Das Fundament der Ewigkeit, Ken Follett, Spielautor Michale
Rieneck, Kosmos
Wir haben das Spiel in großer Runde gespielt und einmal in
kleiner Runde angespielt:
Das Thema des Spieles ist die Handlung und das Setting des
neuen Ken Follett Romans, des 3. Teils der Saga, die im „Die Säulen der Erde“
in Kingsbridge begann.
England 1558: Noch immer wacht die altehrwürdige Kathedrale
von Kingsbridge über die Stadt. Doch halb Europa ist im Konflikt zwischen
Katholiken und Protestanten zutiefst gespalten. England, Frankreich, Spanien
und die Niederlande streiten gleichermaßen um Macht und Einfluß.
Spielziel ist es möglichst viele Siegpunkte zu erreichen.
Das Spielende wird eingeleitet, sobald ein Spieler 50 Siegpunkte auf der
Siegpunktleiste erreicht. Wer am Ende des Spiels auf der Leiste am weitesten
vorgerückt ist, gewinnt das Spiel. Siegpunkte erhalten die Spieler vor allem
durch den Verkauf von Waren und immer dann, wenn sie im Falle eines
Religionskonfliktes der passenden Religion angehören.
Die Kathedrale steht nun, es hat die Zeit der Reformation
begonnen, so daß es Glaubenskriege auszufechten gilt und der Handel damit ein
wenig in den Hintergrund rückt. Von anderen Spielen des Kosmos-Verlages sind
wir das Handeln gewöhnt und mußten uns daher umstellen. Wir hätten gerne mehr
Möglichkeiten zum Handeln gehabt und waren uns diesbezüglich auch nicht ganz
sicher, ob wir die Regeln hierzu richtig ausgelegt haben, denn nach unserer
ersten Lesart wäre der Handel relativ unbedeutend, auch wenn er auf dem
Spielbrett einen relativ großen Raum einnimmt. Das Spielzusatzmaterial mit
Karten, Aktionssteinen, Religionssteinen und Handelshäusern ist sehr
umfangreich und bis auf die zusammensteckbaren Fackeln (mit denen wir eh nicht
viel anfangen konnten) wirklich solide.
Ungewohnt aber interessant fanden wir das Spiel mit 6
Würfeln. Allerdings trat hier neben der Regelauslegung das größte Problem auf:
Wir konnten im Kunstlicht die Farben nicht auseinander halten, was bisweilen zu
Fehlern in der Punktevergabe und einer Erschwernis in der Strategieplanung.
Niemand von uns 5 konnte Lila von Braun unterscheiden, wobei ich als Älteste
und Spielleiterin auf Entfernung auch Schwarz und Dunkelblau abends nicht gut
erkennen konnte. Lediglich Weiß und Orange waren für mich immer eindeutig. Warum
nicht wenigstens Hellblau statt Dunkelblau und ein helleres Violett gewählt
wurde, war uns vollkommen schleierhaft.
Ansonsten ist das Spiel wirklich ansprechend gestaltet. In
der zweiten Runde kritisierte eine mitspielende Kunstlehrerin, daß Queen
Elisabeth nicht als offensichtlich weiß zu erkennen wäre auf der Karte, aber
das fand ich unproblematisch, da die vier Farben Weiß, Orange, Blau, Braun den
vier Mächten England, Holland, Frankreich und Spanien zugeordnet waren und die
Namen der auf den 52 Personenkarten abgebildeten schon eindeutig waren. Im
Zweifel war die Landeszugehörigkeit auch eindeutig an der Kartenrückseite
erkennbar. Allerdings wäre uns eine Verstaumöglichkeit in Stoffsäckchen der
zahlreichen Kärtchen, Würfel und Figuren lieber gewesen, als diese
Plastikeinteilung, in die man das Spielmaterial kaum richtig einsortiert
bekommt und man daher vor dem Spielaufbau erst einmal alles wieder
auseinanderklamüsern muß.
Bei der Regelauslegung durch Lehrer und einer Juristin bestand
nicht immer Klarheit, was vielleicht auf unsere Erwartungshaltung an ein gutes
Kosmos-Spiel zurück zu führen ist. Zwei aus der 1. Runde spielten auch beim
zweiten Mal mit und es war offensichtlich, daß es beim zweiten Spielen deutlich
mehr Spaß macht, da man die Strategie-Möglichkeiten deutlich besser durchschaut
und für sich nutzen kann, zum Anderen waren wir Wiederholer ganz klar im
Vorteil, da die Regeln relativ umfangreich sind. Wir hätten uns eine Karte
gewünscht auf welcher sämtliche Aktionen der Aktionsleiste und der
Aktionssymbole aufgeführt sind, die man dann an den jeweils nächsten Spieler
weiterreichen kann.
Das Erfordernis der Aufteilung in zwei Halbjahre pro
Spielzug hat uns bis zum Ende nicht erschlossen.
Das Spielen von Religionskriegen fand eine Mitspielerin
etwas makaber in heutigen Zeiten. Mein Mann stöhnte, daß immer die Protestanten
gewinnen würden, irgendwie lagen die Karten immer deutlicher für die
Protestanten als für die Katholiken. Religiöse Minderheiten hatten wir nie,
weil es auch nicht so oft die Gelegenheit des Wechsels der Konfession gab,
gerade mein Mann hatte fast nur 5er mit dem Religionswürfel geworfen, wir
fanden das Glück eine nicht unerhebliche Komponente des Spiels.
Unser großer Spielexperte bemängelte, daß das Glückselement
zu hoch sei und die Strategiemöglichkeiten zu gering, aber bereits in der
zweiten Runde bewies seine Ehefrau, daß bei besserer Kenntnis des Spielverlaufs
mittels der Religionskriege und der Symbole auf der Aktionsleiste ein
geschicktes Taktieren möglich ist.
Fazit: Das Spiel dauert immerhin mind. 90 min. Man sollte es
unbedingt als erstes Spiel des Abends spielen, da es für spätere Spielzeiten
und höheren Alkoholpegel zu kompliziert ist. Es ist durchaus interessant und
die Strategien machen echt Spaß, wenn man erst einmal bis zu diesen
Möglichkeiten durchgedrungen ist. Gerade weil eine Übersichtskarte zu den
Aktionen fehlt und es nur eine für die Abläufe der Halbjahre gibt, ist es
anfangs echt schwer sich alle Möglichkeiten zu merken und entsprechend zu
planen.
Ein Spiel das sicherlich mit jeder Wiederholung an Reiz
gewinnt, allerdings hat die Komplexität des Regelwerkes und die Problematik in
der Farbunterscheidung den Willen es in neuer Rundenkonstellation zu
wiederholen erheblich gesenkt. Die müden Mütter hatten einfach keine Lust sich
durch die Regeln durch zu arbeiten und lieber einen Klassiker gewählt. Bis dato
gefällt uns „Säulen der Erde“ einschließlich der Erweiterung für bis zu 6
Spielern, einfach besser.
Durchaus reizvoll, vor allem in der Wiederholung, aber
durchaus verbesserungsbedürftig, daher 3,5 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Bastei-Lübbe und dem
Kosmos-Verlag für dieses Rezensionsspiel, auf das wir ohnehin schon neugierig
waren!
Huhu! :)
AntwortenLöschenOh da war ich aber gespannt, als ich deinen Beitrag gesehen habe. Das Spiel zu Folletts neuem Roman habe ich nämlich auch sofort ins Auge gefasst. Toll, dass es ein so komplexes Spiel geworden ist. Da werde ich es mir vielleicht auch noch zulegen. Aber vorher wird der Roman gelesen. ;)
Liebste Grüße
Nina von BookBlossom