Donnerstag, 17. Januar 2019

Modermoor Castle (1) Die Jagd nach dem verschwundenen Löffel, Chris Priestley, gekürzt gesprochen von Volker Hanisch, Jumbo Verlag 2 CDs



Modermoor Castle (1) Die Jagd nach dem verschwundenen Löffel, Chris Priestley, gekürzt gesprochen von Volker Hanisch, Jumbo Verlag 2 CDs

Modermoor Castle ist eine Internatsschule für nicht ganz so schlaue Jungs, aus nicht ganz so reichem Hause in einem nicht ganz so attraktiven, abgelegenen Teil von England. Diese besuchen Mufford und sein Freund Sponge, zwei nicht ganz so coole, wenig sportliche und auch sonst eher unbedeutende Schüler. Die zwei sind es also gewohnt, daß das Leben kein Zuckerschlecken und manchmal recht merkwürdig ist. Doch derzeit ist es noch merkwürdiger als sonst. Sie beobachten einen Wikinger mit Helm über den Sportplatz laufen, der silberne Löffel des Schulahnen verschwindet aus der Vitrine, der wertvolle Schuldiamant bleibt jedoch unangetastet und auf dem Dachboden geht es auch nicht mit rechten Dingen zu. Zu guter Letzt droht der lästige Direktor, der immer und überall unerwartet auftaucht, an, daß die Weihnachtsferien ausfallen, wenn nicht der silberne Schullöffel wieder auftaucht! Da beschließen Mufford und Sponge aus dem Schatten der Durchschnittlichkeit hervorzutreten und das mysteriöse Verschwinden des Schullöffels aufzuklären! Ihr erster Fall und in dem wimmelt es gleich von Werwölfen, Zeitreisen, Wikingern und schönen Fräuleins!

Chris Priestley ist für seine Grusel- und Schauergeschichten bekannt und preisgekrönt. Kombiniert mit Detektivermittlungen und Zeitreise wäre es die optimale Kombination für meine Tochter – dachte ich. Doch beide Töchter lehnten dieses Hörbuch aufgrund der Covergestaltung ab! Sie erklärten mir auch, daß sie das Cover total unlogisch fänden, denn die 2 vorne sähen aus wie die totalen Angsthasen, als hätten sie Angst vor ihrem eigenen Schatten und wer hat denn schon Angst vor sich selbst? Tja, um das zu verstehen, muss man die Geschichte schon lesen oder hören....

Da habe ich es eben alleine, zum Einschlafen gehört. Keine gute Idee. Denn diese Geschichte ist dafür nicht zu gruselig, sondern zu britisch und zu komplex. Im Halbschlaf ist mir wahnsinnig viel entgangen, sowohl der komplex verschachtelten Zeitreisestruktur konnte ich nicht folgen, als auch der schräge englische Humor ist mir doch glatt entgangen. Dieser Humor ist die absolute Stärke der Geschichte und macht sie eigentlich mit jedem Hören lustiger, im Sinne von Monty Pyton, denn einige Wortspiele erinnerten mich schon an die Volksfront von Judäa, äh, der judäischen Volksfront.
Sponge und Mufford sind herrliche Anti-Helden, allerdings sind viele Anspielungen nun wirklich sehr englisch. Der Namenswitz und die Eigenart englischer Internate ist deutschen Kindern ja nicht unbedingt ein Begriff, wie z.B. die Besonderheit sich unter Jungs mit dem Nachnamen bzw. Scherzformen des Nachnamens zu titulieren. Denn natürlich heißt Sponge nicht wirklich Sponge (= Schwamm). In diesem schwerwiegenden Kriminalfall wurde doch tatsächlich der sprichwörtliche silberne Löffel gestohlen! Der Löffel der als Andenken an den ursprünglichen Burgherren verehrt wird, frei nach dem Motto, wer suchet, der findet, irgendwas wird man schon in einer Vitrine ausstellen können, um bei den Eltern Eindruck zu schinden. Neben dem Kriminalfall machen die Freunde noch eine andere Entdeckung. Man kann in die Zeitreisen! Das ist gar nicht so ungefährlich, wie sie feststellen müssen, denn jede Zeitreise greift in den Lauf der Dinge ein und verändert auch die Gegenwart. Sehr schön und anschaulich dargestellt, so daß auch die Zuhörer mit Mufford und Sponge darüber nachdenken, ob Zeitreisen wirklich so wünschenswert sind.

Inzwischen hat meine Jüngste es gehört, nachdem ich schon andere junge Testhörer engagieren wollte. Sie fand es ganz interessant, zu gruselig als Einschlafgeschichte und dafür auch zu anspruchsvoll mit den verschachtelten Handlungsebenen. Man sollte der Geschichte schon die volle Aufmerksamkeit beim ersten und zweiten Mal widmen können, z.B. auf langen Autofahrten, oder wenn man krank im Bett liegt oder sich langweilt. Nur so entgeht einem der britische Humor nicht, der ja besonders für Kinder nicht so alltäglich ist.

Volker Hanisch war mir als Sprecher bislang überhaupt kein Begriff, aber er hat sich als ausgezeichnete Wahl für diese Reihe herausgestellt. Er schafft es brilliant, den britisch-lakonischen Ton zu treffen und sowohl die Stimmung, als auch die Absurdität zu pointieren.

Ein Hörbuch, daß man wohl mehr als einmal hören muß, um es richtig schätzen zu können, das diese Mühe aber auch belohnt, denn beim genauen Hinhören ist es sehr witzig und die Gefahren der Zeitreisen werden voll bewusst!

Ein wirklich empfehlenswertes Hörbuch ab 9 Jahren, für Kinder, die offen sind für Geschichten, die nicht unbedingt dem Mainstream entsprechen und mit seinen Anti-Helden viele Klischees auf den Kopf stellt! 

Vielen lieben Dank an den Jumbo Verlag!

Dienstag, 15. Januar 2019

Penny Pepper (7) – Diebesjagd in London, Ulrike Rylance, Illu. Lisa Hänsch, dtv junior



Penny Pepper (7) – Diebesjagd in London, Ulrike Rylance, Illu. Lisa Hänsch, dtv junior

Die erfolgreiche Detektiv-Comic-Roman-Reihe geht in die 7. Runde!
In diesem Band hat Pennys Oma eine Reise für 5 Personen nach London gewonnen! Allerdings haben alle ihre Freundinnen dumme Ausreden, warum sie nicht mitreisen können. Elfriede z.B. behauptet, ihr empfindlicher Magen würde das englische Essen nicht vertragen, aber das ist Quatsch, sie ist einfach nur mäkelig! Überhaupt nicht nachvollziehbar für Pennys immer hungrige Freundin Ida. Daher dürfen auch Penny mit Hund Mailie, Flora mit Hund Dschastin, Ida und Marie Oma begleiten, um ihr Englisch aufzubessern. Als erstes lernen die Mädchen aber, daß die Hunde nicht einfach so auf die Insel mitreisen dürfen, sie benötigen dafür einen Hundeausweis, den der Tierarzt ausstellt. Aber als echte Spürhunde, sind die zwei für die jungen Detektivinnen natürlich unverzichtbar! Schon im Bus sind die vier Freundinnen froh gemeinsam zu vereisen, denn einige ihrer Mitreisenden sind ziemlich seltsam! Kaum sind sie in London angekommen, wartet auch schon ein neuer Fall auf sie. Omas wertvolle Kette ist weg, und nicht nur die, es wurden auch ein Fotoapparat, eine teure Sonnenbrille und ein Handy gestohlen. An Verdächtigen mangelt es den Detektivinnen nicht, aber wenn die Auswahl so groß ist, muss man systematisch vorgehen, am besten man erstellt erst mal Listen.

Keine Sorge, auch Pennys eigenwilliges Diktiergerät ist mit von der Partie und kann plötzlich sogar Sätze auf Englisch verdrehen und bringt Penny natürlich wieder in absolut unmögliche Situationen! Sehr witzig, allerdings stellte sich hier das Problem, daß der Wortschatz des Diktiergerätes größer ist, als der meiner 9-jährigen Tochter, die nämlich kein „Luder“ (reimt sich auf Bruder) kannte. Die englischen Ausdrücke und Sätze sind alle im Text erklärt, ebenso wie die Londoner Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, die Penny wieder mit einem Sternchen versieht und in einem Erklärkästchen auf ihre unnachahmliche Art und Weise verständlich macht. Einiges erfährt Penny diesmal aber auch von Professor Stinker, äh Zinker, der gerne sein Wissen vor seinen Mitmenschen kundtun. Damit kann Penny auch das Grübeln bleiben lassen, wer denn nun Big Ben ist und warum Little Ben überhaupt nicht erwähnt wird. Ja, Gerechtigkeit muss ein, auch für Sehenswürdigkeiten! Diese Diebesjagd durch London ist so kurzweilig und witzig, mit seinen Erklärungen, Listen, Kritzeleien und Zeichnungen, daß es das erste Buch seit langem ist, daß meine Tochter nicht nur alleine begonnen, sondern auch beendet hat. Eben ein prima Buch für Lesemuffel!
Es wäre auch spannend, wenn sie nicht immer als erstes alle Kommentare des Diktiergerätes im ganzen Buch lesen würde, um sich darüber kaputt zu lachen. Dessen Wortverdreher findet sie besonders lustig, allerdings hat sie dabei natürlich auch gesehen, wer die Tat begangen hat. Da aber viele Menschen mit merkwürdigen Ticks mitreisen, bin ich mir nicht sicher, ob ich darauf gekommen wäre, hätte sie es mir nicht verraten.
Sehr schön finde ich, daß Penny und Co. gerne auch bereit sind ihre Vorurteile abzubauen, wenn sie feststellen, dass sie sich in jemandem geirrt haben. Niemand ist frei von Vorurteilen, aber sie dürfen nicht in Stein gemeißelt sein.

Ulrike Rylance wurde in Deutschland geboren, lebt aber nun mit ihren zwei süßen Töchtern und Hunden und ihrem Ehemann in Seattle. Sie schreibt gerne Kinderbücher, aber auch für Jugendliche und Erwachsene, aber dann immer unter anderem Namen.

Lisa Hännsch zeichnet für ihr Leben gerne, sowohl für Kinderbücher, Trickfilme oder einfach nur so in der U-Bahn (sehr spannend, seine Mitmenschen in der U-Bahn zu beobachten und zu zeichnen). Sie hat nur einen Hund, der mit ihr und ihrer Familie in der Nähe von Köln lebt.

Weil Oma, Penny und Co. so erfolgreich waren, hätten sie eigentlich noch eine Reise nach Paris gewonnen, aber leider freuen sie sich am Ende alle auf zu Hause! Mal sehen, was ihnen dort als nächstes Spannendes passiert! Eine echte Lesemuffel-Detektiv-Leseempfehlung von uns!