The Murders in the Rue Morgue, Edgar Allan
Poe, read by Gordon Griffin, GoyaLiT, 1 CD 74 Min.
Es beginnt mit einer Einführung des Ich-Erzählers in die Regeln
der Ermittlung, der Kombination, der Erinnerung, des Schach, des Logischen
Denkens... um dann zu erläutern, dass der Ich-Erzähler sich eine Zeit in Paris
gönnte und weil es um seine finanziellen Mittel nicht ganz so desaströs
gestellt war, wie um die seines neuen Bekannten den verarmten Adeligen Auguste
Dupin, mietete er ein altes Haus von zweifelhaften Ruf an und ließ den jungen
Mann mit dem messerscharfen Verstand bei ihm wohnen. Sie tauschen Gedanken und
Beobachtungen aus und als ein skandalöser, unerklärlicher Mord die Zeitungen
füllt, ist ihre Neugier geweckt: Aus dem privaten Stockwerk eines Privathauses,
das nur von einer Witwe und deren Tochter bewohnt wird, gellen entsetzliche
Schreie. Die Tür ist versperrt und als die gewaltsam geöffnet wird, finden die
herbei gelaufenen Zeugen ein Bild des Schreckens vor. Beide Frauen wurden
massakriert, doch wie konnte dies geschehen, bei einer von innen
abgeschlossenen Tür und verriegelten Fenstern? Mit Logik und Beobachtungsgabe
erläutert Dupin seinem Freund, was sich ereignet haben muss, nachdem er alle
Fakten gesammelt und das Unmögliche ausgeschlossen hat. Somit bleibt ein
unwahrscheinliche Lösung, die aber als Einzige alle Fakten erklärt und sich
letztendlich als wahr erweist.
Dieses Hörbuch erzählt die erste Detektivgeschichte der
Weltliteratur, noch Jahre vor Eröffnung der legendären Amerikanischen Pinkerton
Detektei und setzte somit Standards, sowohl was die Art der Erzählung als auch
die Art der Ermittlung angeht, welche sowohl Sir Arthur Conan Doyle als auch
Agatha Christie aufgriffen. So ich der Ich-Erzähler wie Dr. Watson der Zuhörer
für die logischen Schlüsse und Argumentationen von Auguste Dupin. Seine
Herangehensweise hingegen erinnert allzu oft an Hercule Poirot. Das ist
literaturhistorisch sehr interessant. Da sie aber bereits aus dem Jahre 1841
stammt, ist das Vokabular nicht immer das Alltäglichste. Die Vokabelliste, die
man aus dem Internet herunterladen kann, ist da definitiv hilfreich. Da die
Geschichte wie gesagt recht unwahrscheinlich ist, sind es auch nicht immer die
Begriffe, die man in einem Krimi erwartet, es bedarf also schon einer
deutlichen Konzentration beim Zuhören. Dies umso mehr, als mit Gordon Griffin
ein preisgekrönter Sprecher gewählt wurde, der als Schauspieler die Rollen
wirklich lebt. Er macht es exellent, nur muss man bedenken, dass Edgar Allan
Poe diese Kurzgeschichte nicht für den Englischunterricht schrieb. So sprechen
einige der Zeugen, die hier zitiert werden mit starken fremdländischen
Akzenten, die ein Hören nebenbei erschweren. Andererseits macht es es auch
besonders lustig, wenn diese Menschen mit allerlei lokaler Spracheinfärbung,
über den vermeintlichen Akzent des Täters spekulieren, den sie durch die
geschlossene Tür gehört haben wollen. Auch wenn der Autor Amerikaner war, so
spricht Gordon Griffin reinstes Britisch. Wunderschön zu hören und zu genießen,
aber wie gesagt, auf Grund des Alters der Geschichte, nicht unbedingt leichte
Kost.
Es ist wie gesagt der Ur-Vater aller Detektivgeschichten und wurde
seither weiterentwickelt, wobei sich in späteren Zeiten vor allem das Erzähltempo
erhöht. Die einführenden Gedanken zu Logik und Gedächtnis, Schach und
Whist-Spiel sind mir etwas zu ausschweifig, es hätte mir gereicht, Dupins
Deduktionen bei der Arbeit zu belauschen. Die Ermittler bleiben hier als
Charaktere noch im Hintergrund, es kommt vorallem auf den herausragenden
logischen Verstand Dupins an. Seine Persönlickeit ist noch etwas wenig
ausgearbeitet. Seine Schlüsse sind logisch, eine derartige Lösung fände ich
heutzutage aber als zu weit hergeholt sehr unbefriedigend. So interessant ich
diese Aufnahme aus literarischer Sicht finde, desto mehr gerade ich ins
Grübeln, ob Poe vielleicht zu Lebzeiten mehr insbesondere finanziellen Erfolg
erlebt hätte, wenn er seinen Protagonisten mehr Seele und Emotionen verliehen
hätte und dafür seine theorethischen Ausführungen verkürzt hätte.
Wahrscheinlich aber nicht, da diese Ausdrucksmittel damals noch sehr beliebt
waren.
Gordon Griffin zu lauschen ist ein Genuss, sowohl sprachlich, als
auch von seinem Ausdrucksvermögen her. Er klingt so herrlich nach Aristokratie
und vergangenen Zeiten. Eine sehr passende Wahl. Dies war meine zweite
Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe und wie schon zu Schulzeiten, werden wir
wohl nie die engsten Freunde....
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag für die
Auffrischung meiner Englischkenntnisse und diese interessanten literarischen
Eindrücke.
Hier findet Ihr eine Hörprobe:
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