Sonne, Mord und Sterne, Lotte Minck, Droste Verlag
Dies ist die dritte Ruhrpott-Krimödie mit Stella Albrecht und
ihrer unnachahmlichen astro-psychologischen Lebensberatung.
Beim ersten Bochumer Astrologiekongress versammelt sich alles, was
in der Branche Rang und Namen hat, egal ob seriös oder nicht. Vom
Engelsbotschafter, Aurenleser bis zum Medium kommen sie alle, auch um der
erstmaligen Verleihung des neugeschaffenen Branchenpreises Saturn beizuwohnen.
Stella und ihre Oma Maria sind natürlich auch mit dabei, beide als
Referentinnen und Maria sogar als Nominierte, wobei sie genau weiß, dass die
Preisträgerin schon feststeht: die glamouröse Marlene Silberstein, die ihren
frühen Ruhm dem privaten Frühstücksfernsehen verdankt. Doch auch wenn sie
glitzert und strahlt, ist ihre rücksichtslose und berechnende Art nicht bei
jedermann beliebt. So erstaunt es allenfalls, dass sie, die die Auren ihrer
Kunden sogar über das Telefon oder den Bildschirm behauptete lesen zu können,
den Angriff von hinterrücks nicht hatte kommen sehen. Auch Stella hatte ihr
Horoskop nicht vorher gesagt, dass sie die Leiche finden und dem genervten
Kommissar Arno Tillikowski beistehen müsse. Die Befragungen dieser
eigenwilligen Klientel treibt Arno an den Rande des Wahnsinns, doch Stella hat
einen ganz anderen, eigennützigen Grund, möglichst schnell dieses Verbrechen
aufzuklären.
Die Geschichte beginnt eigentlich mit einer Vorschau: Als
allererstes erlebt man die letzten Minuten der selbstverliebten Marlene Silberstein
vor dem Spiegel mit, ehe sie hinterrücks erschlagen wird, mit ihrem eigenen
Pokal. Das lässt tief in ihre dunkle Seele blicken und ist dramatisch. Folgend
begleitet man Stella und Maria auf den Kongress, was bisweilen sehr skurril und
somit höchst amüsant ist. Als Psychologin beobachtet Stella gerne und stellt
sich weniger in den Mittelpunkt, ganz anders, als die vermeintlichen Stars der
Szene, die sie gebannt und bisweilen irritiert beobachtet, während Maria ob der
Absurditäten ihren Spaß hat. Durch sie und Ben, den knipsenden Lokalreporter
und Stellas ältesten und besten Freund,
kann man in tiefe Abgründe der Intrigen, Eitelkeiten und Sticheleien blicken.
Gegen einen schlechten Charakter hilft halt kein Engelsbotschafter und so ist
es verwunderlich, dass sich die Stars der Szene nicht schon viel früher an die
Gurgel gegangen sind. Doch wer hat letztendlich den Astropreis geschwungen und
Marlene Silberstein dauerhaft ins Jenseits befördert? Der Weg dorthin ist vor
allem humorig, mal aufgrund von Wortwitz, Slapstick oder eben auch, nein nicht
wegen der Planetenkonstellation, sondern eben der besonderen
Charaktereigenschaften: Arno in seiner völligen Verzweiflung zwischen Esoterik
und Sternenhimmel, Astrologen mit echten oder gespielten Neurosen, Maria und
Otto, die eigentlich durch nichts aus der Ruhe zu bringen sind und immer das
Heitere in jeder Lebenslage genießen, auch wenn sich ein ungebetener Gast,
dessen Universum ganz um ihn herum kreist einnistet und Stella die verzweifelt
versucht Klarheit und Struktur in dieses Chaos zu bringen. Allerdings hat auch
sie bei so viel schlechtem Karma alleine keine Chance und so schalten sie und
Ben mal wieder Ruby, die Computerzauberin mit den bunten Haaren ein. Damit sind
eigentlich alle liebgewonnen Personen der bisherigen Bände mit am Start,
vereint in ihrer Andersartigkeit und ihrer Entschlossenheit. Dazu gibt es eine
Prise Ruhrpott, von den Namen bis zu diversen Ausdrücken wie „Heiopei“, aber
nie so viel, dass man es andernorts nicht verstehen könnte.
Dass Stella und Arno den Mörder(in) finden, das verspreche ich, ob
sie nun endlich zueinander finden, das müsst Ihr selbst erlesen und auch bei
diesem Band gilt: der Weg ist das Ziel, denn es ist vor allem spaßig. Immerhin
kann man kniffelige Probleme auch auf unterhaltsame Weise lösen, denn Humor ist
sicherlich der Weg zu jedem kosmischen Glück. Ein Krimi mit Augenzwinkern und
Spaß am Rätseln, Beobachten und den kleinen und großen Macken der Menschheit.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Lotte Minck und dem Droste
Verlag für mein Rezensionsexemplar für die Lovelybooks Leserunde.
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