Tod auf dem Nil, Agatha Christie, gelesen von Gerd Anthoff, der Hörverlag, 2 MP3 10 h 35 min ungekürzt
Ein echter Evergreen: Auch ein Privatdetektiv braucht mal
Urlaub! Wenn er denn so erfolgreich ist, wie der legendäre Hercule Poirot, kann
man sich auch einen exklusiven Ägyptentrip mit Nilkreuzfahrt leisten. Mit ihm
an Bord gehen vor allem Passagiere der besseren Gesellschaft, die meisten von
ihnen waren zuvor schon im gleichen Hotel wie er. So z.B. die frisch
verheiratete Millionenerbin Linnet Doyle (20) mit ihrem Mann Simon. Die junge
Frau scheint alles zu haben, was man sich nur wünschen kann: sie ist bildschön,
hat einen guten Geschmack, traumhafte Perlen, ein immenses Vermögen, Charme und
einen Mann der sie anbetet. Dennoch versucht sie seine Dienste in Anspruch zu
nehmen, da ihre bislang beste und älteste Freundin Jacqueline de Bellefort, die
ehemalige Verlobte von Simon Doyle, ihnen nach Ägypten gefolgt ist. Dass Jackie
überall auftaucht, wo das junge Paar ist, belastet Linnet, die bisher immer
bekam was sie wollte, sehr. Doch Poirot lehnt ab, redet allerdings mit beiden
jungen Frauen. Als Linnet dann eines nachts an Bord ermordet wird, kann Poirot
sich nicht mehr heraus halten und nimmt mit dem anwesenden Colonel Race, einem
alten Bekannten, die Ermittlungen auf. Fast alle an Bord haben ein Motiv und
die Angst vor Enttarnung zieht weitere Morde nach sich.
Die Vielzahl der Passagiere plus Personal macht Poirot seine Aufgabe nicht leicht! Während Linnet zu Beginn ihrer Freundin überzeugt verkündet, dass alle Welt sie lieben würde, beweist der Mord an ihr das Gegenteil. Poirot stellt schnell fest, dass es mehr als nur einen Menschen auf der Welt mit einem Motiv gibt. Ein klassisches Who-dunnit vor traumhafter Kulisse und teilweise vielschichtigen Charakteren. Wer ist wie er scheint und beim wem trügt der Schein? Poirot ist entsetzt, dass sein Hirn anscheinend im Urlaubsmodus arbeitet, denn lange Zeit lässt er sich täuschen. Das spricht für einen besonders raffinierten Täter, wodurch sich der Meisterdetektiv nur noch mehr herausgefordert fühlt. Aber natürlich ist es unmöglich, dass Verbrechen direkt vor Poirots Nase geschehen und er sie nicht aufklärt! Ja, nicht nur Morde ereignen sich in dieser erlesenen Gesellschaft und das bringt ihn ganz schön ins Grübeln.... Die Queen of Crime hat nicht nur geschickt geplottet, sie denkt auch ans Herz. Wie beim Traumschiff läuten auch hier die Hochzeitsglocken zum Schluss, nur ohne den Kitsch. Ein wohlwollendes Lächeln kann sich der kleine Belgier dennoch nicht verkneifen. Das liebe ich so an ihren Geschichten, dass es stets auch um die menschliche Seite geht und vor allem um menschliche Beziehungsgeflechte und psychologische Verwicklungen. Statt seines alten Freundes Hastings steht dieses Mal Colonel Race dem legendären Ermittler zur Seite und auch wenn er sich ärgert, dass er nicht stets an Poirots Gedankengängen teilhaben kann, so ermöglicht dieser es ihm jedoch, seinen Auftrag zu erfüllen.
Zu recht ein Klassiker mit einer gekonnten Mischung aus Wohlfühlelementen, Kultur, Psychologie und menschlichen Schwächen. Durch die angenehme und wandelbare Stimme von Gerd Anthoff ein Hörgenuss.
Vielen lieben Dank an das Bloggerportal und der Hörverlag für mein geliebtes Hörexemplar!
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