Donnerstag, 13. Februar 2020

The Murders in the Rue Morgue, Edgar Allan Poe, read by Gordon Griffin, GoyaLiT, 1 CD 74 Min.



The Murders in the Rue Morgue, Edgar Allan Poe, read by Gordon Griffin, GoyaLiT, 1 CD 74 Min.

Es beginnt mit einer Einführung des Ich-Erzählers in die Regeln der Ermittlung, der Kombination, der Erinnerung, des Schach, des Logischen Denkens... um dann zu erläutern, dass der Ich-Erzähler sich eine Zeit in Paris gönnte und weil es um seine finanziellen Mittel nicht ganz so desaströs gestellt war, wie um die seines neuen Bekannten den verarmten Adeligen Auguste Dupin, mietete er ein altes Haus von zweifelhaften Ruf an und ließ den jungen Mann mit dem messerscharfen Verstand bei ihm wohnen. Sie tauschen Gedanken und Beobachtungen aus und als ein skandalöser, unerklärlicher Mord die Zeitungen füllt, ist ihre Neugier geweckt: Aus dem privaten Stockwerk eines Privathauses, das nur von einer Witwe und deren Tochter bewohnt wird, gellen entsetzliche Schreie. Die Tür ist versperrt und als die gewaltsam geöffnet wird, finden die herbei gelaufenen Zeugen ein Bild des Schreckens vor. Beide Frauen wurden massakriert, doch wie konnte dies geschehen, bei einer von innen abgeschlossenen Tür und verriegelten Fenstern? Mit Logik und Beobachtungsgabe erläutert Dupin seinem Freund, was sich ereignet haben muss, nachdem er alle Fakten gesammelt und das Unmögliche ausgeschlossen hat. Somit bleibt ein unwahrscheinliche Lösung, die aber als Einzige alle Fakten erklärt und sich letztendlich als wahr erweist.


Dieses Hörbuch erzählt die erste Detektivgeschichte der Weltliteratur, noch Jahre vor Eröffnung der legendären Amerikanischen Pinkerton Detektei und setzte somit Standards, sowohl was die Art der Erzählung als auch die Art der Ermittlung angeht, welche sowohl Sir Arthur Conan Doyle als auch Agatha Christie aufgriffen. So ich der Ich-Erzähler wie Dr. Watson der Zuhörer für die logischen Schlüsse und Argumentationen von Auguste Dupin. Seine Herangehensweise hingegen erinnert allzu oft an Hercule Poirot. Das ist literaturhistorisch sehr interessant. Da sie aber bereits aus dem Jahre 1841 stammt, ist das Vokabular nicht immer das Alltäglichste. Die Vokabelliste, die man aus dem Internet herunterladen kann, ist da definitiv hilfreich. Da die Geschichte wie gesagt recht unwahrscheinlich ist, sind es auch nicht immer die Begriffe, die man in einem Krimi erwartet, es bedarf also schon einer deutlichen Konzentration beim Zuhören. Dies umso mehr, als mit Gordon Griffin ein preisgekrönter Sprecher gewählt wurde, der als Schauspieler die Rollen wirklich lebt. Er macht es exellent, nur muss man bedenken, dass Edgar Allan Poe diese Kurzgeschichte nicht für den Englischunterricht schrieb. So sprechen einige der Zeugen, die hier zitiert werden mit starken fremdländischen Akzenten, die ein Hören nebenbei erschweren. Andererseits macht es es auch besonders lustig, wenn diese Menschen mit allerlei lokaler Spracheinfärbung, über den vermeintlichen Akzent des Täters spekulieren, den sie durch die geschlossene Tür gehört haben wollen. Auch wenn der Autor Amerikaner war, so spricht Gordon Griffin reinstes Britisch. Wunderschön zu hören und zu genießen, aber wie gesagt, auf Grund des Alters der Geschichte, nicht unbedingt leichte Kost.

Es ist wie gesagt der Ur-Vater aller Detektivgeschichten und wurde seither weiterentwickelt, wobei sich in späteren Zeiten vor allem das Erzähltempo erhöht. Die einführenden Gedanken zu Logik und Gedächtnis, Schach und Whist-Spiel sind mir etwas zu ausschweifig, es hätte mir gereicht, Dupins Deduktionen bei der Arbeit zu belauschen. Die Ermittler bleiben hier als Charaktere noch im Hintergrund, es kommt vorallem auf den herausragenden logischen Verstand Dupins an. Seine Persönlickeit ist noch etwas wenig ausgearbeitet. Seine Schlüsse sind logisch, eine derartige Lösung fände ich heutzutage aber als zu weit hergeholt sehr unbefriedigend. So interessant ich diese Aufnahme aus literarischer Sicht finde, desto mehr gerade ich ins Grübeln, ob Poe vielleicht zu Lebzeiten mehr insbesondere finanziellen Erfolg erlebt hätte, wenn er seinen Protagonisten mehr Seele und Emotionen verliehen hätte und dafür seine theorethischen Ausführungen verkürzt hätte. Wahrscheinlich aber nicht, da diese Ausdrucksmittel damals noch sehr beliebt waren.

Gordon Griffin zu lauschen ist ein Genuss, sowohl sprachlich, als auch von seinem Ausdrucksvermögen her. Er klingt so herrlich nach Aristokratie und vergangenen Zeiten. Eine sehr passende Wahl. Dies war meine zweite Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe und wie schon zu Schulzeiten, werden wir wohl nie die engsten Freunde....

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag für die Auffrischung meiner Englischkenntnisse und diese interessanten literarischen Eindrücke.

Hier findet Ihr eine Hörprobe: 

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