Liebe
M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen, Anna Paulsen
Matilda hatte eine sehr trostlose und einsame Kindheit, geprägt
durch den ewigen Streit der Eltern. Zum Glück hatte sie die Mansarde und ihre
Bücher als Rückzugsort. So glaubt sie auch heute mit 27 Jahren nicht an die
Liebe, zumindest nicht außerhalb ihrer geliebten Bücher, oder großer
Filmklassiker. Das macht aber nichts, denn sie ist durchaus zufrieden mit ihrem
Leben, ihrer gemütlichen Dachgeschoßwohnung und liebt ihre Arbeit als
Sachbearbeiterin im Amt für unzustellbare Briefe. Doch eines Tages verändert
sich ihr geschätzter Alltag und alles kommt durcheinander, als sie hinter ihrem
Büroschrank einen ergreifenden Liebesbrief findet, der dort 50 Jahre lang
verschollen war. Die Tinte der Adresse wurde durch Feuchtigkeit unleserlich,
doch Matilda möchte ihn unbedingt der darin gepriesenen Leni zustellen, wenn
sie nur wüßte, wo sie sie finden kann. In ihrer Ratlosigkeit bittet sie ihren
Nachbarn Knut, einen älteren Herren um Hilfe und dieser schafft es tatsächlich
mit Hilfe von Technik neue Spuren für Matilda zu entdecken. Wagt sich Matilda
soweit aus ihrer Routine heraus?
Matilda ist
eine ungewöhnliche Heldin. Jung und doch sehr altmodisch, ein wandelnder
Anachronismus, mit viel Herz und Gefühl und doch voller Angst, diese auf sich
selbst zu richten. Da kümmert sie sich lieber um ihre Mitmenschen, besonders
die Älteren, das erscheint ihr ungefährlicher, für ihr Herz. Dies ist ihr wohl
nicht wirklich bewußt, ebenso wenig, daß sie aus Angst verletzt zu werden, ihre
Gefühle auf Sparflamme hält, und sich lieber spannende Leben der Menschen, die
sie in ihrer Umgebung beobachtet, zusammenfantasiert. Mich erinnert diese
selbsterwählte Glücksbotin an die liebenswerte Amélie aus dem französischen
Kinohit „Die fabelhafte Welt der Amélie“, ein Film der ihr wahrscheinlich auch
gefällt, immerhin liebt sie Klassiker, wenn auch meist in schwarz-weiß.
Der
Schreibstil passt zur Heldin. Er ist fließend und sanft, ruhig und entspannt.
Gefühle können wachsen und sich entwickeln, dennoch ist es nicht langweilig,
denn Matilda hat eine überschießende Fantasie und trifft allerhand Menschen,
die vielleicht auf den ersten Blick langweilig erscheinen mögen, aber bei
genauerer Betrachtung interessanter sind, als ihre angepassten Kollegen, die
mitten im Leben zu stehen scheinen, aber aus Angst etwas zu verpassen, wohl die
kleinen Freuden des Lebens schon mal gerne übersehen, ebenso wie kleine feine
Zwischentöne.
Bei Matilda
stellt sich oft die Frage: Was wäre wenn? Wenn z.B. die unzustellbaren Briefe
ihr Ziel erreicht hätten, wäre dann das Leben von Absender und Adressat anders
verlaufen? Bei einigen Briefen ist sie so ergriffen, daß sie sich selbst aus
ihrer Komfortzone herauswagt, um als Glücksbotin das Schicksal in die Hand zu
nehmen, denn „Schicksal ist das was wir aus den Zufällen machen, die uns das
Leben schenkt“. Diese Zufälle zu einem Happy End zu führen, hat sich Matilda
zur Aufgabe gemacht, so daß es auch einen Happy Mittelteil gibt, für
diejenigen, denen Matilda helfen kann. Aber auch hier ist viel der Fantasie der
Leser überlassen. Man erhascht einen Blick auf das zarte Glück, daß sich
entwickelt, daß aufknospt, aber die erblühte Liebe oder auch nicht, wird wohl
erst nach Matildas Verschwinden sich zeigen. So geht es um zweite Chancen und
darum, daß man auch mal ungewohnte Wege gehen muß, die erst einmal unbequem
erscheinen. Daran kann man wachsen und reifen, bis man selbst bereit ist,
für das Glück, das einem das Leben bietet. Dabei ist das Glück ein Auf und Ab,
dessen Summe zählt. Die Schattenseiten, lassen die glücklichen Tage umso heller
erscheinen. Matilda war zufrieden, aber nicht richtig glücklich, dafür muß man
Risiken eingehen, die es aber wert sind. Vor allem zeigt dieser ungewöhnliche
Liebesroman, daß man nie zu alt ist für ein Happy End und das ein solches für
jeden Menschen ganz unterschiedlich aussehen kann. So ist das Ende wunderschön
und auch wirklich humorvoll, aber nicht kitschig, sondern zart und
verheißungsvoll. Neben all dem Glück gibt es auch Zeiten der Trauer und
des Verlusts, die wirklich Emotionen und Tränen hervorruft. Doch die Trauer ist
auch schön, denn sie vollendet eine große Geschichte, aber keine Sorge,
natürlich nicht Matildas, denn die beginnt ja eigentlich erst.
Ein Buch
voller Hoffnung und Gefühl, mit einer außergewöhnlichen Heldin, die sich nie
als solche betrachten würde, da sie dafür zu zurückhaltend ist. Ein großes
Glück aus leisen und humorvollen Momenten, die das Herz erwärmen, zart und ohne
Kitsch.
Wunderschöne
5 von 5 Sternen.
Matilda
hatte eine sehr trostlose und einsame Kindheit, geprägt durch den ewigen Streit
der Eltern. Zum Glück hatte sie die Mansarde und ihre Bücher als Rückzugsort.
So glaubt sie auch heute mit 27 Jahren nicht an die Liebe, zumindest nicht
außerhalb ihrer geliebten Bücher, oder großer Filmklassiker. Das macht aber
nichts, denn sie ist durchaus zufrieden mit ihrem Leben, ihrer gemütlichen
Dachgeschoßwohnung und liebt ihre Arbeit als Sachbearbeiterin im Amt für
unzustellbare Briefe. Doch eines Tages verändert sich ihr geschätzter Alltag
und alles kommt durcheinander, als sie hinter ihrem Büroschrank einen
ergreifenden Liebesbrief findet, der dort 50 Jahre lang verschollen war. Die
Tinte der Adresse wurde durch Feuchtigkeit unleserlich, doch Matilda möchte ihn
unbedingt der darin gepriesenen Leni zustellen, wenn sie nur wüßte, wo sie sie
finden kann. In ihrer Ratlosigkeit bittet sie ihren Nachbarn Knut, einen
älteren Herren um Hilfe und dieser schafft es tatsächlich mit Hilfe von Technik
neue Spuren für Matilda zu entdecken. Wagt sich Matilda soweit aus ihrer
Routine heraus?
Matilda ist
eine ungewöhnliche Heldin. Jung und doch sehr altmodisch, ein wandelnder
Anachronismus, mit viel Herz und Gefühl und doch voller Angst, diese auf sich
selbst zu richten. Da kümmert sie sich lieber um ihre Mitmenschen, besonders
die Älteren, das erscheint ihr ungefährlicher, für ihr Herz. Dies ist ihr wohl
nicht wirklich bewußt, ebenso wenig, daß sie aus Angst verletzt zu werden, ihre
Gefühle auf Sparflamme hält, und sich lieber spannende Leben der Menschen, die
sie in ihrer Umgebung beobachtet, zusammenfantasiert. Mich erinnert diese
selbsterwählte Glücksbotin an die liebenswerte Amélie aus dem französischen
Kinohit „Die fabelhafte Welt der Amélie“, ein Film der ihr wahrscheinlich auch
gefällt, immerhin liebt sie Klassiker, wenn auch meist in schwarz-weiß.
Der
Schreibstil passt zur Heldin. Er ist fließend und sanft, ruhig und entspannt.
Gefühle können wachsen und sich entwickeln, dennoch ist es nicht langweilig,
denn Matilda hat eine überschießende Fantasie und trifft allerhand Menschen,
die vielleicht auf den ersten Blick langweilig erscheinen mögen, aber bei genauerer
Betrachtung interessanter sind, als ihre angepassten Kollegen, die mitten im
Leben zu stehen scheinen, aber aus Angst etwas zu verpassen, wohl die kleinen
Freuden des Lebens schon mal gerne übersehen, ebenso wie kleine feine
Zwischentöne.
Bei Matilda
stellt sich oft die Frage: Was wäre wenn? Wenn z.B. die unzustellbaren Briefe
ihr Ziel erreicht hätten, wäre dann das Leben von Absender und Adressat anders
verlaufen? Bei einigen Briefen ist sie so ergriffen, daß sie sich selbst aus
ihrer Komfortzone herauswagt, um als Glücksbotin das Schicksal in die Hand zu
nehmen, denn „Schicksal ist das was wir aus den Zufällen machen, die uns das
Leben schenkt“. Diese Zufälle zu einem Happy End zu führen, hat sich Matilda
zur Aufgabe gemacht, so daß es auch einen Happy Mittelteil gibt, für
diejenigen, denen Matilda helfen kann. Aber auch hier ist viel der Fantasie der
Leser überlassen. Man erhascht einen Blick auf das zarte Glück, daß sich
entwickelt, daß aufknospt, aber die erblühte Liebe oder auch nicht, wird wohl
erst nach Matildas Verschwinden sich zeigen. So geht es um zweite Chancen und
darum, daß man auch mal ungewohnte Wege gehen muß, die erst einmal unbequem
erscheinen. Daran kann man wachsen und reifen, bis man selbst bereit ist,
für das Glück, das einem das Leben bietet. Dabei ist das Glück ein Auf und Ab,
dessen Summe zählt. Die Schattenseiten, lassen die glücklichen Tage umso heller
erscheinen. Matilda war zufrieden, aber nicht richtig glücklich, dafür muß man
Risiken eingehen, die es aber wert sind. Vor allem zeigt dieser ungewöhnliche
Liebesroman, daß man nie zu alt ist für ein Happy End und das ein solches für
jeden Menschen ganz unterschiedlich aussehen kann. So ist das Ende wunderschön
und auch wirklich humorvoll, aber nicht kitschig, sondern zart und
verheißungsvoll. Neben all dem Glück gibt es auch Zeiten der Trauer und
des Verlusts, die wirklich Emotionen und Tränen hervorruft. Doch die Trauer ist
auch schön, denn sie vollendet eine große Geschichte, aber keine Sorge,
natürlich nicht Matildas, denn die beginnt ja eigentlich erst.
Ein Buch
voller Hoffnung und Gefühl, mit einer außergewöhnlichen Heldin, die sich nie
als solche betrachten würde, da sie dafür zu zurückhaltend ist. Ein großes
Glück aus leisen und humorvollen Momenten, die das Herz erwärmen, zart und ohne
Kitsch.
Wunderschöne 5 von 5 Sternen.
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