Interview mit Charlotte Charonne zu dem Hörbuch „Asklepios“ gelesen von Charlotte Sonntag.
Liebe Charlotte, ich durfte gerade Dein erstes Hörbuch "Asklepios" gelesen von Charlotte von Sonntag hören. Was ist das für ein Gefühl, wenn man zum 1. Mal sein eigenes Buchbaby vorgelesen bekommt?
Liebe Dani,
ganz, ganz herzlichen Dank für das Interview und die bedachten Fragen.
Die Rechte für das Hörbuch wurden vom Verlag edition krimi an die Hörbuchmanufaktur Berlin lizensiert. Da ich keinen Einfluss auf die Auswahl eines Sprechers bzw. einer Sprecherin hatte, war ich natürlich sehr aufgeregt. Als ich erfuhr, dass das Buch von Charlotte von Sonntag gesprochen wird, fiel mir ein Stein vom Herzen. In meinen Thrillern sind starke Frauencharaktere am Start und einen Sprecher konnte ich mir kaum vorstellen.
Beim Hören kamen mir mehrmals die Freudentränen. Die wundervolle Charlotte von Sonntag hat meine kühnsten Hoffnungen und Erwartungen übertroffen. Es ist mir ein Rätsel, wie es ihr gelungen ist, jeden einzelnen Charakter und auch mich exakt nachzufühlen. Ganz großes Kino für die Ohren.
In diesem Thriller tritt erstmals das Ermittlerduo Ruby und Spike in Erscheinung, die erfreulicherweise zwar auch private Probleme haben, aber weder Alkoholiker, Kettenraucher oder ein sonstiges Clichè erfüllen. Was macht Sie für Dich so besonders und was hat Dich inspiriert?
Bei der Entwicklung des Ermittlerduos hat mich tatsächlich das Klischee inspiriert. Genau diesen Abklatsch wollte ich nicht bedienen. Neben den bereits von dir genannten Typen fielen somit auch geschiedene Ermittler - evtl. mit Übergewicht dank ungesunder Ernährung und wenig Zeit für Sport – und weitere Stereotypen weg.
Natürlich haben Ruby und Spike Probleme und sind alles andere als perfekt. Sie bekommen aber durch die Fälle bzw. Personen, die ihnen in den einzelnen Bänden begegnen, die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und persönlich zu wachsen. Bei Ruby geht es um das Thema „Vergebung“. Sie muss lernen, ihrer Mutter zu vergeben (Artemis) und sich selbst (Aphrodite). Im Mittelpunkt von Spikes Problemen steht das Thema „Bindungsangst“. Diese muss er überwinden, um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.
Ruby ist eher ein „Haudegen“ und hält sich nicht immer an die Regeln. Spike trumpft mit Charme und Einfühlungsvermögen auf. Gemeinsam sind sie ein perfektes Team.
Kommissarin Ruby trifft bei ihren ersten inoffiziellen Ermittlungen auf eine patente ältere Dame, Anneliese Goldberg, deren Beobachtungsgabe sicherlich auch Jane Maple erfreut hätte. Gab es für sie ein reales Vorbild?
Anneliese Goldberg. Ich liebe die Figur, weil sie Leichtigkeit in die bedrückende Geschichte bringt und dem Leser Raum zum Durchatmen bietet. Sie ist einzig und allein meiner Fantasie entsprungen. Wäre schön, ihr im echten Leben zu begegnen.
Asklepios deckt ziemlich viele Bereiche ab: das Strafrecht sowohl seitens der Polizei, als auch Justiz, Medizin und auch hier mehrere Fachgebiete und natürlich die klassische Mythologie. Zumindest rechtlich hatte ich nichts zu beanstanden. Wie hast Du Dich auf diese Themenvielfalt vorbereitet?
„Die Sagen der Griechen und der Römer“ und „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ haben meine Eltern mir zum ca. 12. Geburtstag geschenkt. Auch im Lateinunterricht sind mir verschiedene Götter immer mal wieder begegnet.
Bezüglich Polizeiarbeit habe ich einen befreundeten Bundespolizisten, der mir bei Fragen zur Seite steht, wobei sich Ruby ja nicht immer an die Regeln hält. Bei rechtlichen Fragen wende ich mich, soweit ich es nicht recherchieren kann, an befreundete Juristen in meinem Umfeld. Bei ASKLEPIOS habe ich mich bezüglich der Rechtslage an dem „Fall Silvio S.“ orientiert, der mich auch zu dem Psychothriller inspiriert hat. (Bei ARTEMIS hat mir ein Staatsanwalt unter die Arme gegriffen, damit die Strafmaße stimmen.)
Am wichtigsten war die Recherche zu medizinischen Themen. Natürlich haben mir Fachbücher und Dr. Google nicht weiterhelfen können. Hilfe habe ich offline bei einer Medizinerin (Augenheilkunde) gefunden. Obwohl sie echt top ist, konnte sie nicht alle Fragen meinerseits mit hundertprozentiger Sicherheit beantworten. Deshalb hat sie eine Professorin (HNO) mit ins Boot gezogen.
In Deinen Thrillern geht es immer wieder auch um Selbstjustiz. Was fasziniert Dich daran?
Ich denke, Rache und Selbstjustiz sind Themen, die viele Menschen faszinieren, da sie tief in menschlichen Emotionen, wie Wut und Gerechtigkeitsempfinden, verwurzelt sind. Rachegeschichten sind fest in unserer Kultur verankert – von Odysseus über Hamlet bis heute – und neben Raub und Eifersucht zählt Rache zu den häufigsten Mordmotiven.
Durch diese Themen ist es mir möglich, mit den Emotionen der Leser zu spielen, weil Selbstjustiz unsere Vorstellung von Recht und Moral herausfordert. Ist es gerechtfertigt, das Gesetz zu brechen, um einen grausamen Täter wie Georg Schwarz dingfest zu machen? Ihn davon abzuhalten, Kinder zu quälen? Wie weit kann ASKLEPIOS gehen? Wann ist das Maß voll?
Jeder verabscheut Selbstjustiz und selbst ASKLEPIOS lehnt in einem Dialog des Thrillers Selbstjustiz ab. Da ist es doch hochinteressant, dass die meisten Leser – auch wenn sie ASKLEPIOS‘ Vorgehen „eigentlich“ nicht gutheißen – moralisch an seiner Seite stehen. Vor allem Mamas und Papas.
Am 1.3.25 erscheint das Hörbuch zu Deinem 2. Thriller mit Ruby und Spike. Möchtest Du uns dazu schon was verraten?
ARTEMIS ist ebenso wie ASKLEPIOS (und APHRODITE) in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Psychothrillern gelesen werden. ARTEMIS ist ein reiner Psychothriller – also ohne medizinische Inhalte –, den ich nicht ohne Unterstützung einer hervorragenden Psychologin hätte schreiben können. Der Plot ist komplexer als bei ASKLEPIOS. Wer einen spannenden Psychothriller sucht und Freude an einer bildhaften Sprache hat, liegt hier bestimmt richtig.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Dir liebe Charlotte für Deine Zeit und Deine Offenheit!
Vielen lieben Dank für die bedachten Fragen und an alle Leser ein großes DANKESCHÖN für euer Interesse.
Von Herzen
Charlotte
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Interview mit Charlotte Charonne zu dem Hörbuch „Asklepios“ gelesen von Charlotte Sonntag.
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