Besuch Aus Tralien, Martin Baltscheit, Maria Karipidou,
Dressler
Von Martin Baltscheit haben wir letztes Jahr „Nur ein Tag“
gelesen und es war echt ein Jahreshighlight. Daher waren wir schon ganz
gespannt auf die Geschichte von Dave, den Austauschschüler aus Australien.
Die gutbetuchten schicken Eltern sind von ihrem verwöhnten
Sohn Piet genervt, immer meckert er nur. Eine Auszeit in Australien, wo er zwei
neue Sportarten, eine neue Sprache lernen und seine Eltern wieder schätzen
lernen kann, scheint die perfekte Lösung. Dafür kommt mit dem Flug 0815 Dave
aus Australien in die Familie. Dave hat eine komische grüne Haut und 72 spitze
Zähne. Er liegt am liebsten im Teich, spricht nur ein Wort „Koi“ und hat ein
verwesendes Huhn im Koffer, das er runterschlingt. Irgendwie scheint er nicht
so recht zu passen. Das Baby liebt ihn jedoch und nennt ihn fröhlich „Bokodil“.
Die Erwachsenen macht das dennoch nicht stutzig. Stattdessen geben sie ihr
Bestes, damit er sich einlebt. Dabei lernt er auch den merkwürdigen Nachbarn
kennen, ein Treffen mit Folgen.
Bereits das Cover läßt vermuten, daß es sich bei Dave nicht
um einen gewöhnlichen Austauschschüler handelt, aber daß man ein Krokodil für
einen Jungen hält, ist schon ziemlich abwegig. Darüber hätten wir jedoch
hinsehen können, aber schon der Einstieg war für die Kinder sehr befremdlich.
Die Eltern haben keine Namen, heißen durchweg nun Mutter und Vater und sind von
ihrem Sohn nur genervt. Als er endlich weg ist, beschäftigen sie sich nur mit
ihren Handys und machen erstmal Wellness im Hotel. Die Eltern sind sehr
distanziert und so baut auch der Leser keine richtige Bindung zu ihnen auf, zu
Dave aber auch nicht. Seine Gedanken werden in krokogrün gedruckt, so daß sie
deutlich als seine Gedanken gekennzeichnet sind. Beim Vorlesen führt dies
allerdings zu Verwirrung. Ebenso verwirrend ist, daß relativ viel Englisch in
diesem Buch für 6 - 8 Jährige abgedruckt ist. Teilweise mit der Übersetzung in
den Fußnoten, teilweise aber auch als längere Passage in den Illustrationen
ohne Übersetzung. Der Einstieg ist etwas abrupt und weckt wenig Neugier bei den
Kindern. Als es dann auch noch etwas distanziert und seltsam weiterging,
verloren sie schnell das Interesse. Für 6 Jährige ist die Schrift meines
Erachtens zu klein und das Text/Bildverhältnis trotz der oft einseitigen
Illustrationen ungünstig. Meine 8 Jährige Tochter konnte die recht
ungewöhnlichen Fremdwörter für das Alter wie Zimmerservice, Cocktail und
Massage lesen, aber für Leseanfänger doch eher ungeeignet. Dennoch fand ich das
Buch stilistisch nicht ansprechend. Irgendwie fanden wir überhaupt nicht in die
Geschichte hinein. Wahrscheinlich liegt es an der distanzierten Art die
Geschichte zu erzählen, aber auch daran, daß das Buch nicht so recht zu wissen
scheint, was es denn sein will. Groteske, Satire oder Abenteuergeschichte? Für
Kinder sind die vielen sozialkritischen Themen aber dennoch zu abstrakt selbst
am Beispiel von Dave kommt es einfach nicht kindgerecht rüber. Der Unsinn
deutscher Bürokratie ist z.B. kein Thema für 6 – 8 Jährige, das interessiert
sie einfach nicht.
Schön an dem Buch sind die zahlreichen farbigen
Illustrationen, bei denen ich aber bisweilen den Eindruck hatte, daß einige
logische Lücken und eine unausgegorene Story von den bunten Bildern kaschiert
werden sollen.
Mit diesem Buch wurden wir leider überhaupt nicht war. Für
uns ist es einfach an der Zielgruppe vorbei geschrieben, es will zu viel und
verzettelt sich dabei. Ambitioniert aber leider das Ziel verfehlt. Auch wenn
einige wirklich aktuelle Themen angesprochen wurden, konnte ich auch bei den
Übertreibungen oder Persiflagen nicht grinsen, weil ich mich einfach zu sehr
über die Schwächen geärgert habe und gleichzeitig gelangweilt, ich war echt
froh, daß es doch recht kurz ist.
Leider konnte uns das Buch überhaupt nicht überzeugen,
aufgrund der amüsanten Illustrationen noch 2 von 5 Sternen.
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