Samstag, 8. Juni 2019

Mörder mögen keine Matjes, Küstenkrimi, Krischan Koch, DAV 5 CDs 5 h 59 min ungekürzte Autorenlesung



Mörder mögen keine Matjes, Küstenkrimi, Krischan Koch, DAV 5 CDs 5 h 59 min ungekürzte Autorenlesung

Dies ist der 7. Fall der Reihe um Dorfpolizist Thies Detlefsen und Kommissarin Nicole Stappenbek: Es ist Herbst in Fredenbüll, es stürmt und die Stammbesetzung der Hidden Kist inklusive Schäferhündin Susi, plant eine Tour nach Hamburg, um Imbissfreund Piet Paulsen zu besuchen. Der hat gerade eine Knietransplantation hinter sich und vermisst schon seine Truppe und Antjes Leckereien. Währenddessen entdeckt eine der Töchter von POM Thies Detlefsen einen angespülten Container. Inhalt: Elektroschrott, eine Leiche und ein exotisches Äffchen. Laut Frachtpapieren sollte das alles nach Ghana und zwar von Hamburg aus. So zieht es nun ganz Fredenbüll in die große Stadt, was an sich schon ein Abenteuer ist. Dennoch können die Freunde aus der Hidden Kist es nicht lassen ihre Nase in Thies Ermittlungen zu stecken, dessen Ermittlerqualitäten nicht jeder in der Elbmetropole zu schätzen weiß. Immerhin trifft er ja auf Kollegin Nicole, die es der Liebe wegen mit ihrem kleinen Sohn in die Hansestadt zog. Der hippe Schreiner Andrew, mit seinem Urbanstyle ist Thies ein Dorn im Auge, der ist doch irgendwie verdächtig, so einer mit so'nem komischen Dutt!

Wieder weisen die Ermittlungen in Richtung einer Import-Export-Firma und einer alteingesessenen Reederei. Während der großkarierte Kaufmann ein schmieriger Typ ist, ist Reeder und Konsul Steenberg nordisch by nature. Dass die Geschäfte miteinander machen ist eigentlich nicht vorstellbar. Auch sonst scheint Thies in der Villa Steenberg eine ihm völlig fremde Welt zu betreten. Naja, immerhin ist die Frau des Konsuls wohl auch Chinesin, vielleicht ist das ja auch ein Grund, für die Affenfamilie, die durchs Haus turnt, ganz anders als Frau Steenberg.

Da der Tote im Container auf einer heißen Spur war, schaltet sich mit Privatermittler Phil Kotke ein neuer Typ in die Observation ein. Der ketterauchende Kotke scheint direkt aus einem Philipp-Marlow-Film entsprungen, mit seiner Retro-Art und coolen Sprüchen. Thies ist beeindruckt, Nicole genervt, aber was ihren Freund Andrew anbelangt, sind die zwei ja auch nicht einer Meinung.

Ganz klar ist dies ein humoriger Küstenkrimi, indem die verschrobenen Charaktere und ihre Eigenheiten im Vordergrund stehen, aber auch an chinesischen Weisheiten und abgehalfterten Ermittlersprüchen fehlt es nicht. So ist mir der Einstieg als Neuling nicht ganz leicht gefallen, da ich  erst mal die Imbissstammgäste und übrigen Fredenbüller kennen und schätzen lernen musste. Es sind ja schon einige, denn der Imbiss ist gut besucht, außer dem Watt ist in Fredenbüll ja auch nicht ganz so viel los – von den ständigen Leichen mal abgesehen. Dennoch ist man dort mehr als nur pikiert, dass jeder Hamburger reagiert, als hätte er von ihrer Heimat noch nie gehört! Ein running-gag, genau wie einige andere. Es steht die Dorfgemeinschaft und das Lokalkolorit im Vordergrund. Die Ermittlungen scheinen ins Stocken zu geraten. Wenn man jedoch nur genug Fredenbüller über die Großstadt verteilt, können die erfahrenen Beobachter allerdings eine Menge interessanter Details beisteuern und die Großstadt wird doch wieder zum Dorf. Das sorgt bislang allerdings für weitere Verwirrungen. Denn worum geht es hier überhaupt? Unerlaubte Müllexporte? Drogen? Erpressung? Die Möglichkeiten scheinen unendlich und so tappt der mittüftelnde Krimihörer mit der Dorfgemeinschaft um die Wette im Dunkeln, denn worum es wirklich geht, ist erst am Ende wirklich klar. Dafür können die Dörfler dann aber wieder heim in ihr unbekanntes Fredenbüll fahren und der Hörer erfährt noch mal extra was denn aus den einzelnen Charakteren, sofern sie das große Finale denn überlebt haben, im Anschluss so geworden ist. Das gefällt mir sehr gut, denn auch das Schicksal der tierischen Protagonisten wird nicht vergessen.

Hier wird ganz kräftig mit den Stadt-Land-Klischees gespielt und kräftig ausgeteilt. Dabei ist eine Wertungsfrage, wer gewinnt. Für mich als Landei, eindeutig die verschrobene Dorfgemeinschaft. Mein Lieblingsklischee, waren die urbanen  Achtsamkeitsübungen und -seminare, wie meditatives Kartoffelschälen. Ja, wirklich, sehr zu empfehlen, auch gerne mit Hörbuch.

Es liest der Chef selbst! Nachdem die Vorgängerbände von Bjarne Mädel und Hinnerk Schönemann gelesen wurden. Was ich davon halten sollte, war mir nicht sofort klar, ich musste mich einhören, genau wie bei seinen kauzigen Protagonisten. Je länger ich Krischan Koch zuhörte, desto besser gefiel er mir. Seine Stimme klingt zeitlos, einfach ohne hörbares Alter. Er snackt nordisch, chinesisch und die Fahrgeschäfte auf dem Dom scheinen ihm einen Kindheitstraum zu erfüllen. Man hört richtig, wie viel Spaß er daran hat, all den marktschreierisch, stereotypen Nonsense von sich zu geben, der für jede Kirmes typisch ist. Seine Stimme ist etwas non-deskript. Nicht sehr prägnant, aber auch nicht unangenehm, sie drängt sich nicht auf und sorgt dadurch beim Zuhören für Freiraum fürs Kopfkino. Er spricht gut verständlich (klar, es spielt ja im Norden ;)) und übertreibt nicht, was ich als extrem angenehm empfinde, dennoch arbeitet er seine Geisteskinder heraus, so dass es auch für Neueinsteiger wie mich, leichter ist, die vielen Personen geistig zu sortieren. Sehr hilfreich ist es daher auch, dass es eine ungekürzte Lesung ist und so auf kein Detail verzichtet wird.

Als Extra-Schmankerl gibt es 3 Matjes-Rezepte, die den Imbissfreunden den Kurztrip kulinarisch versüßen. Ich mag keine Matjes (aber auch sonst keine Heringe oder Fische auf meinem Teller), so kann ich mich beruhigt zurück lehnen, denn ich bin sicher kein Mörder.

Es empfiehlt sich sicherlich für einen gesteigerten Hörgenuss die Reihe chronologisch zu hören. Für alle die nun Lust auf mehr haben: die ersten Bände gibt es inzwischen als günstige MP3s.

Ein humoriger Küstenkrimi, mit jeder Menge verschrobener Friesen, aber es müssen ja auch nicht immer kauzige Bayern oder mordende Eifelaner sein. Deutschland ist schön und seine Morde einzigartig, nur noch übertroffen von seinen Ermittlern.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim DAV für die kurzweilig-humorige Unterhaltung.

Freitag, 7. Juni 2019

Mein Leben im Hotel Royal (2) Reality-TV, it-Bags und das ganz normale Chaos, Katy Birchall, Schneiderbuch



Mein Leben im Hotel Royal (2) Reality-TV, it-Bags und das ganz normale Chaos, Katy Birchall, Schneiderbuch

Flick Royal ist die einzige Tochter von Christine Royal der Geschäftsführerin des Hotel Royal London. Dort gehen alle wichtigen Leute ein und aus, aber Flick soll ein stinknormales Leben in einer ganz normalen Schule führen. Immerhin darf sie nun auch endlich einen eigenen Instagram-Account haben und nicht nur ihr Dackel Fritz. Doch das mit den Fans und den Followern ist gar nicht so einfach, wie sie dachte, so richtig kommt ihr Profil nicht aus den Puschen. Doch dann auf der neuen Präsentation ihres Lieblingsdesigners passiert die Katastrophe! Klatschkolumnistin Nancy Rose, will sich die Dackel Fritz gewidmete Tasche unter den Nagel reißen! Aber nicht mit Flick! Dummerweise lässt ihr Nancy Rose dieses Gerangel nicht durchgehen und nutzt ihren Einfluss um Flick als zickige Diva darzustellen. Das will Flick auf keinen Fall auf sich sitzen lassen und versucht alles, um ihr Image wieder zu korrigieren. Dank ihres Hangs zu Fettnäpfchen gelingt ihr das mit sehr mäßigem Erfolg.

Nachdem ich mich über Band 1 köstlich amüsiert habe, habe ich mich richtig auf Band 2 gefreut. Doch als ich Fotos für Instagram aufnahm, hat dann meine Jüngste beschlossen, sie wolle mitlesen und die Große widerwillig auch. Die Große war fest entschlossen das Buch doof zu finden und die Fremdschäm-Szenen haben ihr auch echt zugesetzt, so dass sie es über weite Stecken nur in kleinen Dosen verkraftet hat, während die Kleine und ich uns prächtig amüsierten. Am Ende tat sie zwar immer noch so, als habe es ihr nicht gefallen, aber die letzten 40 Seiten haben wir so gelacht, dass ich diesmal nicht aufhören durfte zu lesen und sie triumphierend meinte: „Nun brauchen wir erst recht eine Schildkröte!“. Ich war glücklich, dass nicht der Dackel auf dem Plan stand. Meine Große war sehr bemüht Flick hohl und oberflächlich zu finden, aber irgendwie kann sie doch auch nicht anders, als sie zu mögen.

Das Zielgruppenkind hat bis zum Ende gequält getan und sich aber heimlich amüsiert, die Kleine (fast 10) fand es super und macht nun mit meinem Handy ständig Fotos für Instagram von unserer Katze.

Ich habe wieder gebrüllt vor lachen! Doch es ist nicht einfach nur witzig! Flick wird klar, wie wichtig ihr, ihre ganz normalen Freunde sind, viel wichtiger als ihr Image. Und auch ihre Promifreunde habe es nicht immer leicht und leiden unter Selbstzweifeln. Der schöne Schein trügt, wenn auch nicht ganz so krass wie im Reality-TV. Ich finde es für die Zielgruppe unglaublich wichtig, wie nachhaltig gezeigt wird, dass Reality-TV nichts mit der Realität zu tun hat. Dafür ist es aber ganz schön anstrengend und nervig, wenn man mit Menschen strahlend vor der Kamera posieren soll, angeblich guten Freunden, die man nicht kennt und die einem nichts bedeuten. Da lernt Flick wunderbar ihre eigenen Prioritäten kennen und muss mal wieder einsehen, dass ihre Mutter doch fast immer Recht hat. Aber nur fast, denn ein gutes Verhältnis zu ihrer Tante Hazel ist ihr immer noch wichtig und trotz der Schwesternanimositäten, hat sie ihre Tante gern. Denn nicht nur Fettnapf-Queen ist nicht perfekt, ihre Tante auch nicht. Aber was macht das schon!?

Katy Birchall schreibt fluffig leicht und kurzweilig. Besonders die whats-Nachrichten zwischen Flick und ihren Freunden und ganz besonders Flicks verbaler Sprachabtausch mit Cal dem Sohn von Empfangschef Matthew fanden sie richtig witzig! Einige Begriffe kannten sie noch nicht, so haben sie z.B. Handtaschen-Gate nicht verstanden, aber das war für uns doch mal ein interessanter Exkurs in die amerikanische Politik-Geschichte. Nun gibt es bei uns zu Hause auch immer mal wieder skandalöse „-Gates“.

Dieses Buch hat meine Töchter wirklich geprägt, noch immer fallen Unmengen Tauben über unseren Garten her, den sie ganz im Sinne von Flick mit Vogelfutter überschüttet haben (im Sommer!).

Sehr lustig und eine sehr schöne Geschichte über Freundschaft und den falschen Schein. Eine perfekte Sommer/Urlaubslektüre und wir hoffen, daß die Reihe fortgesetzt wird.

Wir bedanken uns ganz herzlichen für diesen grandiosen Spaß beim Schneiderbuch Egmont Verlag.