Freitag, 5. Januar 2018

Der Schlunz und das Rätsel im Weihnachtskeks, Harry Voß, SCM



Der Schlunz und das Rätsel im Weihnachtskeks, Harry Voß, SCM
Der Schlunz ist ein Junge, der von Familie Schmidtsteiner im Wald gefunden wurde. Er leidet unter Gedächtnisverlust und kann sich einfach nicht mehr erinnern, auch nicht an seinen Namen, daher wird er Schlunz genannt. Dies ermöglicht auch viele kindgerechte Erklärungen innerhalb der Geschichten, das sein Gehirn ganz vieles neu lernen muß, auch Glaube und Bibelkenntnisse, denn Familie Schmidtsteiner ist nicht nur sehr christlich, sondern praktiziert ihren Glauben auch. So, wie die Dame vom Jugendamt ihre Aufgabe ernst nimmt und regelmäßig nach dem „Jungen aus dem Wald“ schaut. Dieser hat immer eine Menge unterhaltsamer Ideen im Kopf, stellt Fragen und hinterfragt.
Dies ist eine Adventsgeschichte, die am 1. Dezember beginnt. Die Kinder haben in der Schule gewichtelt und jeder soll seinem Wichtel ein kleines Geschenk rund um Weihnachten machen. Der Schlunz hat das natürlich wieder total vergessen und denkt erst wieder daran, als er auf der Türschwelle einen Weihnachtskeks mit seinem Namen, aber ohne Absender findet. In dem Keks ist ein Zettel mit einem Bibelspruch eingebacken. Das bringt ihn zum Grübeln, über den Spruch und die Identität des Wichtels. Fortan findet er jeden Tag an ganz verschiedenen Stellen, aber eben meist in der Schule, einen neuen Bibelvers. Das ist für ihn sehr spannend und er will mal wieder den Dingen und der Bedeutung auf den Grund gehen. Neben dieser Ermittlungstätigkeit passieren ihm natürlich wieder einige Pannen, er unterhält seine Mitmenschen mit seinen verrückten Ideen, über die sich nicht alle gleich freuen und manchmal bringt er Mutter Schmidtsteiner auch zur Verzweiflung oder nervt den Onkel. Aber er hat das Herz am rechten Fleck und so kann man ihm nie lange böse sein.
Ich hatte aufgrund der bisherigen Rezensionen mehr Chaos durch den Schlunz erwartet, so etwa im Sinne von Michel aus Lönneberga, aber so schlimm ist er gar nicht und wie Michel gilt auch bei dem Schlunz: Unfug plant man nicht, das wird es schon ganz von alleine! Er ist ein liebenswerter Kerl und seine typischen Kindererlebnisse kommen in einigen Kapiteln mehr und in anderen weniger stark vor. Auf jeden Fall hat er mich zum Schmunzeln und Nachdenken gebracht. Es bleiben aber immer die Bibelverse, die zum Nachdenken anregen. Einige fand ich für Kinder schon sehr ungewöhnlich schwer zugänglich und habe gestaunt, wie locker flockig der Schlunz da einen Berührungspunkt zu seinem Leben fand, mir ist da nicht immer auf Anhieb was eingefallen. Aber der Schlunz ist halt wirklich sehr aufgeschlossen für alles, vielleicht, weil er nicht durch bestehende Erinnerungen festgefahren ist. Ganz ohne Vorbehalte geht er daher auf seinen muslimischen Mitschüler zu und erkundigt sich nach seinem Glauben und der Bedeutung von Weihnachten für den Islam. Da er so offen und freundlich ist, nimmt man ihm das nicht krumm, sondern lernt noch selbst dazu.
Unser Nachbarsjunge Jonathan war wieder völlig begeistert und flog so durch die Seiten und auch seine Mutter hatte große Freude an der Geschichte. Ich persönlich hätte mir noch etwas mehr Schlunzchaos gewünscht, habe ihn aber wirklich für seinen Mut und seine Unbekümmertheit bewundert.
Ein tolles Buch für alle Familien, die gerne in der Weihnachtszeit ein Adventskalenderbuch lesen möchten, das wirklich sich mit den Weihnachten zugrundeliegenden Gedanken und dem Glauben beschäftigen wollen. Für solche, für die Weihnachten inzwischen schon völlig losgelöst von Christi Geburt ist, wohl eher ungeeignet, sofern sie nicht über einen so offenen Geist wie der Schlunz verfügen.

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