteren Klärung kommt. Ohne Frage ein sehr emotionaler
und guter Krimi, den ich gerne gelesen habe, aber für den ich mir ein
ausführlicheres Ende gewünscht hätte.
Gerne empfehle ich ihn als guten Krimi
mit 4 von 5 Sternen weiter.
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