Samstag, 27. Februar 2021

Kiwi, Kalle und das Stadtgeflüster, Susanne Weber, Illus. Julia Dürr, Hummelburg Verlag

 

Kiwi, Kalle und das Stadtgeflüster, Susanne Weber, Illus. Julia Dürr, Hummelburg Verlag

 

Kirsten ist 11 Jahre alt und lebt mit Ihrer Mutter, einer Sozialarbeiterin, in einer kleinen Wohnung in Berlin, über einem Luftballonladen. Ihr Vater lebt mit seiner neuen Familie in Bayern. Kirsten geht regelmäßig nach der Schule zum Eiskunstlauftraining, bis sie wegen einer Knieverletzung 2 Wochen pausieren muss. Ihre Mutter hat dann nichts besseres zu tun, als ihr die Einkäufe für die alte Nachbarin Frau Matz aufs Auge zu drücken. Als sie dort die Einkaufsliste abholt, trifft sie auf den gleichaltrigen Kalle aus dem Hinterhaus, der täglich mit Frau Matz Schnudel Pelle Gassi geht. Bislang kannten sie sich nicht, weil sie in verschiedene Schulen gehen. Kalle hielt Kirsten immer für eine Ballerina-Tussi. Doch als sie nun gemeinsam mit Pelle unterwegs sind und für Frau Matz einkaufen, entdecken sie eine Menge Gemeinsamkeiten, aber auch Ungereimtheiten in ihrem Kiez! Sie beide finden den Bestatter, der ständig vor seinem Geschäft steht und auf das Pflegeheim gegenüber starrt gruselig und rennen stets an ihm vorbei, statt zu gehen und beide begrüßen regelmäßig die Hundeballons nebenan. Seltsam finden sie, dass der nette Luftballonmann, das ständige Gekeife seiner Frau so gelassen erträgt, bis sie eines Tages verschwindet und nun schwarze Luftballons in den Himmel steigen, mit merkwürdigen Anhängseln...

 

Kirsten und Kalle verbindet etwas: sie sind gerne draußen und keine Stubenhocker! Sie lieben Hunde, beobachten ihre Umgebung ganz genau, denken darüber nach und ziehen so ihre eigenen Schlüsse, aus dem was sie so bemerken.... Damit sind sie sehr zufrieden, aber auch anders als ihre Klassenkameraden, die sich mehr mit Zocken oder Youtube Videos beschäftigen. Wenn man nur ganz genau hinschaut, kann man eine Menge Geheimnisse entdecken und denen gehen die zwei nun gemeinsam auf den Grund. Mit Pelle als tierischer Tarnung können sie sich ziemlich unbemerkt durch die Straßen des Kiezes bewegen und Pelles Spürnase ist natürlich für unauffällige Beschattungen ein echter Gewinn!

 

Nein, die Kinder machen nichts Schlimmes und nichts Gefährliches. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, suchen sie sich auch Hilfe und sind auch bereit, sich für ihre Irrtümer ein bisschen zu schämen. Aber sie irren nicht immer, denn auch wenn die meisten ihrer Nachbarn viel netter sind, als es den Anschein hat, so meinen es doch nicht alle gut und denen legen sie das Handwerk! Dabei gefallen mir besonders gut, die typischen kindlichen Sorgen und Vorstellungen, wie das schnelle am Bestattungsunternehmen Vorbeirennen...

 

So ist in diesem Berliner Kiez immer was los! Jetzt erst, als Kirsten nicht ständig trainiert, bemerkt sie erstmals, was alles um sie herum so los ist und wie viel schöner das Leben mit Schnudel und besten Freund ist.

 

Julia Dürr hat diese erlebnisreiche Kiezermittlergeschichte fröhlich frech illustriert! Dabei fallen zuerst ihre Übersichtsskizzen auf, damit man sich besser orientieren kann und weiß, wer wo wohnt und arbeitet, aber auch die Schattenriss-Vignetten, die jeweils kennzeichnen, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. Denn Susanne Weber erzählt diese Geschichte aus zwei Perspektiven, jeweils in der unmittelbaren Ich-Form. Ob dieser „Ich“ nun Kalle oder KiWi (Kirsten Wilmsen) ist, erkennt man daran, ob der Scherenschnitt einen Dutt trägt, wie Eisläuferin KiWi oder einen Kurzhaarschnitt wie Kalle. So fühlt man sich immer mittendrin im Geschehen und weiß ganz genau, was in den Köpfen der Kinder los ist, aber vor allem auch, wie sie sich fühlen! Das finde ich sehr gelungen, weil man so den Eindruck hat, das total viel los ist, auch wenn es „nur“ ganz normale Kinderabenteuer sind. Hier werden keine gefährlichen Verbrecher verfolgt, aber dennoch sorgen sie für Gerechtigkeit und mehr Verständnis in ihrem Kiez und das ist ganz schon trubelig und aufregend.

 

Ich finde das Buch sehr gut recherchiert und möchte auch die juristische Korrektheit loben. Ich könnte noch viel mehr dazu schreiben, das wäre aber für Kinder langweilig. Aber alles was hier zu dem Thema steht, ist sowohl für Kinder verständlich, als auch inhaltlich korrekt.

 

Beide Kinder empfinde ich als sehr selbstständig für ihr Alter, weil sie viel alleine sind. O.k. Kalles Vater arbeitet von zu Hause aus, aber an seinem Computer sitzend und über neue Gags grübelnd, ist er Kalle nicht wirklich eine Gesellschaft. Wie die zwei Kinder selbstständig zum Tierarzt gehen oder Kirsten alleine kocht, ohne dass es in einer Katastrophe endet, hat mich echt beeindruckt.

 

Diese Geschichte hat mich richtig in ihren Bann gezogen, auch wenn keine weltbewegenden Verbrechen passieren, sondern echte Dramen und Geheimnisse des Alltags. Richtig Klasse für Jungs und Mädchen ab 8 Jahren und besonders für Großstadtkinder.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Hummelburg Verlag für dieses wunderschöne Buch, das mich wirklich fesseln konnte.

 

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