Das Baumhaus Trio und der Juwelendieb, Andrea Bleiker, Francke Verlag
Endlich Sommerferien! Paula und Ruben fahren diesen Sommer nicht weg, da
sie gemeinsam mit ihrem Vater, einem Schreiner, ein zweistöckiges Baumhaus in
ihre alte Eiche an der Grundstücksgrenze bauen wollen. Während der Bauplanung
zieht in das alte verlassene Nachbarshaus, in welchem früher ein Juwelendieb
wohnte, eine neue Familie ein. Zuerst sind Paula und Ruben begeistert, doch der
Nachbarsohn Marc ist zwar in ihrem Alter, aber gehörlos. Er trägt komische
Implantate und spricht merkwürdig. Ruben ist ganz schön enttäuscht, während ihn
Paula eigentlich ganz nett findet. Nicht in Ordnung ist es jedoch, daß ihr
Vater Marc spontan anbietet an ihrem Baumhaus mitzubauen. Ruben ist nun noch mehr
gegen ihn eingenommen und sperrt sich total. Während eines Ausflugs in die
Stadt, entdeckt Paula ihren ehemaligen Nachbarn, der wohl aus der Haft
entlassen wurde. Seine Begleitung wirkt aber auch nicht vertrauenswürdig. Was
sie belauscht bringt sie zu der Überzeugung, daß ein neuer Coup geplant ist,
der demnächst weiter besprochen werden soll. Da wäre Marcs Fähigkeit von den
Lippen zu lesen schon sehr praktisch. Sollen sie ihn etwa einweihen?
Dieses Abenteuer verbindet Spannung und Inklusion. Ruben ist sich immer
wieder seiner Vorbehalte gegenüber Marc, wegen dessen Gehörlosigkeit bewußt,
ist aber nicht dazu in der Lage, diese zu überwinden, oder einfach nicht dazu
bereit. Eigentlich hat er sich ja nichts sehnlicher gewünscht, als einen Freund
der nebenan wohnt, aber doch bitte schön einen der normal ist! Doch was ist
normal? Ist Marc wirklich so viel anders, als Ruben und Paula? Marc schildert
ihnen, seinen Alltag vor seinen Umzug, um in eine inklusive Schule gehen zu
können. Für Gehörlose gibt es meist ebenso wie für Sehbehinderte, nur wenige
Spezialschulen mit weiten Wegen dorthin, die den Schülern wenig Möglichkeiten
für gemeinsame außerschulische Aktivitäten bietet. Ich finde es sehr gut, daß
dies so in die Geschichte eingebettet wurde. Mein Nachbar Jonathan hat die
Geschichte auch gelesen und hat sich auch überhaupt nicht daran gestört,
sondern fand wie meine Tochter die Gebärdensprache, auf die durch Zeichen im
Text hingewiesen wird und welche im Anhang per Foto dargestellt ist, sehr
spannend. Dennoch wird einem das Handicap von Marc während des Lesens immer
weniger bewußt, weil man immer mehr mit der spannenden Schatzsuche durch eine
alte Holzkiste, die Marc findet und durch das Geheimnis der Juwelendiebe
gefesselt wird.
Marc war bislang sehr einsam und hat Halt in seinem Glauben an Gott
gefunden. So ist es für ihn selbstverständlich, in Zeiten der Not oder Angst zu
beten. Ein Umstand, der Paula fasziniert, weil es in ihrer Familie nicht
selbstverständlich ist. Der Francke Verlag ist ein gezielt christlicher Verlag
und richtet sich daher auch bewußt an diese Klientel, wer also unchristlich
eingestellt ist, sollte dann eher nach einem anderen inklusiven Abenteuer
suchen, für andere ist es aber auch ein schönes Geschenk zur Kommunion oder
einfach nebenbei.
Sehr schön gefiel mir, der Anhang mit dem deutschen Fingeralphabet und
einigen ausgewählten Gebärden. Es wird den Lesern vermittelt, daß es cool ist,
sie einfach mal zu lernen, denn als Geheimsprache ist sie sehr praktisch und
sollte man mal Gehörlose kennenlernen, sind sie über das Zeichen des
Verständnisses sehr froh, da sie oft auf Ablehnung und Unverständnis treffen.
Ein wertvolles und spannendes Kinderabenteuer, wir werden uns nun das
Fingeralphabet beibringen! Wertvolle 5 von 5 Sternen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen