Die Spiegelreisende (1) – Die Verlobten des Winters, Christelle
Dabos, gelesen von Laura Maire, 2 MP3 767 Minuten der Hörverlag
Gott war wütend und hat die Welt durch einen Riss zerstört.
Entstanden sind 21 Archen, die durch das All treiben und von ganz besonderen
Familien und ihren Geistern bewohnt werden.
Die junge Ophelia ist unscheinbar und liebt ihr ruhiges Leben
inmitten ihrer Familie auf der Arche Anima. Sie ist eine Leserin, das heißt sie
kann, wenn sie einen Gegenstand mit bloßen Händen anfasst, dessen Geschichte
erspüren bzw. erlesen. Daher leitet sie das Familienmuseum, stets von ihrem
alten irgendwie lebendigen Schal umgeben und mit einer Brille auf der Nase,
deren Gläser die Farbe je nach ihrem Gefühlszustand wechselt. Da sie von Anima
kommt, hat sie auch heilende Kräfte, aber vor allem, kann sie als eine der
wenigen durch Spiegel von einem Ort zum nächsten reisen. Zufrieden mit ihrem
Leben, hat sie bereits die Heirat mit zwei Cousins abgelehnt, mit denen sie nun
wirklich nicht den Rest ihres Lebens verbringen will! Doch dann haben die
Familienoberen die Doyennes sie mit Thron einem Sohn des mächtigen Drachenclans
der ewig winterlichen Pol-Arche verlobt. Vor dieser Verbindung gibt es nun kein
Entrinnen, sie muss zu ihrem Verlobten auf dessen Arche ziehen. Allerdings muss
die völlig unvorbereitete Braut schnell feststellen, dass es dort nicht so
harmonisch zugeht, wie auf Anima, ihr abweisender Verlobter total verhasst ist
und eine gefährliche Intrige ihr Leben bedroht.
Der Einstieg fiel mir nicht leicht, deswegen habe ich erst mal den
Klappentext gelesen, um mich in dieser fremden Welt zurecht zu finden, aber er
war doch recht dünn. Hilfreicher zur Orientierung fand ich die Infos zu dieser
neuen Fantasyreihe bei Amazon.
Ich mag Laura Maires sanfte, freundliche Stimme sehr gerne, aber
irgendwie stand sie hier bisweilen sehr im Kontrast zu der harschen
Wirklichkeit, in der sich die doch scheinbar recht weltfremde Ophelia auf
einmal wiederfindet. Sie wirkt sehr verletzlich, wie sie sich hinter ihrer
Brille und ihrem eigenwilligen Schal zu verbergen scheint. Ein wenig weltfremd
und versponnen und doch wurde sie auserwählt und ihr Patenonkel offenbart ihr,
dass viel mehr in ihr steckt, als sie meint. Auf mich als Hörer wirkte sie anfangs
sehr passiv, wie ein Kind, dass die Augen weit aufreißt und mit staunendem
Blick alles über sich ergehen lässt, obwohl: zwei Bewerber hat sie abgewiesen,
so ganz sollte man dem sanften Schein dann wohl doch nicht trauen. Lange Zeit
bleibt sie recht gehorsam, ihr Gesicht ist eine einzige Maske, die keine
Emotionen verrät und so wird sie oft verkannt. Doch gegen Ende des 1. Teils
reicht es ihr endgültig, sie will kein Spielball anderer mehr sein, sie fordert
Ehrlichkeit von anderen und von sich selbst. Angesichts der lebensbedrohlichen
Gefahr in der sie steckt, scheint sie wie ein Phoenix aus der Asche zu erstehen
und alle in ihr schlummernden Möglichkeiten zu nutzen. Es kommt zu einem
Kräftemessen auch des Willens. Ganz klar weiß man zum Ende des 1. Teils, dass
die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, aber Ophelia hat zu sich selbst
gefunden und festgestellt, dass auch sie selbst sich bisher unterschätzt hat.
Um zu Überleben geht sie gefährliche Allianzen ein und macht sich damit nicht
nur Freunde, aber ihr Überlebenswille in der unwirtlichen Welt der Arche Pol
ist ungebrochen.
Anfangs war mir Ophelia zwar sympathisch, aber eben zu passiv.
Trotz all der Gefahren, hat sie mir einfach nicht genug gekämpft, ihr Potenzial
nicht genug ausgeschöpft. Aber im Angesicht der Tragweite des Verrates ändert
es sich und lässt auf ein deutlich entschiedeneres Handeln in den kommenden
Bänden hoffen. Ich bin sehr gespannt, wie sich ihr Verhältnis zu Thorn und
dessen Tante entwickelt, aber auch der undurchsichtige Botschafter Archibald
macht neugierig. Ob wir von ihren Verbündeten noch mal hören werden oder neue
Archen kennen lernen? Da kann man noch auf einiges gespannt sein, das Potenzial
ist auf jeden Fall vorhanden und eine Steigerung für meinen Geschmack noch
möglich. Die Welt der Archen ist geheimnisvoll, fremd und scheint
undurchschaubar, ist doch auch Ophelia vieles noch unbekannt. Die Magie mag
betören, aber auch verstören, hat sie mich bisweilen irritiert zurückgelassen.
Dennoch hat es mir gut gefallen, aber noch nicht völlig gepackt, ich bin
gespannt, ob dies mit dem nächsten Band geschehen wird. Die Einführung in diese
fremde Welt, bis zum Knackpunkt des Verrates ist doch etwas langwierig. Das
Tempo dürfte fortan anziehen. Für sensible Seelen dürfte die Altersempfehlung
ab 12 Jahren auch erhöht werden.
Ich bedanke mich ganz herzlich für diesen mysteriösen Einblick in
die Welt der Spiegelreisenden bei dem Bloggerportal und der Hörverlag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen