Dienstag, 6. Juni 2017

Summer Girls 2: Emmy und die perfekte Welle, Martina Sahler & Heiko Wolz, Carlsen Verlag



Summer Girls 2: Emmy und die perfekte Welle, Martina Sahler & Heiko Wolz, Carlsen Verlag
Band 1: Matilda und die Sommersonneninsel hat mir ja letzten Sommer ausgezeichnet gefallen, da wollte ich natürlich wissen, wie es mit ihrer ein paar Monate jüngeren Cousine Emmy und den übrigen Summer Girls weitergeht.
Leseratte, Gothic Girl und V-Bloggerin Emmy steckt natürlich in den Sommerferien voller Pläne rund um Bücher! Ihr V-Blog muß natürlich immer aktuell bleiben (wobei ihr ihr bester Freund Daniel, das Technik-Talent hilft), einen offenen Bücherschrank im Leuchtturm möchte sie einrichten (auch hier hilft Daniel), ein Bücherflohmarkt auf dem Bossenhof soll Emmy neue Einnahmen bringen, aber Daniel ist plötzlich nicht mehr selbstverständlich! Er hat die Verabredung vergessen, was Zoe, ein Feriengast vom Bossenhof ihn aus Dankbarkeit zum Eisessen eingeladen hat! Ein Leben ohne ständige Treffen/Telefonate/Nachrichten mit/von Daniel ist für sie unvorstellbar! Das zieht sie völlig runter, und das gerade jetzt wo sie doch so viel vor hat. Denn der Inselbuchhändler Holger hat ihr dann auch noch von einem Nachwuchsschreibwettbewerb erzählt, der leider nächste Woche schon endet. Emmy möchte unbedingt noch daran teilnehmen, aber ob das ohne Daniels Hilfe bei all ihren anderen Projekten klappt? Immerhin muß sie genau wie ihre Geschwister und Matilda auf dem Bossenhof mitarbeiten. Wie gut, daß ihre Summer Girls zuhören und trösten.
Band 2 knüpft nahtlos an Band 1 an, es ist also nun die zweite Ferienwoche auf der Sommersonneninsel. Band 2 lässt sich ohne Vorkenntnisse von Band 1 lesen, noch schöner ist es aber natürlich, wenn man Band 1 bereits kennt.
Es fasziniert mich ja immer wieder wie harmonisch der Schreibstil dieses Autorenduos ist. Dadurch, daß sie sich ihre Textpassagen immer wieder gegenseitig zum korrigieren und weiterschreiben zusenden, ist der Text ausgesprochen rund und fehlerfrei! Erst ganz hinten im Buch ist mir mal ein fehlendes Wort aufgefallen (war bestimmt ein Fehler bei den Setzern ;)). In Zeiten in denen immer häufiger Fehler in Büchern auftauchen, empfand ich dies als eine sprachliche Wohltat. Dies schätze ich besonders, da die Zielgruppe junge Leserinnen ab 12 Jahren sind. Toll, daß so eine Kooperation heute möglich ist.
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an Bücher, das Schreiben, die Jugend, die Freundschaft, die Sonne und das Meer. Aber natürlich kommt auch die erste Liebe darin vor. Die Schwierigkeit sie eventuell zu erkennen, wenn es einen nicht so wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft. Es zeigt sehr schön, wie unterschiedliche Charaktere und Interessen sich gegenseitig ergänzen können. Emmys Liebe zu Büchern strömt aus jeder Zeile dieses Buches. So wie Emmy von Buchhändler Holger oder Sandra, der vorübergehenden Bewohnerin des Leuchtturmwärterhäuschens Ratschläge und Tips zum Schreiben erhält, so wäre es schön, wenn dieses Buch einige junge Leserinnen auch zum Schreiben motivieren könnte. Die Ratschläge in diesen Seiten kommen ganz offensichtlich von Herzen, aber nicht von Holger und Sandra, sondern den erfahrenen und erfolgreichen Autoren Martina Sahler und Heiko Wolz. Aber auch wenn man nicht vor hat ein Buch zu schreiben, ist dieses Buch durchaus lesenswert, diese Ratschläge überfrachten das Buch keineswegs. Es gibt viel mehr jungen Mädchen auch Hilfestellungen. In den Gesprächen der Summer Girls in ihrem Treffpunkt sprechen sie über ihre Sorgen und Nöte und man kann gut heraushören, an wen man sich mit den eigenen denn wenden kann, sollte man keine ältere Schwester haben oder Hemmungen, mit den Eltern zu sprechen.
Noch ein guter Grund dieses Buch zu lesen ist, daß es so schön ist! Nicht nur das Cover lädt zum Träumen ein, daß Buch ist auch wundervoll gefühlvoll und romantisch, wenn man sich nicht mal wieder über Emmys Schwester Valerie oder die allgegenwärtige Zoe ärgert. Am Ende wird man es mit einem Strahlen im Gesicht zuklappen. Versprochen!
Eine sehr gelungene warmherzige Fortsetzung von Matildas Geschichte. Auch wenn ich älter als 12 Jahre bin, habe ich sehr gerne mit Emmy mitgefiebert und bin schon gespannt wie es nächstes Jahr mit Merit weitergehen wird!
Eine wunderschöne Liebesgeschichte ab 12 Jahren, die ich liebend gerne weiterempfehle mit 5 von 5 Sternen!

Sonntag, 4. Juni 2017

Die Morde von Morcone, Stefan Ulrich, ungekürzt gelesen von Philipp Schepmann, Headroom



Die Morde von Morcone, Stefan Ulrich, ungekürzt gelesen von Philipp Schepmann, Headroom
Der Münchner Wirtschaftstrafrechtler Robert Lichtenwald flüchtet in seinem Sabbatjahr vor seinem vermurksten Privatleben in sein Landhaus in der idyllischen Maremma in der südlichen Toskana. Hier hatte er sich mit seiner Frau Stefanie in diesem scheinbaren Paradies, ein Refugium eingerichtet auf einem gräflichen Landgut, um ihre Ferien und den Lebensabend zu genießen. Doch vor lauter Arbeit ist sein Leben an ihm vorbeigerauscht und seine Frau davon gelaufen. Allerdings hängen Wolken über dem Paradies. Eine Mordserie, die mit dem Tod einer hermaphroditischen Prostituierten begann und dessen Opfer alle seltsame Buchstaben in die Haut geritzt bekommen haben, erschüttert bald die Gegend. Jeden Montag fürchtet sich schon bald die Bevölkerung davor, wo die nächste Leiche auftauchen könnte und wer das nächste Opfer ist. Statt sich seine Wunden zu lecken, ziehen ihn der Graf von Morcone und die ebenso attraktive, wie eigensinnige Lokaljournalistin und Schreibwarenhändlerin Giada Bianchi in die Ermittlungen hinein. Obwohl die Opfer scheinbar keinerlei Verbindungen untereinander hatten, zeichnet sich doch langsam ein bizarres religiös fanatisches Motiv ab. Doch wer könnte dahinter stecken?
Der Krimi beginnt gleich zu Beginn mit einem bizarren Mord. Dennoch ist er kein blutrünstiger Reißer, sondern ein atmosphärisches Bild dieser eher unbekannteren Gegend der Toskana, die noch nicht vom Massentourismus überrollt wurde. Die Beschreibungen der Landschaft und regionalen Eigenheiten nehmen jedoch nicht überhand, sondern zieren mehr die Ermittlungen des ungleichen Gespanns aus Robert Lichtenberg und der jungen Italienerin Giada. Als Einheimische, die nach einer privaten Bruchlandung mit ihrem Sohn wieder in die Heimat zurückkehrte, hat sie Verbindungen in die Reihen der Carabinieri. Aber es verbindet sie mehr mit den Fällen, denn irgendwie scheinbar es auch eine persönliche Verbindung zu geben. Doch was kann der ausgebrannte sich selbst bedauernde deutsche Wirtschaftsjurist mit dieser Todesserie zu tun haben? Mir gefiel gut, daß Lichtenberg sich nicht aus Langeweile begeistert in die Ermittlungen stürzt, sondern gegen seinen Willen verwickelt wird. Daß eine Journalistin, die sich in der Toskana langweilt und den wilden Zeiten in Rom nachtrauert, waghalsig den Spuren nachgeht, ist für mich deutlich nachvollziehbarer. Dennoch sind die zwei ein gutes Gespann. Sie ergänzen sich in ihren sehr unterschiedlichen Temperamenten und Giadi gibt Lichtenberg etwas von seiner verlorengegangen Leichtigkeit und Energie zurück.
Die Suche nach dem Täter ist vor allem mysteriös und geheimnisvoll. Es werden Spuren gelegt, Verdächtige verhaftet und wieder laufen gelassen. Die ermittelnden Beamten spielen eher am Rande eine Rolle, als würden die Carabinieri, die in Italien wohl keinen allzu guten Ruf haben, eher als running gag in ihrer Ineffizienz auftauen. Trotz aller Möglichkeiten und Mittel, kommen sie der Lösung nicht näher, da sie zu eingefahren denken. Diese Taten eines Fanatikers sind jedoch für normale Menschen nicht nachvollziehbar. So zieht sich die Schlinge immer enger um Lichtenberg und Giadi, ohne dass sie es merken und es kommt zum spannenden und dramatischen Showdown.
Stefan Ulrich ist ein sehr atmosphärischer Toskana Krimi gelungen, der trotz der heftigen Morde dennoch eine ländliche Ruhe ausstrahlt. Sprachlich elegant und mit philosophischem Esprit gewürzt, durch die Gespräche mit dem hochgebildeten Grafen und dessen Eremiten, ist dem Autor mit diesem ersten Fall des frustrierten Münchner Wirtschaftsjuristen in der Toskana ein interessanter Krimi, jenseits der Masse gelungen.
Philipp Schepmann, der mir bislang vor allem als Sprecher der Hörbücher des Kleinen Drachen Kokosnuss bekannt war, liest mit angemessener Betonung und warmer Stimme. Für mich mit rudimentären Italienisch Aussprachekenntnissen klingen seine zahlreichen Zitate/Sätze und Namen sehr authentisch gesprochen, sehr melodisch. Allerdings liegt hier auch die Crux. Es ist schon eine Vielzahl von Personen, die jetzt nicht alle Einheitsnamen wie Anna, Maria, Pepe oder Guiseppe tragen. Ein Personenverzeichnis im Inlay hätte mir sehr geholfen, mich mit der Vielzahl an Personen zu Recht zu finden. Gerade die Carabinieri, deren Dusseligkeit der Auflockerung der Stimmung dienen sollten, habe ich durcheinander geworfen, weil ich ihre Namen nicht lesen konnte. Hierdurch wurde für mich ein wenig Potenzial verschenkt.
Sehr gut gefallen hat mir aber neben der angenehmen Stimme des Sprechers, die gute Taktung der Tracks zum Wiedereinstieg (wenn mal wieder jemand in die Küche stürmt, während ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinde) hat mir ebenso gefallen, wie die hervorragende Balance der Lautstärke. Nachdem das bei meinen letzten Hörbüchern leider nicht immer der Fall war, ist mir hier wieder aufgefallen, wir super angenehm und praktisch es ist, wenn man die gesamte Geschichte mit einer einheitlichen Lautstärke durchhören kann.
Ein guter interessanter und spannender Toskana-Krimi, den ich gerne mit 4 von 5 Sternen weiterempfehle.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei den headroom sound productions für diese anregende Unterhaltung, die ich rezensieren durfte.