Dienstag, 22. März 2022

Totwald, Harry Kämmerer, gelesen von Michael A. Grimm, 2 MP3 8,6 Stunden ungekürzt, USM Audio

 

Totwald, Harry Kämmerer, gelesen von Michael A. Grimm, 2 MP3 8,6 Stunden ungekürzt, USM Audio

 

Als Kommissar Mader nach seinem Paris-Trip sonntags im Büro vorbeischaut, staunt er über einen Berg Akten zu einem über 30 Jahre alten Mordfall im Allgäu. Warum legt sein Chef solchen Wert darauf, dass er den Mord an einem verhassten Politiker und dessen spurlos verschwundener Familie vornehmen soll und warum soll sein Team nichts davon wissen? Sein Team hingegen wird in die Villa eines Gurkenfabrikanten gerufen, der in seinem eigenen Pool ertrunken ist. Alles deutet auf einen Unfall hin, aber beim Anblick von dessen jungen, schönen Frau, kommen Dosi Zweifel. Hummel hingegen hat nun nach Jahren des Wartens einen Schrebergarten zugeteilt bekommen und genießt dort die Ruhe im Grünen und ein gelegentliches Bier mit Nachbar Garry. Der alternative Eigenbrötler war einst Lateinlehrer an seiner Schule, bis der Krebstod seiner Frau ihn aus der Bahn warf. Als Hummel ihn erhängt auf seinem Dachboden findet, regt sich auch bei ihm das Bauchgefühl, dass Garry nicht der Typ für einen Selbstmord war.

 

Ich fand es anfangs etwas schwierig in dieses Team hinein zu finden, da es bereits mehrere Fälle mit ihnen in unterschiedlicher Gewichtung gibt. Daher für Späteinsteiger wie mich eine kurze Charakterisierung:

Kommissar Karl-Maria Mader Leiter der Mordkommission  München 1 ist Mitte 50, unverheiratet aber mit Dackel Bajazzo als treuem Begleiter. Er liebt es auch mal abseits des Üblichen nachzudenken, seine Liebe zu Catherine Deneuve und Paris steht dem in nichts nach, dennoch lebt er im trostlosen Neuperlach. Sein Kollege Klaus Hummel träumt davon ein Krimiautor zu werden, bislang relativ erfolglos. Dafür schreibt er eifrig Tagebuch und lässt den Hörer damit an seinen Gedanken teilhaben. Er ist frei und ungebunden, bis auf seine Liebe zu Beate, der Wirtin ihrer Stammkneipe. Dosi (eigentlich Doris) Roßmeier ist die Jüngste im Team, klein, kess und rothaarig sollte man sie nicht unterschätzen. Ihr Freund Frankie kann ihr kaum was abschlagen. Kollege Frank Zankl fühlt sich als Familienvater von seinen Frauen in seiner Männlichkeit verkannt.

 

Ein sehr eigenwillig und bisweilen granteliges, echt bayrisches Team. Klar, sie schätzen die Vorszüge moderner Kriminaltechnik, aber noch mehr hören sie auf ihr Bauchgefühl. Das lässt sich allerdings bisweilen ganz schön von Vorurteilen leiten und das bezieht sich weder auf den Gärtner, noch auf den Butler, den es nicht gibt. Alle drei Fälle spielen in unterschiedlichen Milieus und sind erfrischenderweise mal nicht alle miteinander verknüpft, wie es sonst so in Krimis üblich ist. Dafür lassen die Ermittler sich aber ganz gerne mal von Klischees leiten und scheitern daran. Es ist halt nicht immer alles so einfach, wie es auf dem ersten Blick scheint. Hier werden durch die drei Fälle auch unterschiedliche Themen aufgegriffen, wobei letztendlich auch immer wieder die bayrische Politik zum Tragen kommt. Der immer unerschwinglichere Wohnungsmarkt in München, der Ehrgeiz und die Skrupellosigkeit aufstrebender Politiker, der kalte Krieg und Erinnerungen an die Schulzeit und seine Lehrer. Auch hier ist nicht immer alles so, wie Hummel es in Erinnerung hat und so lösen sie gemeinsam sogar noch ein viertes Verbrechen, das tatsächlich mit einem der anderen im Zusammenhang steht.

 

Auch wenn in diesem Fall so einige reaktionäre Bayern vorkommen, haben mir die modernen starken Frauen richtig gut gefallen. Diese stehen im deutlichen Kontrast zu Hummels überneugierigen und verspießerten Schrebergartennachbarin. Letztendlich schließt Hummel auch mit ihr Frieden, denn es ist ja doch immer alles anders, als man denkt. Selbst Kliescheespießerinnen haben etwas für sich und ein Herz.

 

Der Sprecher Michael A. Grimm, der einst den Hartl vom Betrugsdezernat der Rosenheim Cops spielte, hat mich auf dieses Hörbuch aufmerksam gemacht. Er klingt herrlich bayrisch, aber supergut verständlich, durch seinen Tonfall. Als Rheinländerin bin ich eine lausige Bayrisch Versteherin und habe mich schon mit einer Oberbayerin auf Französisch unterhalten, weil wir auf Deutsch nicht weiterkamen, aber hier habe ich alles verstanden und hatte dennoch ein herrlich bayrisch/allgäuer Lokalgefühl. Tatsächlich lernt Mader vor Ort im Allgäu auch die Dorfgemeinschaft kennen und wie tief sie in ihrer Heimat verwurzelt sind, hört man ihnen auch an. Die weiblichen Rollen übernimmt Michael A. Grimm auch deutlich hörbar, aber ohne Übertreibung. Allerdings sind an zwei Stellen, zwei kleine Versprecher erkennbar, was ich recht ungewöhnlich finde. Dennoch finde ich ihn als Sprecher nicht nur von seiner Stimmlage her angenehm und wandlungsfähig, sondern auch herrlich urig, aber verständlich.

 

Ein wirklich guter und humorvoller Krimi, der gekonnt mit den Erwartungen des Hörers spielt und somit auch bis zum Schluss noch zu überraschen vermag, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

 

Das Team werde ich im Blick behalten.

 

Ganz herzlichen Dank an USM Media für mein Vorab-Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.usmaudio.de/genre/krimi-und-thriller/totwald/?post_type=product&p=2700

 

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