Pandora und der phänomenale Mr. Philby, Sabine Ludwig,
Dressler
Pandora kehrt aus dem Internat für höhere Töchter, das ihre
reiche Großmutter Lady Margaret bezahlt, in den Ferien zurück in das schäbige
Hotel Hawthorn Manor, das ihre Mutter seit dem Tod ihres Vaters alleine
betreibt. Ihre Mitschülerinnen bemitleiden sie, da sie selbst alle glamouröse
Urlaubsziele ansteuern. Doch Pandora ist glücklich! Sie liebt die cornische
Küste, Hawthorn Manor und freut sich auf freie Zeit mit ihrem besten Freund
Zack. Doch leider kommt alles anders als erwartet. Das Dienstmädchen Jemima hat
mal wieder gekündigt und ihre Oma hat ihrer Mutter den Enkelsohn einer guten
Freundin als Ferienkind aufs Auge gedrückt. Diesen spleenigen Ashley soll
Pandora nun bespaßen, statt im Hotel zu helfen, damit Lady Margaret weiterhin
ihr Schulgeld bezahlt. Die Gäste bleiben aus, weil das Hotel in immer
schlechterem Zustand ist, aber Pandora und ihre Mutter Myrtle können sich keine
Reparaturen leisten. Da kommt ihnen jeder Gast recht, oder fast. Denn Mr.
Philby mit seinen weißen Anzügen, der vorgibt ein Maler zu sein und sogar das
Atelier von Pandoras verstorbenen Vater mietet, ist ihr höchst suspekt! Als
dann noch eine Leiche am Fuße der Klippen geborgen wird, zweifelt Pandora noch
mehr an der Geschichte des phänomenalen Mr. Philby.
Die Geschichte beginnt in einem der Landschaft angepassten
Erzähltempo. Da die meisten Leser die Landschaft Cornwalls und die englischen
Gesellschaftsschichten noch nicht kennen dürften, werden erst mal die Umgebung
und die verschieden Charaktere sorgfältig vorgestellt und entwickelt. Dadurch
dauert es zwar etwas, bis man zur Krimihandlung vorstößt, aber jede Figur
handelt daher aus sich heraus schlüssig, quasi aus innerem Zwang, durch den
Charakter vorgegeben. Auch als Erwachsene habe ich mich nie gefragt „warum,
macht der/die das?“ es war alles schlüssig. In Cornwall ticken die Uhren anders
und so darf man behutsam mit Pandora, Zack und Ashley das Dorf Port Arthur,
seine leicht exzentrischen Bewohner und die wilde Landschaft erkunden. Dadurch
dass man die Charaktere schon von Beginn an sehr gut kennen lernt, kann man
ihre Entwicklung auch in den spannendsten Szenen gut nachvollziehen und zu
schätzen wissen. Denn die Kinder machen wirklich eine tolle Entwicklung mit,
über die wir uns wirklich gefreut haben. Während der Beginn bei meiner Tochter
(10) noch ein wenig auf Unwillen stieß, weil sie kein Englisch mag, wurde es
für sie aber dann irgendwann so spannend, daß ich gar nicht mehr aufhören
durfte vorzulesen (sie lernt Französisch, daher lese ich die Bücher mit vielen
engl. Begriffen immer vor). Ich fand es auch sehr spannend, aber mich
interessierte halt auch sehr die Frage: „wie könnten sie es denn eventuell
schaffen, das Haus doch noch zu behalten und in Port Arthur zu bleiben, auch
wenn es ausweglos erscheint?“. Beide Spannungsbögen werden äußerst
zufriedenstellend und nicht vorhersehbar und dennoch plausibel aufgelöst. Das
finde ich immer super, wenn auch mir als erfahrener Leserin nicht schon ab
Mitte des Buches klar ist, wie das Buch endet. Nein, auch als Krimi-Profi habe
ich hier völlig im Dunkeln getappt! Dabei wird einfach nur der Kreis
geschlossen, auch wenn man den sich schließenden Kreis zuvor nicht wahrgenommen
hat. Es wird nicht auf den letzten Seiten auf einmal ein völlig neues Element
oder eine neue Person aus dem Hut gezaubert. Davon können sich viele Krimis für
Erwachsene eine gute Scheibe abschneiden! Dabei gefällt mir auch sehr gut, daß
die Spannung aber sehr angemessen für die Zielgruppe der Jungen und Mädchen ab
10 Jahren ist. Dass es ein Buch für Jungen, als auch Mädchen ist, erkennt man
schon am Cover, aber durch die drei Protagonisten finden wirklich auch Jungen
genügend Identifizierungspotenzial.
Die Vignetten des Buches hat die Autorin Sabine Ludwig
(„Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“, „Wer hustet da im
Weihnachtsbaum?“ „Warum Kater Konrad ins Wasser sprang und eine Maus in die
Luft ging“) übrigens erstmals selbst gezeichnet, da die Coverillustratorin
keine Zeit für weitere Illustrationen mehr hatte. Das finden wir super, auch 10
Jährige mögen noch Illustrationen!
Wir können uns sehr gut vorstellen Pandora, Ashley und Zack
auch bei weiteren Abenteuern zu begleiten, dass und dann aber noch besser gefallen
würde, weil wir ein großer Fan von 2. Bänden sind und wir dann ja schon alle
Personen kennen würden.
Meine Tochter fand das Buch wirklich richtig klasse und hat
es schon mehrfach weiterempfohlen und ich habe wüßte auch nichts was gegen 5
von 5 Sterne spräche!
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