Paul und die Klettenhexe, Claire Barker, Illustrationen
Teemu Juhani, Schneiderbuch Egmont
Paul ist ein Spitzenschüler und hat 3 Jahre in Folge den
Titel „vernünftigster Schüler der Schule“ gewonnen, worauf er sehr stolz ist.
Leider hat er keine Freunde, aber nun ein Stipendium für die
Maria-Maria-Makelos-Schule für Hochbegabte gewonnen. Dort wird er unter
seinesgleichen sicherlich endlich den ersehnten Anschluss finden! Da seine
Eltern Haus „Krähenhorst“ in der Nähe der Schule geerbt haben, zieht die
Familie auch gleich dorthin um. Das Haus ist ganz schön alt und hat einen
riesigen verwilderten Garten. Dort wohnt Klarinde die Klettenhexe, die sofort
beschlossen hat, dass Paul künftig ihr neuer Freund sein wird und erschreckt
ihn mit einem Blick durchs Fenster in der ersten Nacht ganz fürchterlich. Auf
dem Weg in die Schule stiehlt sie ihm dann auch noch alle Muffins, die seine
Mutter ihm für den Einstand mitgegeben hat und bringt ihn auch ansonsten ganz
schön in Schwierigkeiten. Denn Klarinde ist sicherlich nicht die vernünftigste
und ordentlichste Schülerin der Maria-Makelos-Schule, wegen ihrer ausgefallenen
Ideen und magischen Effekte bei den Mitschülern aber sofort beliebt. Mit ihr
wird es niemals langweilig. Doch Paul findet Langeweile nun gar nicht mehr so
schlimm und eine solche Freundin nicht so erstrebenswert.
Während Paul wirklich unglaublich brav, strebsam und langweilig
ist, ist Klarinde das totale Gegenteil. Sie passen wirklich nicht zusammen!
Doch wenn Klarinde sich etwas in den Kopf gesetzt hat, so soll es so auch
gesehen. Für sie läuft es ja auch prima und sie hat jede Menge Spaß – Paul aber
weniger, er stolpert von einer Katastrophe in die nächste und tat mir dabei
furchtbar leid, weil er den Ärger, den er bekam überhaupt nicht verdient hat.
Das fand meine Tochter (10) sehr ungerecht. Ich konnte Paul verstehen, auf so
eine Freundin hätte ich auch verzichtet, aber Paul auch nicht gewollt. Für mich
ist das nicht wirklich Freundschaft, was die zwei aus- und vorleben. Eigentlich
macht Klarinde nur was sie will und Paul hat offensichtlich kein
Mitspracherecht. Doch auch wenn wir die Geschichte bisweilen als ungerecht
empfinden, so ist sie doch nicht langweilig. Mit Klarinde ist immer was los.
Rechtschreibung ist nicht ihre Stärke, aber sie kennt jede Menge Witze und
Hexensprüche. Diese sind fröhlich gereimt und im Anhang sind diese ebenso
veröffentlicht, wie ihre Lieblingswitze. Das fand meine Tochter super und hat
mit großer Begeisterung die Witze und Scherzfragen studiert. Sie fand die
Geschichte auch unterhaltsam, aber über die teilweise himmelschreienden
Ungerechtigkeiten regte sie sich schon richtig auf. Das Ende der Geschichte ist
dann auch ziemlich überraschend und ein echter Klarinde-Knaller, mit dem man so
dann wirklich nicht mehr gerechnet hat. Die Geschichte ist witzig und gut
verständlich geschrieben, auch wenn Klarinde gerne mit Sprache spielt und sich neue
Wörter ausdenkt. Dabei ist die Schrift angenehm groß mit ebenso angenehmem
Zeilenabstand.
Was ist nicht ganz so toll fand, ist dass sie in Klarindes
Schrift mit ihren Fehlern abgedruckt sind. Für rechtsschreibstarke Kinder ist
es ein großer Spaß und eine tolle Bestätigung ihrer Fähigkeiten, wenn sie die
Fehler entdecken und darüber lachen können. Aber ich finde es zum einen nicht
so toll über die Schwächen von Mitschülern zu lachen und bei Kindern mit
visuellem Gedächtnis können sich falsche Schreibweisen einprägen.
Die Aufmachung mit den vielen Illustrationen ist sehr
liebevoll gemacht, ebenso das „Wörderbuch“ im Glossar, dass für Kinder
Klarindes bisweilen bizarre Ausdrucksweisen in übliche Ausdrücke übersetzt, die
Hexensprüche und ihre Lieblingswitze.
Meiner Tochter hat es gut gefallen, ich fand es weder
schlecht, noch richtig gut, sondern pädagogisch fragwürdig, aber unterhaltsam
und sehr ansprechend aufgemacht.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Buchcontact und dem
Schneiderbuch Egmont Verlag für dieses Rezensionsexemplar.