Donnerstag, 4. November 2021

Mord im Gewächshaus, Elisabeth C. Bunce, Knesebeck Verlag

 

Mord im Gewächshaus, Elisabeth C. Bunce, Knesebeck Verlag

 

1893: Myrtle Hardcastle wächst in Swinburn, England auf, mit ihrem Vater dem Staatsanwalt und ihrer creolischen Gouvernante Miss Judson. Ihre Mutter, eine Französin und Ärztin starb an Krebs, als Myrtle noch ganz klein war. Für Myrtle ist ihre Familie so komplett, auch wenn einige erwarten, dass ihr Vater mit Mitte 30 noch einmal heiraten wird und die junge Gouvernante mit ihren fortschrittlichen Ansichten und ihrem Schokoteint, vielleicht doch nicht der passende Umgang sei. Das sieht man ja bereits an Myrtles morbiden Interesse an Kriminalfällen. Als sie morgens in Nachbars Garten weder Katze Peony, noch den Gärtner Mr. Hamm oder die stets pünktliche, alte Nachbarin Miss Wodehouse im Garten sieht, ist ihr sofort klar, dass etwas nicht stimmt. Tatsächlich liegt die alte Dame tot in ihrer modernen Badewanne. Offiziell ist dies ein Unglücksfall, doch Myrtle ist überzeugt, dass ein Mord geschah. Zu viele Ungereimtheiten fallen ihr auf, doch wer glaubt schon einer fast 13-Jährigen?

 

Myrtle ist fest entschlossen später Ermittlerin zu werden und notiert all ihre Beobachtungen sorgfältig. Wie ernst es ihr damit ist, lässt sich an den Kapitel Unterschriften entnehmen, denn jedem Kapitel ist stets ein Auszug aus „H. M. Hardcastle: Die Grundlagen der Detektion – Ein Handbuch für Amateur- und Berufsermittler 1893“ voran gestellt. Bereits jetzt recherchiert und forscht das clevere und wissbegierige Mädchen aus gutem Hause zu den Grundlagen der Forensik und der Strafverfolgung. Leider ist das zu ihrer Zeit für junge Damen nicht sehr angesehen, weshalb sie keine gleichaltrigen Freundinnen hat, aber eine echte Verbündete in ihrer unkonventionellen Gouvernante. Immerhin Mr. Ambrose, der angesehene alte Anwalt und Freund ihres Vaters unterstützt sie und lobt ihre Cleverness ebenso wie alle anderen. Doch Cleverness ist damals kein Lob für ein junges Mädchen. Immerhin Mrs. Wodehouse Angestellte haben sie ebenso ins Herz geschlossen, wie die ihres Vaters. So kann Myrtle recht sorglos Spuren auf Redgraves sichern. Selbst als Nichte und Neffe der Verstorbenen auftauchen, nimmt es ihr keiner übel, denn als Kind sieht in ihr niemand eine ernst zu nehmende Gefahr. Eine solche erkennt Myrtle hingegen sofort in der blondgelockten neuen Nachbarin Priscilla, die sich daher sofort ihres Argwohns ebenso gewiss sein kann, wie deren Cousin Giles. Beide hat Myrtle ab sofort im Visier. Vor allem Priscillas Avancen ihrem Vater gegenüber rufen Myrtles und Miss Judson Kampfgeist auf den Plan. Das ist sehr witzig, wie Myrtle einerseits ihrem Vater gehorchen will und irgendwie auch die Konventionen einhalten, anderseits alles in ihr sofort Priscilla gegenüber in Abwehrstellung geht. Beide erweisen einen unglaublichen Einfallsreichtum nicht nur was ihre Ermittlungen angeht, sondern auch, was die Abwehr von Annäherungsversuchen an Staatsanwalt Hardcastle anbelangt!

 

Natürlich hat Myrtle recht und der Tod der alten Nachbarin war kein Unfall, doch hat sie nicht mit den Konsequenzen ihres Nachweises gerechnet und steht nun mehr denn je unter Druck, den wahren Mörder zu entlarven. Da dieser Krimi im neunzehnten Jahrhundert spielt, ist die Auflösung rein analog, obwohl Myrtle bestens ausgestattet ist und sogar über ein Mikroskop und ein Fernglas verfügt! Ermittlungen ohne Technischen Schnickschnack finde ich aber sehr reizvoll, denn auch heutzutage klappt das vor allem in Fernsehserien und weniger in der Realität.... so hat man auch beim Miträtseln gleiche Chancen, wie die Ermittler!

 

Das Cover finde ich wunderschön und auch die Aufmachung mit den Kapitelauszügen aus Myrtles Handbuch finde ich richtig klasse. Ein zugleich niveauvoller, humorvoller und abwechslungsreicher Fall für eine junge Nachwuchsermittlerin. Ich bin schon sehr gespannt von ihren neuen Fällen zu lesen!

 

Vielen lieben Dank an den Knesebeck für mein Rezensionsexemplar!

 

#crimetime #krimifan #MordimGewächshaus #Jugendkrimi #Histokrimi #MyrtleHardcastle #knesebeckverlag #jugendbuchblogger

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen