Montag, 9. September 2019

Malve will keine Elfe sein, Heike Abidi, Hummelburg Verlag



Malve will keine Elfe sein, Heike Abidi, Hummelburg Verlag

Endlich Blütenferien im Elfeninternat Albenheim! Nur die kleine Elfe Malve hat etwas Bauchgrummeln. Klar ist es toll wieder nach Hause zu kommen, aber ihre Leistungen in der Schule waren alles andere als überzeugend. Hoffentlich muss sie nun nicht auf das Internat für schwer erziehbare Elfen wechseln, davon hat sie schon so viel Schreckliches gehört! Und nun steht auch noch das große Apfelblütenfest, das Highlight im Elfenjahr bevor. Alle singen und tanzen und vergnügen sich beim großen Blumenquiz. Alles Tätigkeiten die Malve als einzige nicht zu schätzen weiß! Aber sie ist ja auch furchtbar groß für eine Elfe und wäre lieber ein Menschling, auch wenn sie ihre Familie noch so lieb hat. Irgendwie passt sie da gar nicht so recht rein. Das spüren auch ihre Eltern und haben sich daher für sie etwas ausgedacht: Sie soll schon am nächsten Tag in eine Menschlingsschule wechseln, vielleicht würde sie dort merken, daß es doch besser ist eine Elfe zu sein! Das wird ganz schön aufregend für Malve!

Eine wunderschöne Geschichte, über ein kleines Mädchen, daß einfach anders ist und das Gefühl hat, nirgendwo reinzupassen, auch wenn sie sich geliebt fühlt! Was hat sie doch für eine Angst in das Internat des Grauens geschickt zu werden, dabei erfüllen ihr ihre Eltern ihren heimlichsten Wunsch. Oft gibt es ja Warnungen davor, was man sich wünscht, denn der Wunsch könnte ja in Erfüllung gehen. Bei Malve ist es der Fall und für sie bringt es tatsächlich die kaum erhoffte Erlösung. Sie blüht auf, denn in ihrer Banknachbarin findet sie eine Freundin, die so ganz anders ist und sie dennoch versteht. Sie ist glücklich wie nie zu vor, bis...

Für Kinder ist es ein gar nicht mal so seltenes Gefühl, sich völlig unverstanden zu fühlen. Daher ist es umso schöner, daß Malve sich dennoch geliebt fühlt. Ein Gefühl, nachdem unglückliche Kinder besser mal in sich hineinfühlen sollten. Denn dann ist alles nur noch halb so schlimm, aber immer noch nicht so wie es sein sollte. Da muss einfach jeder seinen eigenen Weg finden, möge er noch so ungewöhnlich sein, wie eine kleine Elfe auf einer Menschenschule. Dabei entdeckt die junge Leserin mit Malve viele liebevolle Details, wie der Traum vom Schlafen in einem Bett, statt in einer Hängematte, von einem Leben ohne ständige Blumenpflege oder Tanz und Gesang! Aber eigentlich ist ja alles auch nur halb so schlimm, wenn man eine Freundin findet. Ein sehr tröstliches Gefühl! Da hat sich meine Tochter (10) richtig mit ihr gefreut und fand es sehr witzig, wie Alma jeweils die Elfenwelt erkundete (pst streng geheim!) und Malve die Menschenwelt (Kicheralarm!). Die Geschichte hat ihr so gut gefallen, daß ich sie gleich noch mal vorlesen sollte. Dabei ist die Schrift schön groß und auch die Zeilenabstände sehr entspannt, so daß man nicht so leicht in der Zeile verruscht. Die schwarz-weiß Illustrationen sind so fröhlich, daß sie sich nicht für eine Lieblingszeichnung entscheiden konnte. Allerdings sind die Kapitel für junge Leser recht lang, aber man kann ja auch mal pausieren, ehe das Kapitel zu Ende ist.

Malve ist zwar eine Elfe, kommt aber gänzlich ohne Kitsch aus, denn in ihr schlägt ein zartes Rebellenherz. Dabei will sie nicht die Welt auf den Kopf stellen, sondern nur ganz friedlich sie selbst sein.

Eine schöne, in sich abgeschlossene Geschichte, die Mut macht, witzig ist und Mut macht!

Ab 8 Jahren.

Wir bedanken und ganz herzlich bei Heike Abidi und Lovelybooks für diese zauberhafte Leserunde.

Samstag, 7. September 2019

Die magische Pforte der Anderwelt (Sandra Regnier) Carlsen Verlag



Die magische Pforte der Anderwelt (Sandra Regnier) Carlsen Verlag

Dies ist der 1. Band der Anderweltreihe, einem Spin-off der erfolgreichen Pan-Triologie.

Allison, genannt Allie, hat bald ihren 17. Geburtstag. Sie ist die Tochter berühmter Tierdokumentarfilmer und hat früher ihre Eltern auf ihren Reisen in die abgelegendsten Gebiete der Erde begleitet, bis sie mit 12 Jahren einen schweren Unfall erlitt. Sie stürzte in eine Felsspalte und blieb mit großen Schmerzen 2 Tage lang in einer dunklen Höhle eingesperrt liegen, ehe sie gefunden wurden. Seither zieren große Narben ihre Beine und sie hat panische Angst vor dunklen Räumen. Um derartiges künftig zu vermeiden, wird ins St. Pauls Internat für Mädchen in Edinburgh geschickt. Dort schmeckt es immerhin und mit Camilla und Emma, zwei Externen hat sie die besten Freundinnen der Welt und im 11 jährigen George vom benachbarten Jungeninternat, hat sie einen Ersatzbruder gefunden. Nur Emma zu liebe traut sie sich in die Touristenattraktion St. Marys Close, einen eingemauerten unterirdischen Stadtteil. Als eine alte Verletzung an ihrer Hand wieder aufbricht, öffnet sie mit ihrer blutigen Hand aus Versehen die Pforte zur Anderwelt, von deren Existenz sie nichts ahnte. Fortan taucht der gutaussehende, ruppige, unhöfliche und humorlose Pfortenwächter Finn immer wieder auf. Er hat den Auftrag die Pforte zu schließen und die Anderwelt zu schützen. Dazu braucht er Allison, doch die hat keine Ahnung, was sie getan hat und ist völlig verwirrt von den Erscheinungen und Gaben die sie nunmehr an den Tag legt.

Ich kenne die Pan-Triologie nicht, aber da Anfang Oktober der 2. Band dieses Spinoffs erscheint, wollte ich noch schnell in diese Reihe einsteigen. Das ist auch direkt von Anfang an gelungen. Eingestiegen wird mit einem Kapitel aus Sicht des Elfenwächters Finn. Das ist noch sehr geheimnisvoll und fremd, aber sogleich wechselt der Blickwinkel zu Allie. Ihre Welt ist gleich viel vertrauter. Allerdings wundert man sich als Leser, warum sie auf keinen Fall die unterirdischen Gassen von Edinburgh betreten will, nur unter Auferbietung wahrer Erpressungsbestrebungen ihrer Freundinnen. Diese kommen aus sehr wohlhabendem Hause, sehen gut aus, sind aber, anders als Emmas Austauschfranzösin Valerie absolut loyal und verständnisvoll. In Valérie und Allies ehemaliger Zimmergenossin Lucy, hat sie allerdings gleich zwei Gleichaltrige gefunden, die es nicht gut mit ihr meinen. Das ist zwar nicht neu, bringt aber Würze in die Geschichte, zusätzlich zu dem mürrischen und unhöflichen Elfenwächter, mit dem Aussehen eines Filmstars, der allen Mädels die Augen aus dem Kopf fallen lässt, bis auf Allie. Die kennt ja seinen Umgangston und der gefällt ihr gar nicht. Ehrlich, wäre sie von ihm von Anfang an so hypnotisiert wie Valérie, würde ich ihr das sehr übel nehmen!
Allie versteht die Welt nicht mehr, aber Finn ist nicht bereit sie ihr zu erklären. Zum einen drängt die Zeit, die Pforte muß unbedingt schnellstmöglich geschlossen werden und außerdem ist Allie ein Mensch und diese gehen die Geheimnisse der Anderwelt nichts an. Aber Allie ist nicht nur der Schlüssel zur Pforte, sie kann immer mehr magische Wesen sehen und entwickelt besondere Fähigkeiten, langsam muß Finn erkennen, daß sehr viel mehr in ihr steckt, als er geahnt hat und daß er ohne sie, die Pforte nicht wird schließen können. Das stellt sich aber als viel komplizierter dar, als er dachte. Denn die Anderwelt ist aus dem Fugen geraten, doch die Oberen erkennen das wahre Problem nicht. So nehmen die zwei geheime und gefährliche Ermittlungen auf, die sie in Teufelsküche, beziehungsweise aufs Schafott bringen können.

Sehr spannend, geheimnisvoll und etwas romantisch. Mich hat Sandra Regniers Schreibstil auf Anhieb gepackt und verzaubert. Allie, die alles andere als perfekt ist und auf vielen Gebieten unsicher, aber niemals um eine eigene Meinung verlegen, mochte ich auf Anhieb. Ihr Umgang mit dem einsamen George und auch mit ihren Freundinnen fand ich unglaublich sympathisch. Auch, dass sich Allie nicht gleich von einer schönen Gestalt blenden lässt, hat mich für sie eingenommen, auch wenn ich altersbedingt nicht all die Schnuckel kenne, mit denen Finn verglichen wird. Aber Bücher lassen Raum für Fantasie und so kann ja vor meinem inneren Auge ein Elf nach meinem persönlichen Geschmack erscheinen. Vorsicht: die Geschichte endet mit einem ganz üblen Cliffhanger und 1 Monat Wartezeit bis zu Teil 2 kann ganz schön lang sein! Ab 14 Jahren.

Sehr packend, sehr fantastisch, kann ich diesen Auftaktband nur empfehlen!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei buchcontact  und dem Carlsen Verlag für dieses fesselnde Rezensionsexemplar.