Dienstag, 2. November 2021

Nordstern (3) – Der Zauber der freien Pferde, Karin Müller, SchneiderBuch Verlag


Nordstern (3) – Der Zauber der freien Pferde, Karin Müller, SchneiderBuch Verlag

 

Erla ist dank der gemeinsamen Fähigkeiten von Kadlin, Floki und ihr mit ihrer sterbenden Stute Drifa durch Zeit und Raum ins Jahr 1783 gereist, um Drifa zu heilen, aber auch um Menschen und Tiere vor großem Unheil zu bewahren. Der größte Vulkanausbruch in über 500 Jahren steht bevor und wird einen Großteil der isländischen Bevölkerung und noch mehr Tiere und Pflanzen den Tod bringen. Erla will den einflussreichen Pastor Jon Steingrimsson überzeugen, seinen Einfluss einzusetzen, um Mensch und Tier in den sicheren Norden oder die Westfjorde zu bringen. Dabei hat sie nicht mit der Sturheit und Erdverbundenheit der dortigen Bewohner gerechnet und nicht geahnt, dass dunkle Mächte alles daran setzen, ihre Pläne zu vereiteln. Wer ist dieser Unbekannte, der den Pakt zwischen den Menschen und dem unsichtbaren Volk verhindern und Tod und Verderben über Mensch und Tier bringen will? Trotz ihrer Sehnsucht nach Floki und der Ungewissheit, ob sie ihn je wiedersehen wird, setzt sie alles daran, ihre Mission zu vollenden.

 

Dies ist das mystisch-romantische Finale der Prequel zur Nordlicht Saga, in dem die Wurzeln und Hintergründe der Weltenwanderin und Weltenwandlerin Erla offenbart werden. Island ist nicht nur das baumlose Land der Islandpferde, voller Vulkane, sondern auch mit einem tief verwurzelten Glauben an das Übernatürliche, ein wenig an die alten nordischen Schicksalsgöttinnen, die Nornen und natürlich die Huldu, das versteckte, bzw. geheime Volk, wie sie auch genannt werden. Diese elfenhaften Wesen, die für die meisten Menschen unsichtbar sind, können, wenn man mit ihnen im Einklang lebt, eine große Hilfe und Stütze sein. Diese Verbundenheit zwischen Menschen und Huldu soll beim schicksalshaften Vulkanausbruch des Laki im Süden der Insel besiegelt werden, denn gemeinsam können sie mehr Leben retten. Während die Krater tiefe Furchen durch die Ebenen ziehen und diese aufwerfen, überzieht ein giftiger Ascheregen die fruchtbaren Wiesen und Weiden. Eine Gefahr für Mensch und Tier, die noch lange für Hunger und Elend, nicht nur auf Island sorgen wird. Dieses Leid möchte Erla auf ihrer Mission lindern und das Schicksal ihres Seelenpferdes Drifa retten. Wir fanden es absolut beeindruckend, wie diese Urgewalten jegliche Planungen und Entscheidungen der Menschen über den Haufen werfen und wie machtlos man gegen diese Kräfte ist. Auch der heutige Fortschritt hätte eine solchen Ausbruch nicht verhindern können und wie wir beim letzten großen isländischen Vulkanausbruch erlebten, beeinflussen die Aschewolken auch unser Klima und setzen alle Erwartungen außer Kraft. Diesen Mächten will Erla nun trotzen, eine schier unlösbare Aufgabe, oder etwa doch nicht?

 

Dieses Mal wurden wir noch tiefer mit hineingenommen in die für Normalsterbliche unzugängliche Welt der isländischen Mythen, der Huldu und des Unbegreiflichen. Das erfordert natürlich eine geistige Offenheit für das Unerklärliche, das Unfassbare, das sich den Naturwissenschaften und der Logik entzieht. Aber es hat einen ganz eigenen Reiz, sich in diese unbegreifliche Welt fallen und von ihr mitreißen zu lassen, sich dem Zauber Islands, seiner Pferde, Urgewalten und seiner Mystik hinzugeben. Natürlich wird die Liebesgeschichte von Erla und Floki, die viel zu selten, obwohl am gleichen Ort, doch auch in der gleichen Zeit sind, aufgelöst. Ihr Mut und ihre Entschlossenheit hat uns genauso gefesselt, wie die Stärke ihrer Liebe und die zu ihren Pferden. Aus den Seiten spricht jede Menge Pferdesachverstand, sowie -verbundenheit, aber ebenso viel Liebe für dieses raue, ungezähmte Land, voller Widersprüche. 

 

Im Glossar zum Schluss findet man die Bedeutung und Ausspracheregeln für die verwendeten isländischen Begriffe und Namen. Dabei zeigt sich mal wieder, dass diese Sprache einen völlig anderen Ursprung hat. Wir haben gut gelacht, weil ich grundsätzlich alles falsch ausgesprochen habe.

 

Ein Finale wie eine Naturgewalt, wild, gefährlich, faszinierend, mit Romantik und ganz viel Pferdeliebe. Ab 12 Jahren!

 

Vielen Dank an den Schneiderbuch Verlag und Karin Müller für unser Vorabexemplar!

 

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Montag, 1. November 2021

Die Geister der Pandora Pickwick, Christina Wolff, Illus. Florentine Prechtel, Hummelburg Verlag

 

Die Geister der Pandora Pickwick, Christina Wolff, Illus. Florentine Prechtel, Hummelburg Verlag

 

Fanny ist ein Adoptivkind und fühlt sich stets anders, als ihre emsigen, durchstrukturierten, extrem ordentlichen Eltern. Als diese für acht Wochen eine Geschäftsreise in die USA antreten müssen, ist sie begeistert diese Zeit bei ihrer chaotisch, leicht exzentrischen Tante Harriet bleiben zu dürfen. Sie liebt deren alten Antiquitätenladen „Pandora's Antiques“, der ihrer Mutter ein Graus ist. Doch jetzt, da sie länger dort lebt, merkt sie auch, dass sie mehr von ihrer Adoptivmutter hat, als gedacht und dass in dem Laden etwas nicht stimmt. Irgendwas verheimlicht Harriet ihr! Während sie versucht in dem Chaos Ordnung zu schaffen, scheint dieser ein Eigenleben zu entwickeln und immer wieder wird die Frage drängender, wer eigentlich ihre Eltern waren. Selbst die Geister, die sie dort nach einigen Nachforschungen kennenlernt, scheinen mehr über sie zu wissen, als Harriet und ihre Schwester ihr bisher verraten haben!

 

Die Geschichte ist wirklich außergewöhnlich und kam uns völlig unbekannt vor, weswegen wir voller Spannung immer weiter lasen. Wir hatten eben gerade nicht das Gefühl vorhersehen zu können, was weiter geschehen wird. Dabei hat uns Fannys innerer Zwiespalt sehr gut gefallen. Einerseits ihre Loyalität zu ihrer Mutter, andererseits ihre Faszination für ihre liebenswürdig alternative Tante. Wobei sie ja eigentlich gar nicht versteht, warum sie so fühlt, denn sie ist ja adoptiert und kann ja mit keiner von ihnen etwas gemein haben... Diese Suche nach den Wurzeln und der eigenen Identität ist nicht nur Adoptivkindern vertraut, wenn diesen auch ganz besonders. Fanny ist mit ihren 12 Jahren einfach in dem Alter, in dem die Suche nach sich selbst ein immer größeres Thema wird. Hier ist es wunderbar magisch-gruselig verpackt, gewürzt mit Humor. Das macht dieses Abenteuer voller spannender Gestalten unglaublich gut lesbar. Die Geschichte ist zwar in sich abgeschlossen, aber da die junge Heldin natürlich überlebt, stünde ihr die Welt für weitere Abenteuer offen. Fragt sich nur, ob sie sich noch einmal in die Geisterwelt trauen würde!? Äh ja, Fanny muss tatsächlich entdecken, dass sie über diese ausgesprochen seltene Fähigkeit verfügt, aber warum nur? Diese spannende Frage führt Fanny ist ein brenzliges Abenteuer mit ganz schön viel Action, dem sie mit Mut und Köpfchen begegnet.

 

Die Illustrationen von Florentine Prechtel sind zwar rar, aber dafür doppelseitig und dadurch umso stimmungsvoller. Detailreich möchte man in ihnen versinken und könnte immer wieder etwas Neues entdecken!. Da es in der Geisterwelt keine richtigen Farben und Gerüche gibt, sind die Illustrationen natürlich in gespenstischem schwarz-weiß! So kommen die Details auch noch besser heraus, ohne farbliche Ablenkung. Wen also das Cover anspricht, wird vom Inneren nicht enttäuscht werden!

 

Ein schaurig-schönes Abenteuer über Freundschaft und die eigene Identität ab 10 Jahren.

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Hummelbuch Verlag für dieses fantastische Abenteuer und vor allem unser Rezensionsexemplar!

 

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