Montag, 1. März 2021

New Horizons, Lilly Lucas, gelesen von Sandra Voss, Steinbach Sprechende Bücher, 2 MP3 604 Minuten ungekürzt

 

New Horizons, Lilly Lucas, gelesen von Sandra Voss, Steinbach Sprechende Bücher, 2 MP3 604 Minuten ungekürzt

 

Green Valley Reihe Band 4: Annie ist nach monatelangem Koma endlich erwacht, doch sie muss wieder neu starten! Von ihrem langjährigen Freund Noah ist sie getrennt und ihr fehlt irgendwie die Erdung. Eine Freundin, ein bester Freund.... und ja, ihre Arbeit. Denn durch den komplizierten Bruch muss sie erst einmal wieder richtig Muskeln aufbauen. Die Physiotherapie darf sie im 5-Sterne Hotel „Sebastians“ im Fitnessbereich durchführen, wo Lena (Band 1) ihre Ausbildung mit Begeisterung absolviert. Lena mit ihrer direkten Art ist ihr auch direkt sympathisch, vor allem da sie von ihrem Koma nichts weiß. Mit ihr trainiert dort auch der Netflix Star Cole Jacobs (Band 2 & 3), der sich nach der großen Blamage bei einer Preisverleihung in das idyllische Tal in den Rocky Mountains zurückgezogen hat und seine Wunden leckt. Dort trifft er an der Tankstelle ausgerechnet auf Annie, die keine Ahnung hat wer er ist, aber sein Auto bewundert. So eine Frau ist Cole schon lange nicht mehr untergekommen und das reizt ihn. Dabei provoziert er sie und die zwei geraten immer wieder aneinander, vor allem, als sie gemeinsam das alljährliche Krippenspiel inszenieren sollen. Ach ja, nicht nur Annie ist zurück gekehrt. Auch ihr bester Freund aus Kindertagen: Sam, der Sohn der Bürgermeisterin. Doch er sieht gar nicht mehr aus, wie der Hänfling von damals, sondern richtig sexy! Allerdings ist er nicht alleine zurückgekommen, sondern mit seiner Babytochter, deren Mutter Sam und sie für die Karriere hat sitzen lassen, genau wie Annies Mutter damals...

 

Ehrlich, ich habe das Gefühl, dass je älter ich werde, umso abgebrühter werde ich. Reine Liebesromane sind daher eigentlich gar nichts für mich. Mit Beginn der Corona-Pandemie brauchte ich aber einen Stimmungsaufheller und habe mit dieser Reihe begonnen und nicht wieder aufgehört. Ich habe „New Horizons“ zum Einschlafen und Aufwachen gehört und so habe ich wirklich befreit geschlafen und geträumt und bin beschwingt in den Tag gestartet.

Anders als Annie stehe ich ja gar nicht auf Tatoos und auch wenn ich Cole bisher mochte, war ich aber immer froh, wenn die Heldinnen sich bisher für Alternativ-Typen entschieden haben. Diesmal macht Cole wirklich Boden bei mir gut! Die bodenständige Umgebung scheint ihm gut zu tun, auch dass er in Green Valley auf Menschen trifft, die es nicht nur auf Glamour und Starrummel abgesehen haben. Ich stehe nicht auf Rockstar-Romanzen. Hier gefällt mir, dass Cole Jacobs ja schon einige Folgen in der Serie integriert ist und er bei den örtlichen Frauen nur bedingt ankommt. So ein Star ist ja auch irgendwie abschreckend. Außerdem geht es hier nicht um die Zähmung eines Bad Guys, der aus Liebe zu der einen, der Richtigen auf einmal handzahm wird. Das wäre mir zu albern. Natürlich musste er in der Netflix-Serie leicht bekleidet durchs Bild laufen. Sein gutes Aussehen ist sein Kapital, aber: er hat weder grüne Augen (das kann ich inzwischen nicht mehr hören oder lesen) und auch wenn sein Trainingsziel ein Körperfettanteil von 7 % ist, wird auf Schweißperlen die sein Sixpack entlangperlen und einen seidigen Schimmer auf... verzichtet. Hier wird der Fantasie genügend Freiraum gelassen, um sich die Protagonisten selbst vorzustellen, ohne je zu direkt oder zu platt zu werden. So ist Annie noch viel ungenauer beschrieben, sie ist einfach sehr zart geworden, nach 5 Monaten im Koma und ihre Narbe am Bein, mag sie noch immer nicht anschauen.

 

Sandra Voss liest die Rolle der Annie unglaublich sympathisch und geradlinig. Dabei hört man ihr aber auch immer wieder ihre Unsicherheit und Zweifel an. Bislang dachte sie immer, sie wisse, wie ihr Leben verlaufen würde, doch seit der Trennung von Noah (die Geschichte von Noah und Elara wird in Band 3 erzählt) ist nur noch ihre Liebe zu ihrem Heimatort gewiss, in dem sie tief verwurzelt ist, ach ja und ihre Liebe für Motoren. Doch ob sie die je wieder wird ausleben können? Dieser Band ist ein Wechselbad der Gefühle, dass man als Hörer sehr gut nachempfinden kann, was sowohl an der lebendigen Erzählweise von Lilly Lucas, als auch der sensiblen Interpretation, mit einer großen Variationsbreite an Emotionen von Sandra Voss liegt. Letztere klingt dieses Mal angenehm weich und warm, aber nicht naiv. Das mag ich wahrscheinlich auch so an dieser Reihe, dass die Heldinnen zwar an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen, aber neben Herz auch noch über Verstand verfügen.

 

Man kann die Bände der Reihe unabhängig von einander lesen oder hören, allerdings finde ich es gerade für diesen Band es von Vorteil, die Vorgängerbände der Reihe nach zu kennen. Das steigert den Genuss noch und man fühlt mit Annie, dass es ein Gefühl ist, wie nach Hause zu kommen, wenn man wieder einsteigt in diese neue Romanze.

 

Ein Hörbuch, dass einfach glücklich macht, von der ersten Hörminute an.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Steinbach Sprechende Bücher für diesen Seelenbalsam für die Ohren!

 

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Samstag, 27. Februar 2021

Kiwi, Kalle und das Stadtgeflüster, Susanne Weber, Illus. Julia Dürr, Hummelburg Verlag

 

Kiwi, Kalle und das Stadtgeflüster, Susanne Weber, Illus. Julia Dürr, Hummelburg Verlag

 

Kirsten ist 11 Jahre alt und lebt mit Ihrer Mutter, einer Sozialarbeiterin, in einer kleinen Wohnung in Berlin, über einem Luftballonladen. Ihr Vater lebt mit seiner neuen Familie in Bayern. Kirsten geht regelmäßig nach der Schule zum Eiskunstlauftraining, bis sie wegen einer Knieverletzung 2 Wochen pausieren muss. Ihre Mutter hat dann nichts besseres zu tun, als ihr die Einkäufe für die alte Nachbarin Frau Matz aufs Auge zu drücken. Als sie dort die Einkaufsliste abholt, trifft sie auf den gleichaltrigen Kalle aus dem Hinterhaus, der täglich mit Frau Matz Schnudel Pelle Gassi geht. Bislang kannten sie sich nicht, weil sie in verschiedene Schulen gehen. Kalle hielt Kirsten immer für eine Ballerina-Tussi. Doch als sie nun gemeinsam mit Pelle unterwegs sind und für Frau Matz einkaufen, entdecken sie eine Menge Gemeinsamkeiten, aber auch Ungereimtheiten in ihrem Kiez! Sie beide finden den Bestatter, der ständig vor seinem Geschäft steht und auf das Pflegeheim gegenüber starrt gruselig und rennen stets an ihm vorbei, statt zu gehen und beide begrüßen regelmäßig die Hundeballons nebenan. Seltsam finden sie, dass der nette Luftballonmann, das ständige Gekeife seiner Frau so gelassen erträgt, bis sie eines Tages verschwindet und nun schwarze Luftballons in den Himmel steigen, mit merkwürdigen Anhängseln...

 

Kirsten und Kalle verbindet etwas: sie sind gerne draußen und keine Stubenhocker! Sie lieben Hunde, beobachten ihre Umgebung ganz genau, denken darüber nach und ziehen so ihre eigenen Schlüsse, aus dem was sie so bemerken.... Damit sind sie sehr zufrieden, aber auch anders als ihre Klassenkameraden, die sich mehr mit Zocken oder Youtube Videos beschäftigen. Wenn man nur ganz genau hinschaut, kann man eine Menge Geheimnisse entdecken und denen gehen die zwei nun gemeinsam auf den Grund. Mit Pelle als tierischer Tarnung können sie sich ziemlich unbemerkt durch die Straßen des Kiezes bewegen und Pelles Spürnase ist natürlich für unauffällige Beschattungen ein echter Gewinn!

 

Nein, die Kinder machen nichts Schlimmes und nichts Gefährliches. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, suchen sie sich auch Hilfe und sind auch bereit, sich für ihre Irrtümer ein bisschen zu schämen. Aber sie irren nicht immer, denn auch wenn die meisten ihrer Nachbarn viel netter sind, als es den Anschein hat, so meinen es doch nicht alle gut und denen legen sie das Handwerk! Dabei gefallen mir besonders gut, die typischen kindlichen Sorgen und Vorstellungen, wie das schnelle am Bestattungsunternehmen Vorbeirennen...

 

So ist in diesem Berliner Kiez immer was los! Jetzt erst, als Kirsten nicht ständig trainiert, bemerkt sie erstmals, was alles um sie herum so los ist und wie viel schöner das Leben mit Schnudel und besten Freund ist.

 

Julia Dürr hat diese erlebnisreiche Kiezermittlergeschichte fröhlich frech illustriert! Dabei fallen zuerst ihre Übersichtsskizzen auf, damit man sich besser orientieren kann und weiß, wer wo wohnt und arbeitet, aber auch die Schattenriss-Vignetten, die jeweils kennzeichnen, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. Denn Susanne Weber erzählt diese Geschichte aus zwei Perspektiven, jeweils in der unmittelbaren Ich-Form. Ob dieser „Ich“ nun Kalle oder KiWi (Kirsten Wilmsen) ist, erkennt man daran, ob der Scherenschnitt einen Dutt trägt, wie Eisläuferin KiWi oder einen Kurzhaarschnitt wie Kalle. So fühlt man sich immer mittendrin im Geschehen und weiß ganz genau, was in den Köpfen der Kinder los ist, aber vor allem auch, wie sie sich fühlen! Das finde ich sehr gelungen, weil man so den Eindruck hat, das total viel los ist, auch wenn es „nur“ ganz normale Kinderabenteuer sind. Hier werden keine gefährlichen Verbrecher verfolgt, aber dennoch sorgen sie für Gerechtigkeit und mehr Verständnis in ihrem Kiez und das ist ganz schon trubelig und aufregend.

 

Ich finde das Buch sehr gut recherchiert und möchte auch die juristische Korrektheit loben. Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben, das wäre aber für Kinder langweilig. Aber alles was hier zu dem Thema steht, ist sowohl für Kinder verständlich, als auch inhaltlich korrekt.

 

Beide Kinder empfinde ich als sehr selbstständig für ihr Alter, weil sie viel alleine sind. O.k. Kalles Vater arbeitet von zu Hause aus, aber an seinem Computer sitzend und über neue Gags grübelnd, ist er Kalle nicht wirklich eine Gesellschaft. Wie die zwei Kinder selbstständig zum Tierarzt gehen oder Kirsten alleine kocht, ohne dass es in einer Katastrophe endet, hat mich echt beeindruckt.

 

Diese Geschichte hat mich richtig in ihren Bann gezogen, auch wenn keine weltbewegenden Verbrechen passieren, sondern echte Dramen und Geheimnisse des Alltags. Richtig Klasse für Jungs und Mädchen ab 8 Jahren und besonders für Großstadtkinder.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Hummelburg Verlag für dieses wunderschöne Buch, das mich wirklich fesseln konnte.

 

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