Freitag, 3. Januar 2020

Fritzi Flitzeflink (2) Als der Weihnachtsmann eine Elfe verlor in 24 Kapiteln, Marit Bernson



Fritzi Flitzeflink (2) Als der Weihnachtsmann eine Elfe verlor in 24 Kapiteln, Marit Bernson,

Fritzi Flitzeflink lebt im Zweiflüssewand. Sie ist ein kleines haariges Wesen, voller Ideen und Magie und jeder Menge befreundeter Tier, die aber alle anders aussehen als sie. Das macht ihr eigentlich nichts aus, aber wenn ihre Zaubereien nicht immer so schief gehen würden, wäre es schon schön. Dummerweise ist gerade Winter und viele ihrer Freunde halten Winterschlaf. So freut sich Fritzi als ihr durch einen verschneiten Baumwipfel ein anderes Mädchen vor die Füße fällt, Susi Sauseschnell. Die beiden haben viel gemeinsam, allerdings ist Fritzi viel chaotischer und unordentlicher. Da kann Susi nur den Kopf schütteln. Die anderen Tiere des Waldes sind erstaunt über die Ähnlichkeit zwischen Fritzi und Susi. Den Beiden ist das bislang noch gar nicht aufgefallen! Sie ist eine Weihnachtselfe und trägt anders als die fellige Fritzi Kleidung, um sie vor dem Frost zu schützen. So kurz vor Weihnachten vermisst sie aber ihr Zuhause und ihre Freunde und so beschließt Fritzi sich mit ihr auf den Weg zum Weihnachtsdorf zu machen. Vielleicht erfährt sie ja dort etwas über ihre Herkunft.

Diese Geschichte wird für das Alter von 5 – 7 Jahren empfohlen, aber meiner Jüngsten hat die Geschichte auch mit 10 Jahren noch Freude bereitet. Denn Fritzi ist immer gutgelaunt, um ihre Freunde besorgt und sprüht vor witzigen Ideen. Außerdem ist sie abenteuerlustig und lässt es sich daher nicht nehmen, ihre neue Freundin zu begleiten. Doch wie reist man zum Weihnachtsdorf? Der Rentierschlitten von dem Susi fiel ist auf und davon und ein Auto oder so haben sie nicht. Doch Fritzi ist eine großartige Erfinderin und Susi echt magisch und so fällt ihnen natürlich etwas ein!

Das Abenteuer das dann folgt, ist witzig und aufregend. Sie treffen viele Fremde, die zu Freunden werden und gerne behilflich sind. Da brauchen Kinder keine Angst zu haben und diese 24. Kapitel bieten sich daher auch gut vor dem Einschlafen als Gute-Nacht-Geschichte oder Adventskalenderbuch an. Die Kapitel sind schön kurz, wenn auch nicht immer genau gleich lang, aber das hätte manchmal einfach nicht gepasst. Dafür sind sie gut verständlich und mit süßen bunten Bildern, die selbst die magischsten Momente kindgerecht in leuchtenden Farben veranschaulichen. Als Mutter von zwei Kindern, weiß die Autorin, worauf es Kindern ankommt.

Sehr schön fanden wir hierbei, dass Susi als Weihnachtselfe von jedem Klischee abweicht und eher einem puscheligen Tierchen, als einer engelsgleichen Gestalt mit güldenem Haar gleicht. Irgendwie sehr viel cooler und gleichberechtigter. Außerdem ist auch Fritzi eine Heldin mit Ecken und Kanten und ganz schön chaotisch, das lieben wir. Sie spielt lieber, als mit ihren Freunden in die Schule zu gehen und muss in diesem Band feststellen, dass es ganz schön unpraktisch ist, wenn man nicht lesen kann! Ein wenig peinlich ist es ihr dann schon. Wir sind ganz zuversichtlich, dass sie daran demnächst etwas ändern wird. Übrigens ist dies bereits der zweite Band von Fritzi und ihren Freunden, aber auch ohne Vorkenntnisse der ersten Vorlesegeschichten gut verständlich.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Marit Bernson für das Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 2. Januar 2020

Schneetänzer, Antje Babendererde, gesprochen von Aleksandar Radenkovic, Carla Swiderski, Goya Libre, 5 CDs 405 Minuten, gekürzt



Schneetänzer, Antje Babendererde, gesprochen von Aleksandar Radenkovic, Carla Swiderski, Goya Libre, 5 CDs 405 Minuten, gekürzt

Jacob ist 18 und steht mitten im Abitur. Danach möchte er Musik und Englisch studieren. Er lebt mit seiner Mutter und seinem jüngeren Halbbruder beim Stiefvater einem Schweinemäster. Mit diesem versteht Jacob überhaupt nicht. Er lehnt ihn und seine Methoden so sehr ab, dass er Vegetarier wurde. Im Streit wirft dieser ihm an den Kopf, dass sein Vater ein versoffener Indianer sei, der ihn fast umgebracht habe. Von der einst besten Freundin seiner Mutter erfährt er mehr und bricht in den Osterferien Hals über Kopf von seinen letzten Ersparnissen in den Norden Kanadas auf, um seinen Vater und seine Wurzeln kennen zu lernen. Doch sein Vater ist nicht in seinem Haus, sondern in einem einsamen Camp für Jugendliche, die auf die schiefe Bahn gerieten. Die Fahrt dorthin verläuft nicht wie geplant und so irrt er alleine durch die verschneite Einsamkeit, bis er auf einen Eisbären trifft, der ihn schwer verletzt. Zum Glück hat ein Wolfshund die Gefahr gewittert und ein alter Einsiedler rettet ihn und nimmt ihn auf.


Autorin Antje Babendererde liegt das Schicksal der amerikanischen Ureinwohner sehr am Herzen und thematisiert es daher nach eingehenden Recherchereisen in ihren Liebesromanen für Jugendliche. Ich schreibe Ureinwohner, da ich persönlich sonst immer an den Wilden Westen denke, doch spielen ihre Romane mal an der mexikanischen Grenze, mal ihm hohen Norden. Die Entwurzelung und das Fehlende Verständnis für ihre alte Kultur durch die Siedler verbindet alle diese naturnahen Stämme, die von der Jagd und somit von Fleisch leben. Es ist aber gerade keine Massentierhaltung, keine Tierquälerei, sondern eine wichtige Energie und Nahrungsquelle in bisweilen sehr unwirtlichen Gegenden. Mit diesen Gedanken wird Jacob sehr interessant konfrontiert. Mit dem respektvollen Umgang mit Tieren, mit der nachhaltigen Jagd, im Gegensatz zur qualvollen Massentierhaltung. Der Gedanke, dass Luxus sein könnte, auf Fleisch zu verzichten, ist Jacob völlig fremd. Ebenso wie der Gedanke Eichhörnchen oder Bisamratteneintopf zu essen. Diesen respektvollen Einblick in diese wenig bekannte Kultur und ihre Probleme in den an den Rand gedrängten Reservaten fand ich sehr interessant. Natürlich werden auch die bekannten Probleme wie Alkohol und Drogen, die Herablassung der Weißen thematisiert, sonst wäre das Portrait auch nicht gründlich.


Erzählt wird dieser Überlebenskampf in der Wildnis und Kampf mit der eigenen Identität meistens aus Jacobs Sicht, der hier hoch im Norden Dinge über sich und seine Familie erfährt, die ihm aufgrund eines unfallbedingten Gedächtnisverlusts, entfallen waren. Er staunt und wundert sich, was seine Mutter ihm noch alles verschwiegen hat und sein leiblicher Vater wird ein immer größeres Rätsel. Ganz wie diese ihm völlig fremde Kultur, von deren Regeln und Glauben er keine Ahnung hat. Aleksandar Radenkovic liest ihn mit viel Gefühl mit einer jungen Stimme, die so viel Verletzlichkeit und Unsicherheit auszudrücken vermag, dass es den Hörer in seinen Bann zieht. Carla Swiderski übernimmt die Gedanken von Kimi, dem Mädchen, dass ihn in der Wildnis gesund pflegt und seine Wunden mit Zahnseide näht und dabei Jacobs Gefühlswelt völlig auf den Kopf stellt. Sowohl Jacob, als auch Kimi sind schwer traumatisiert. Es verbindet sie aber auch mehr, als ihr Cree-Aussehen. Beide haben schwer unter der neuen Partnerwahl ihrer Mütter gelitten und einen schwere Unfälle hinter sich, die sie für das Leben zeichneten. Kimi durch schwere Brandnarben und Jacob hat die Erinnerung an seine vier ersten Lebensjahre und somit an seine Herkunft vergessen. Hinzu kommen unerklärliche Krampfanfälle, die an Epilepsie erinnern, aber wohl seelischen Ursprungs sind. Das Mädchen, das sich in der Wildnis verkrochen hat, um den Einklang mit sich und der Natur zu finden und die Dämonen der Vergangenheit hinter sich zu lassen, zieht ihn unwiderstehlich an. Doch sie spottet über ihn. Ist es ein Schutzmechanismus, um nicht wieder verletzt zu werden? Sehr behutsam und nachvollziehbar wird auch die Liebesgeschichte, die scheinbar keine Zukunft hat, erzählt. Die Anziehung besteht seit dem ersten Blick, aber die Gefühle wachsen, mit dem Kennenlernen, mit Zögern und Zweifeln und Hindernissen. Welcher 18 Jährige ist denn auch schon so gefestigt, dass er über jeden Zweifel erhaben ist?
Bei allem Respekt für das Leben in der Natur und die alten Fertigkeiten, bin ich der Autorin sehr dankbar, daß sie Jacob nicht alles hinwerfen lässt, sondern ihn sein Abi im Auge behalten lässt. Natürlich ist das Abi kein Garant für irgendwas, wenn sich die Pläne jedoch erneut ändern, kann es nützlich sein, einen guten Schulabschluss zu haben und daran zweifelt Jacob auch nie. Hinwerfen ist für ihn kein Thema, auch wenn die Träume sich ändern, die Albträume, so wie seine Wünsche. Das empfinde ich als ganz starkes Signal: beendet, was ihr angefangen habt, sofern es in Euren Möglichkeiten liegt.

Eine schöne und ausgewogene Kombination aus Wünschen, Träumen, Plänen, Gefühlen und dem Wandeln zwischen Vergangenheit und Zukunft. Denn jede Zukunft ist auch von der Vergangenheit geprägt. Dabei liegt es in der Hand des Einzelnen das Beste daraus zu machen.

Ein sehr gelungenes Hörbuch, daß ich sehr gerne weiterempfehle.

Hier findet Ihr die Hörprobe: