Montag, 11. November 2019

Bayala – das magische Elfenabenteuer, Schneiderbuch Egmont Verlag



Bayala – das magische Elfenabenteuer, Schneiderbuch Egmont Verlag

Meine Töchter lieben Schleich  Elfen, warum auch immer. Aber sie spielen schön damit. Als die Jüngste sah, dass es ein Buch zum Film geben würde, war klar, dass wir es dringend brauchen und den Film wollte sie auch sehen!
Sie sah den Film – ohne mich. Da die Schrift recht klein ist und recht viel Text pro Seite abgedruckt ist, erklärte ich mich bereit, es vorzulesen. Zu meiner Verblüffung, wollte die Große (12!) auch zuhören!
 
Die Elfenwelt bayala ist ein Land voller wundersamer Magie, mit magischen Blüten und zauberhaften Pflanzen die zum Wohnen und Essen benutzt werden. Es gibt mehrere Elfenkönigreiche die friedlich und in Eintracht miteinander und den Drachen leben. Solange, bis Ophira die Königin der Schattenfeen mit diesem Zustand nicht mehr zufrieden ist und mächtiger sein will, als alle anderen. Sie lässt alle Dracheneier verschwinden, die den Nachwuchs der Drachen und somit den Erhalt der Magie garantieren. Dadurch wächst ihre Macht, während die Magie in den anderen Königreichen schwindet. Zudem entführt sie Surah, eine der kleinen Zwillingstöchter des Königs der Sonnenelfen. Diese wächst mit ihrer Nichte Nuray gemeinsam auf. Dadurch, dass sie stets im Dunkeln lebt, wachsen ihr dunkle Schattenelfenflügel und auch sonst scheinen die dunklen Zaubermächte auf sie abzufärben, was sie ängstigt. Zum Glück ist Nuray anders, sie wird ihre beste Freundin. Als sie flieht, hilft sie ihr, wird selbst aber von ihrer Tante gefangen. Auch wenn Surah glücklich in ihrer alten Heimat ist, kann sie die Freundin doch nicht vergessen. Das Königreich welkt immer stärker. An dem Tag, an dem Eyela den Thron der Sonnenelfen besteigt, will ohr die Jungelfe Marween einen besonderen Stein schenken, welcher sich als Drachenei entpuppt. Um die Drachenmagie zu retten, beschließt die junge Königin ein Drachenfest zu feiern, denn wenn ein Drache schlüpft und nicht als erstes seine Eltern sieht, geht seine Kraft für immer verloren.

In der Mitte des Buches findet sich ein umfangreicher Bildteil mit Fotos aus dem Film, mit Unterschriften. Vorsicht, diese spoilern, bitte nicht zu Beginn durchlesen. Wer den Film kennt, kann in Erinnerungen schwelgen, wer ihn verpasst hat, kann sich die Helden besser vorstellen. Es kann auch eine Anregung fürs Spiel mit den Figuren sein. 

Die Geschichte verwendet viele bereits bekannte Elfenelemente. Es erinnerte mich an eine Mischung aus „Mia and Me“ und Sandra Regniers Anderwelt. Ich könnte nun also schreiben, es sei eine Aneinanderreihung von Klischées und Altbekannten, aber wäre das richtig? Ich liebe die Anderwelt, und habe ich dann das Recht, eine ähnliche Kinderversion abzulehnen, als Abklatsch? Ehrlich, es ist fast alles schon geschrieben und erzählt worden. Als ich das erste Mal Harry Potter las, dachte ich ständig an Narnia und Erdsee und den Herrn der Ringe. Jeder Autor ist ja irgendwie von den Geschichten vor seiner Zeit beeinflusst und geprägt. Für mich war die Frage also, ist es gut gemacht? An den Namen der Elfen habe ich mir bisweilen einen abgebrochen, weil ich den Film nicht gesehen habe. Das wurde dann aber besser und irgendwann holperte ich nicht mehr durch den Text, sondern gab ihm Gestalt. Es wurde zu meiner Überraschung sogar bisweilen witzig und spannend!
Klar, das Rad wird hier nicht neu erfunden, aber wozu auch. Ich finde, dass die Geschichte durchaus einen Wert nicht nur für Elfen- und Schleichfans hat. Da es sehr stark auch um Respekt und Zusammenhalt geht. Als Eyela die junge Königin den Thron besteigt, halst sie sich gleich eine schwierige Aufgabe auf: sie will ein Drachenfest organisieren, obwohl seit Ewigkeiten keines mehr stattgefunden hatte, da die Drachen verloren schienen. Ganz frisch auf dem diplomatischen Parkett, muss sie die übrigen Elfenregenten zu dem Fest einladen, denn nur gemeinsam kann es gelingen, die Magie des Elfenreiches zu retten und der bösen Schattenelfe Ophira die immer stärker werdende Macht zu entziehen, zu Gunsten eines gemeinsamen Erstarkens aller anderen Elfen.

Die Geschichte ist wie gesagt nicht sonderlich originell, aber liebevoll erzählt. Schön finde ich die Sorge Surahs, dass die Boshaftigkeit Ophiras auf sie abgefärbt haben könnte, da sich ihre Flügel in der Zeit der Gefangenschaft verändert haben und sie auch einige Zauberkräfte übertragen bekam. Die tierischen Freunde der Elfen sorgen für Spaß und Vergnügen und können auch dramatische Szenen aufheitern. Meinen Töchtern (12 und 10!) hat die Geschichte gefallen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Buchcontact und dem Schneiderbuch Verlag für unser ersehntes Rezensionsexemplar.

Samstag, 9. November 2019

Wer die Nachtigall stört, Harper Lee, ungekürzt gelesen von Eva Mattes, Argon Verlag, 2 MP3 12 h 22 min



Wer die Nachtigall stört, Harper Lee, ungekürzt gelesen von Eva Mattes, Argon Verlag, 2 MP3 12 h 22 min

Alabama in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts: Die Geschwister Scout (getauft auf Jean Louise zu Beginn sechs Jahre alt) und ihr vier Jahre älterer Bruder Jem wachsen im liberalen Haushalt ihres Vaters, des Anwalts Atticus Finch und der schwarzen Haushälterin Calpurnia auf. Ihre Mutter verstarb, als Wildfang Scout noch ganz klein war, weshalb sie sich nicht mehr an sie erinnern kann. Rückblickend erzählt Scout, wie es eigentlich kam, daß Jems Arm und Hand nach einem komplizierten Ellbogenbruch schief verheilten. Eigentlich begann alles, als im Sommer bei der Nachbarin der siebenjährige recht exzentrische Dill einzog. Nachdem sie alle Theaterspiele durch geprobt hatten, zog der geheimnisvolle Nachbar Arthur (genannt Boo) Radley seine Aufmerksamkeit auf sich. Es wurde zur Mutprobe die Aufmerksamkeit des scheinbar unsichtbaren und vielleicht verrückten oder gefährlichen Nachbarn zu wecken. Doch dann wird das Interesse des Städtchens durch ein bislang beispielhaftes Verbrechen erschüttert. Ein bis dato unbescholtener Schwarzer, wird beschuldigt, die 19-jährige Tochter, eines weißen Tunichtguts vergewaltigt zu haben. Atticus wird von Richter Taylor die Pflichtverteidigung übertragen. Nun kippt auch die Stimmung der vermeintlich „ehrbaren“ Bürger gegen Atticus. Doch dieser folgt seinem Gewissen und seinem Sinn für Gerechtigkeit. Dies bringt er auch seinen Kindern bei und einige Nachbarn und Freunde sehen dies auch so. Die Prozessvorbereitungen heizen die Gemüter in den heißen Sommertagen an, ehe der Prozess sie zum Überkochen bringen könnte.


Dies ist eines meiner Lieblingsbücher und gewann 1962 den Pulitzerpreis. Es wurde schon kurz nach dem Erscheinen zu einem Welterfolg, der 1964 mit Gregory Peck verfilmt wurde. Vor Jahren habe ich es im Original gelesen und es geliebt. Für die Vielschichtigkeit seiner Themen, für seine Warmherzigkeit und Denkanstöße. Dadurch, dass es aus der Sicht eines Kindes erzählt wird, dachte ich, dass es ein gutes Familienhörbuch sei. Nach dem gemeinsamen Hören wollte ich mit den Kindern über Toleranz, Rassismus und Inklusion reden. Denn in diesem Klassiker geht es nicht nur um Vorurteile auf Grund der Hautfarbe. Es geht auch um die Vorurteile gegenüber Nachbar Arthur „Boo“ Radley, der einfach völlig anders ist, auch wenn die Kinder nicht wissen warum, denn sie sehen ihn ja nie. Was man nicht kennt oder sieht, kann manchmal eine unglaubliche Faszination ausüben. Eine Faszination, die Erwachsenen bisweilen entgeht, die kindliche Fantasie aber zu Höhenflügen ermutigt. So lernt man auch durch Scouts unvoreingenommenen Blick ihre Tante kennen, die eine echte Südstaatenlady ist, aber wenn man ihre Motive und ihr Verhalten mal genauer überdenkt, durchaus auch Anlass zu Kritik geben vermag. Ein wunderbarer Kontrast bildet hierzu die gewissenhafte Calpurnia, die das Richtige tut, auch wenn es gerade nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Sie ist gebildet: als eines von 4 Mitgliedern der schwarzen Gemeinde kann sie Lesen und Schreiben. So blickt man ins Herz der damaligen Südstaaten, die auch heute noch in einigen Köpfen weiterleben. Es ist ein einfühlsames Gemälde der damaligen Zeit, der Gesellschaft, ihrer Sitten und Gedanken, die auch von der Hitze des Landes geprägt wird. Immer wieder wird die Unerträglichkeit der Temperaturen betont. Es ist ein Gesellschaftsroman, eine Story of initiation (denn Scout und vor allem Jem reifen im Rahme dieser Geschichte unheimlich heran) und ein Justizkrimi in einem, ohne dass einem der relevanten Themen nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt würde, aber vor allem ist es ein leidenschaftliches Plädoyer für Toleranz, nicht nur im Hinblick auf den gelebten Rassismus.


Eva Mattes ist nun wirklich älter als 6 Jahre, immerhin lieh sie Tommy in den legendären Pippi Langstrumpf Filmen ihre Stimme, aber man hört es ihr nicht an. Ihre unglaublich warme Stimme klingt zeitlos und passt ebenso zu Scout als Kind, wie Vater Atticus oder der resoluten Calpurnia. Ihre Stimme umarmt die Charaktere, ohne sich zu verstellen. Sie trägt die Geschichte in all seinen Facetten und seiner Tiefe. Sie gibt ihr die Leichtigkeit der kindlichen Sicht und transportiert doch auch das Grauen und die Ernsthaftigkeit der Lage. Eine sehr gute und einfühlsame Wahl. Lediglich bei einigen wenigen Wörtern, habe ich etwas bei der Übersetzung gezuckt, da ich an zwei/drei Stellen andere Begriffe verwendet hätte. Insgesamt ist aber auch die Übersetzung sehr gelungen. Der Film wird ab 12 Jahren empfohlen, das Buch ab 14 Jahren. Da nicht alle Erzählstränge glücklich enden, sollte man wirklich bis mind. 12 Jahren warten...

Ein Werk für die Ewigkeit, über dessen ständige Verfügbarkeit für meine Ohren ich mich sehr freue und das ich dank der Interpretin auch noch mehrfach hören werde. Noch immer eines meiner Lieblingsbücher, da man es in verschiedenen Lebenslagen auch anders wahr- und aufnimmt.

Ein Meisterwerk für Ohren, Hirn und Herz.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Argon Verlag, für dieses geliebte Rezensionsexemplar.

Eine Hörprobe findet ihr hier: