Dienstag, 30. Mai 2023

Liebe oder Eierlikör – Fast eine Romanze, Dora Heldt, gelesen von Katja Danowski, GoyaLit, 1 MP3 ca. 7 h ungekürzt

 

Liebe oder Eierlikör – Fast eine Romanze, Dora Heldt, gelesen von Katja Danowski, GoyaLit, 1 MP3 ca. 7 h ungekürzt

 

Als Rentner und Krimifan Ernst Mannsen bei Hilke vom Tourismusbüro Sylt bei Hilke Petersen die Gästekarte für seinen Enkel Matz abholen will, wird sein Weltbild erschüttert: die freundliche, bislang unscheinbare Hilke, Jugendfreundin seiner Tochter trägt Lippenstift und eine bunte Bluse und irgendwie sind auch ihre Haare anders! Noch dazu sagt Hilke ihre Mithilfe bei allen Gemeinschaftsaktionen der Inselgemeinschaft ab. Ernst ist fest entschlossen heraus zu finden was da los ist, auch wenn seine Frau Gudrun ihn nicht ernst nimmt. Doch Ex-Schauspielerin Hella steht auch der Sinn nach Abenteuer und Bankangestellte Martina hat auch beunruhigende Beobachtungen gemacht, die sie aber wegen des Bankgeheimnisses nicht teilen darf. Dennoch ist sie entschlossen, Ernst, Hella und auch Matz bei ihren Ermittlungen zu unterstützen, auch wenn diese ihre dezenten Hinweise nicht immer verstehen. Ist Hilke wirklich in Gefahr auf einen Heiratsschwindler hereinzufallen und was hat es mit dieser neuen regionalen Dating-App „Liebe oder Eierlikör“ auf sich? Ernst ist leicht überfordert mit dieser neuen digitalen Welt, aber er hat ja Hilfe, nur darf Gudrun nichts davon erfahren!

 

Die schrullig-exzentrische Truppe aus „Geld oder Lebkuchen“ ist zurück! Das war mir gar nicht so bewusst, aber irgendwann dämmerte mir beim Hören, dass ich diese Typen doch schon kenne und habe mich noch mal extra gefreut! Ernst geht voll in seiner Rettungsmission für Hilke auf, zu dumm nur, dass diese offensichtlich nicht gerettet werden will! Allerdings sind seit der Auflösung des Chores einige der älteren Inselbewohner recht einsam und die neue Dating-App schlägt ein, wie eine Granate. Mit ihren Ermittlungen bringen Ernst und Hella viel mehr als nur einen Stein ins Rollen, plötzlich ist auf Sylt auch in der Vorsaison richtig was los!

 

Katja Danowski schlüpft wieder in die unterschiedlichsten Rollen von der sinnlich, exaltierten Hella, bis zur schüchternen Elvira, dem hartnäckig, kriminalistischen Ernst und der pragmatisch nüchternen Martina. Sie gelingen ihr alle unverkennbar und absolut lebendig, kurzweilig und vergnüglich! Sie hat den Schalk in der Stimme und die Süffisanz bricht immer wieder durch, wenn auf der Deutschen liebster Insel die Hormone in Frühlingswallung geraten und dabei dem Verbrechen auf der Spur sind! Mit eben diesem Humor begleitet sie uns zum rauschenden Finale dieses „Inselerwachens“.

 

Dora Heldt ist selbst eine gebürtige Sylterin und kennt sie daher auch bestens außerhalb der Saison, ebenso wie das Leben auf der Insel jenseits der Touristenströme. Gekonnt zeichnet sie mit großem Sinn fürs Detail die Portraits ihrer nicht mehr ganz jungen Protagonisten, die mit den Tücken der Technik und der Datingwelt kämpfen, um der Einsamkeit den Kampf anzusagen, oder eben aus Langeweile dem Verbrechen. Sehr liebevoll schildert sie die Tücken des Datings auf Knopfdruck und nach Algorithmus, seine Vor- und Nachteile, dabei nimmt sie vielleicht einigen Hörern die Scheu vor diesem neuen Wagnis, allerdings nicht, ohne sie vor den Gefahren den Love Scammings zu warnen... Es gibt mehr als nur den Enkeltrick... Die Idee seinem Date zu signalisieren, dass es heute aus uns nichts wird, indem man einen Eierlikör bestellt finde ich witzig und nicht einer der liebeshungrigen Helden trägt als Erkennungszeichen eine Rose...

 

Ich habe mich wirklich richtig gut amüsiert und mich immer wieder aufs Weiterhören gefreut, schließlich wollte ich ja wissen, ob Hilke gerettet wird, bzw. überhaupt gerettet werden muss! Kurzweilig, beschwingt und humorvoll, eine super Unterhaltung bei der Garten- oder Hausarbeit!

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Goya Verlag für mein kurzweiliges Hörvergnügen!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/liebe-oder-eierlikoer-fast-eine-romanze/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3494

 

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Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street (14) Bloody Summer in London, Hörspiel mit Johann von Bülow und Florian Lukas, Der Audio Verlag 2 CDs 1 h 51 min.

 

Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street (14) Bloody Summer in London, Hörspiel mit Johann von Bülow und Florian Lukas, Der Audio Verlag 2 CDs 1 h 51 min.

 

Seit Sherlock ohne Watson aus Afghanistan zurück gekehrt ist, verlässt er sein Zimmer nicht mehr und brütet nur dumpf vor sich hin. Mrs. Watson ist verzweifelt und will schon den Blog über Sherlock & Watsons berühmtesten Fälle einstellen, als Sherlock selbst ihr empfiehlt von der Tragödie des „Bloody Summer in London“ zu berichten: 2011 über London brütet eine langanhaltende Hitze, die Menschen werden zunehmend aggressiv und eine Welle von Brandstiftungen heizt den Bewohnern der Metropole zusätzlich ein. Boris Johnson sieht tatenlos zu und Inspektor Lestrade wird den Problemen nicht Herr. Als Sherlock dann noch eine Mordserie wittert, wo Lestrade nur Familientragödien sieht, ist dieser Feuer & Flamme, als er von New Scottland Yard die Erlaubnis zu Ermittlungen erhält: Die Familie Hatherly wurde blutrünstig in ihrem Haus ermordet, augenscheinlich vom Vater selbst. Doch ein Motiv lässt sich nicht finden, ebenso wie bei Familie Warnburton kurz darauf. Holmes glaubt ein Muster zu erkennen und möchte eine dritten Mord noch ehe die Schulferien enden verhindern. Außerdem machen aggressive Bettler Sherlocks Untergrundinformanten die Stammplätze streitig und schlägt die Obdachlosen sogar zusammen. Natürlich können sie sich Sherlocks Solidarität und Hilfe sicher sein.

 

Viviane Koppelmann hat diesen neuen Fall wieder ganz im Geiste der Klassiker an unsere Zeit angepasst und ohrenberauschend vertont. Dieses Mal wendet sie sich dem leider brandaktuellen Thema der Femizide in Form des Mordes der gesamten Familie zu. Sie erstellt ein erschreckend zutreffendes Profil der egozentrischen Männer und ihres Weltbildes, die keine Ehefrau der Welt lebend verlassen darf. Diese Frauen dürfen ohne Erlaubnis ihrer Männer eigentlich nicht atmen, geschweige denn Arbeiten (das haben wir nicht nötig), andere Menschen treffen oder eigene Gedanken haben... Sehr geschickt lässt sie Sherlock die Profile von drei verschiedenen Typen von Tätern des erweiterten Suizids vorstellen, ebenso wie die typischen Warn- und Alarmsignale hinsichtlich der Misshandlung von Frauen. Doch das ist nicht das einzige Thema, denn die Auswirkung von anhaltender Hitze gerade in Großstädten und ihre Auswirkung auf den menschlichen Körper fasziniert Sherlock mehr als John lieb ist. Er und Mrs Hudson stehen kurz vor dem Zerfließen, dank Sherlocks wissenschaftlichen Experimenten.Doch verfügen sie immerhin über Zugang zu fließendem Wasser, anders als die Obdachlosen, die als schwächstes Glied der Gesellschaft dem Klima ungeschützt ausgeliefert sind. So wendet sich auch dieser kniffelige Fall zum Mitknobeln wieder aktuellen gesellschaftlichen Themen zu. Ach ja, natürlich gibt es ja auch die Rahmenhandlung die überraschende Enthüllungen zum Geflecht um Sherlock, Watson und Moriarty bietet.

 

Das Hörspiel ist wieder aufregend mit dezenter, passender Musik inszeniert und jeder Menge großstädtischer Geräuschkulisse. Mit rasanten schnitten und dem passenden Sound wird der Spannungsbogen ebenso gelenkt, wie durch die durchdachten Dialoge, die wie gewohnt von den Stammsprechern Johann von Bülow als Sherlock Holmes und Florian Lukas als John Watson angeführt werden. Die Kontinuität der Sprecher erleichtert bei dem wiederkehrend hohen Tempo unglaublich das Wiedererkennen der Charaktere und vereinfacht es auch in den dramatischsten Szenen der Handlung noch folgen zu können. Wie immer geben die Fans des Blog ihre mal ironisch, mal boshaften, mal motivierenden Kommentare ab. Auch hier wird mit den MIB und Richard Castle an Prominenz zusätzlich zu den üblichen Figuren des Baker Street Universums nicht gegeizt, wobei die Original-Synchronsprecher zum Einsatz kommen! Das finde ich immer ein besonderes akustisches Highlight! Wie immer ein bombastisches Hörerlebnis, mit einem fiesen Cliffhanger zu Fall Nr. 15!

 

Ganz herzlichen Dank an @derAudioVerlag für mein klanggewaltiges Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/sherlock-watson-neues-aus-der-baker-street-bloody-summer-in-london-fall-14-koppelmann-viviane-978-3-7424-2804-2/

 

#Sherlock&Watson #NeuesausderBakerstreet #BloodySummerinLondon #JohannvonBülow #FlorianLukas #VivianeKoppelmann #deraudioverlag #hörpspielliebe #Hörbuchblogger #krimifan #crimetime #BorisJohnson #London #Bruthitze #Hitzesommer #heuteneu

Freitag, 26. Mai 2023

Seelilly – Eine Nixe? Eine Hexe? Nein – eine Hixe! Kathrin Lena Orso, Illus. Csilla Bandi, dtv

 

Seelilly – Eine Nixe? Eine Hexe? Nein – eine Hixe! Kathrin Lena Orso, Illus. Csilla Bandi, dtv

 

Seelilly ist eine Hixe, genau wie ihre Mutter und ihre Großtante Algia, d.h. Sie ist eine Mischung aus einer Nixe und einer Hexe – mega magisch eben! Da ihre Mutter eine super Karrieremöglichkeit angeboten bekommt, die sie nicht ablehnen kann, wird sie künftig weniger zu Hause sein. Also zieht die kleine Familie nach Quallingen zu Großtante Algia. Diese hat ein großes Haus mit Garten und Reparaturhexstatt, mit genügend Platz für sie alle. Papa soll dort mit Algia den Haushalt schmeißen und kann weiter an den Eigenheiten der Menschen an Land forschen! Wenn er zum Forschen einmal weg ist, ist immer noch Algia für Seelilly da, allerdings muss verlässt sie damit auch ihre zwei besten Hixenfreundinnen Coralie und Lophelia und das auch noch kurz vor ihrem 7. Geburtstag! Wenn sie an diesem Tag mit 7 Freunden feiert, bekommt sie nach einem magischen Ritual 7 neue Hixsprüche von Spruchfischen geschenkt. Hixsprüche von Spruchfischen sind die einzige Möglichkeiten für Hixen ihr Hixspruchrepertoire und somit ihre magischen Fähigkeiten zu erhöhen. Wo soll sie denn nun so schnell vier neue Freunde bis Samstag finden? Ob ihr sprechender Zauberstab Tintbert ihr da irgendwie helfen kann?

Schon die Farbgestaltung zeigt es, mit seinem überwiegend in Grün- und Blautönen gehaltenen Cover. Hier geht es nicht um niedliche Klischees, denn selbst eine Hixe passt ja nicht in die klassische Schublade, ist sie doch weder Nixe noch Hexe. So bricht daher auch die Geschichte immer wieder mit klassischen Rollenbildern, indem die Familie umzieht, weil sich der Mutter eine einmalige Karrieremöglichkeit bietet, während der Vater viel im Homeoffice forschen kann und daher auch den Haushalt schmeißen wird. Er kann übrigens hervorragend kochen! Beide Eltern sind berufstätig und werden daher auch noch von Tante Algia unterstützt, in deren Haus mit Reparaturwerkstatt und Laden sie nun gezogen sind. Natürlich ist Reparieren keine Männersache, das bekommen auch Frauen hin. Aber keine Sorge, hier wird nicht alles auf den Kopf gestellt, was für Eltern in ihrer Kindheit selbstverständlich war. Seelilly verstößt gegen die Regeln und begeht damit einen folgenschweren Fehler, dessen Konsequenzen sie absolut fürchtet, so kurz vor ihrem Geburtstag, statt um Hilfe zu bitten, handelt sie weiterhin verboten und eigenmächtig.... das ist pädagogisch gar nicht so schön und darum muss sie am Ende auch einsehen, dass es falsch ist und sie sich künftig besser an ihre erfahrene Tante wenden sollte..... Fehler kommen vor, aber es ist immer wichtig Vertrauen in seine Familie zu haben und um Hilfe zu bitten, sonst kann es böse enden!

 

Die Illustrationen von Csilla Bandi sind echte Hingucker! In ihrer Farbenfrohheit verbreiten sie gute Laune. Mal sind sie doppelseitig, mal über die Seite verteilt und mal im Comicstyle doppelseitig mit Sprechblasen. Das ist aber die Ausnahme, es ist also kein Comicroman, sondern einfach nur sehr frisch und modern gestaltet.

 

Doch ist dies eine herrlich bunte fröhlich aufregende Geschichte ab 7 Jahren und daher geht natürlich alles gut aus! So gut, dass wir uns noch auf viele neue Abenteuer mit Seelilly und ihren Freunden freuen können.

 

Absolut empfehlenswert zum Vorlesen und Selbstlesen ab 7 Jahren.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Kathrin Lena Orso und dem dtv für mein Rezensionsexemplar!

 

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Montag, 22. Mai 2023

Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht, Sarah Crossan, gelesen von Lisa Hrdina, Sauerländer Audio, 1 MP3 4 h 48 min. ungekürzt

 

Toffee – Wie Glücklichsein von außen aussieht, Sarah Crossan, gelesen von Lisa Hrdina, Sauerländer Audio, 1 MP3 4 h 48 min. ungekürzt

 

Allison (15) ist viel zu lange bei ihrem brutalen, egozentrischen Vater geblieben, nachdem Kelly-Anne, die Verlobte ihres Vaters sich aus dem Staub gemacht hat, nicht jedoch, ohne ihr anzubieten, sie mitzunehmen. Allison dachte, sie könne nach dem frühen Tod ihrer Mutter, ihren Vater nicht auch verlassen, doch schnell merkt sie, dass ihre Entscheidung falsch war. Sie wünscht sich, mit Kelly-Anne gegangen zu sein... Als seine Gewalt mal wieder explodiert, hält sie es nicht mehr aus und versucht zu Kelly-Anne zu gelangen, doch diese ist verschwunden und Allison verbringt die Nacht in einem Haus, das sie verlassen glaubte. Noch ein Irrtum! Es ist das Heim der dementen Marla, die täglich Besuch vom Pflegedienst bekommt. Sie hält das Mädchen in ihrem Haus für ihre verlorene Jugendfreundin Toffee, die beste Freundin, die sie je hatte. Allison geht darauf ein und versteckt sich nun tagsüber vor Pflegerin Peggy und verbringt den Rest der Zeit friedlich mit Marla und ihren Erinnerungen. Sie genießt diese Sicherheit und fühlt sich auch irgendwie geborgen, trotz der Angst von Peggy oder Marlas Sohn entdeckt zu werden. Doch sie möchte nicht auf ihre Kosten leben und bietet daher der gleichaltrigen Lucy, die sie am Strand kennenlernt an, gegen Bezahlung ihre Hausaufgaben zu machen. Erstaunlicherweise ist Allison eine sehr gute Schülerin, die gute Chancen gehabt hätte, wäre da nicht ihr Vater... Lucy versucht Allison immer mehr an sich zu binden und driftet dabei immer mehr ab. Allison merkt leider viel zu spät, auf was sie sich da eingelassen hat und welche Gefahr sie sich und Marla gebracht hat, als sie Lucy in ihr Leben ließ. Haben Marla und sie dennoch eine Chance auf ein Happy End?

 

Allie hat von ihrem Vater nie Liebe erfahren, allerdings von dessen Verlobter Kelly-Anne, die ihn aber inzwischen ebenso fürchtet. Für alles gibt er ihr die Schuld, nie kann sie es ihm recht machen und wie brutal die vermeintlichen Strafen sind, erfahren wir in Rückblicken. So wie Marla auch in ihren Erinnerungen an ihre Freundin Toffee zurück blickt, für die sie Allison hält. Immer mehr fragt sich diese, ob sie nicht eigentlich viel lieber Toffee wäre und was eigentlich aus ihr geworden ist? In ihren lichten Momenten kann sich Marla wieder erinnern, doch wird es dann auch wieder für Allison gefährlich, denn eigentlich hat sie ja in ihrem Haus nichts verloren. Aber Demenz ist unerbittlich und so baut Marla immer weiter ab, Allison muss sich langsam überlegen, wie es auf Dauer weitergehen soll und wer sie eigentlich ist. Wieviel Toffee steckt in ihr?

 

Wie Allison dieses Leben so lange ertragen hat, ebenso wie Kelly-Anne ist uns beim Zuhören schleierhaft gewesen, als sie dann noch eine falsche „Freundin“ in ihrem neuen Schutzbereich trifft, hat es mich erschüttert. Doch ist sie nicht nur bereit zu lieben und zu helfen, sie ist auch clever und so endet diese Geschichte mit einer optimistischen Note voller Zuversicht.

 

Lisa Hrdina ist brillant sowohl in ihrer Verletzlichkeit, Schroffheit als auch ihrer Verlorenheit, die sowohl auf Allie, als auch Marla zutrifft. Mit größter Selbstverständlichkeit meistert sie die lyrische, kurze, präzise Sprache von Sarah Crossan, die in ihrer Eigenwilligkeit sicherlich eine Herausforderung ist. Es hat so etwas von schnellen kurzen Gedankenfetzen, als könne man Allie unmittelbar in den Kopf schauen.

 

Eindrücklich und sensibel ab 12 Jahren.

 

Ganz herzlichen Dank an den @argonverlag für unser Hörexemplar für die Rückfahrt von der Leipziger Buchmesse!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/sarah-crossan-toffee-9783839844205

 

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Sonntag, 21. Mai 2023

Claude Monet – Er sah die Welt in hellem Licht, Amy Guglielmo, Illus. Ginnie Hsu, DK Verlag

 

Claude Monet – Er sah die Welt in hellem Licht, Amy Guglielmo, Illus. Ginnie Hsu, DK Verlag

 

Der berühmte Impressionist fing ganz klein an, denn er wurde am 14.11.1840 als Oscar-Claude Monet in Paris, als Sohn eines wenig erfolgreichen Gemischtwarenhändlers geboren. Daher zog die Familie nach Le Havre, wo der Vater in das Familienunternehmen des Schwagers einsteigen konnte. Seine Frau war Künstlerin und zeigte früh Verständnis für Claude, der in der Schule lieber seine Schüler und Lehrer zeichnete, als zu Rechnen, Lesen oder Schreiben. Schon früh verdiente er sich etwas mit dem Verkauf von Karikaturen hinzu, aber da war erst der Anfang. Durch den Künstler Eugène Baudin wurde Claude an die Malerei im Freien begeistert. Eine Technik, die erst durch die Entwicklung von transportablen Farbtuben möglich wurde. Das Spiel des Lichts im Freien und dessen Einfluss auf die optische Veränderung von Farben und Natur begeisterte ihn schon damals und begann seinen künstlerischen Stil zu prägen. Bis er allerdings ein berühmter Impressionist wurde, der gemeinsam mit Auguste Renoir diesen Stil entwickelte und prägte, mit Rodin eine legendäre Ausstellung hatte und durch den Verkauf seiner Werke nicht nur seine Familie ernähren, sondern auch einen prächtigen Garten anlegen und pflegen konnte, hat es Jahrzehnte gedauert. Die riesigen Seerosenbilder, die dort im Auftrag des Ministerpräsidenten der Republik entstanden und nun im Musée d'Orsay bewundert werden können, sind ebenso unvergessen, wie der Garten, der  auch heute noch die Menschen in Scharen nach Giverny zieht.

Wie wurde damals gemalt und was machte das Werk von Claude Monet und den Impressionisten so besonders? Das kann man hier alles erlesen und bestaunen. Dabei werden die jungen Kunstfans auch immer wieder aufgefordert es Claude Monet gleich zu tun und in seine künstlerischen Fußstapfen zu treten. Sie sollen sich ein Motiv aussuchen und in Serie malen, zu unterschiedlichen Tages- oder Jahreszeiten. Es muss kein komplexes Motiv sein, es kommt auf die Veränderung an. Ebenso werden Kinder animiert sich doch mal zu trauen, die Menschen um sich herum zu zeichnen. Nach und nach können sich so Kinder kleinschrittig der damals unvorstellbaren künstlerischen Entwicklung der damals revolutionären Künstler annähern, die nicht nur die Malerei, sondern auch die Wahrnehmung veränderten. Es wird deutlich gemacht, wie die verschiedenen Etappen im Leben  den Künstler prägten und selbst der Krieg in Algerien und eine Augenerkrankung sich in seinem Werk wiedererkennen lassen.

 

Diese Reihe, die in Zusammenarbeit mit dem New Yorker Metropolitan Museum of Art (MET) entstand hat es sich zum Ziel gesetzt Kindern die größten Künstler quer durch die Zeiten und die Länder näher zu bringen, sowohl ihr Werk als auch ihr Leben. Um es für Kinder greifbarer zu machen beginnen diese Bände stets mit der Kindheit oder Jugend der Großen ihres Faches. Über die mehrseitigen, illustrierten Zeitstrahle erhält man einen guten Überblick über das Schaffen und die künstlerische Entwicklung von Claude Monet anhand von illustrierten Beispielen der jeweiligen Hauptwerke, die die jeweilige Entwicklungsperiode repräsentieren. Amy Guglielmo und Ginnie Hsu gelingt es gekonnt mit Worten und Illustrationen das Wesentliche in der Faszination Claude Monets einzufangen und auch für Kinder ab 8 Jahren nachvollziehbar zu beschreiben und abzubilden.

 

Im Glossar am Ende des Buches werden häufig verwendete Fachbegriffe kindgerecht erklärt.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim DK Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

#ClaudeMonet #ErsahdieWeltinhellemLicht #AmyGuglielmo #GinnieHsu #dkverlag #TheMET #KunstfürKinder #Sachbuchtipp #WissenfürKinder #Kinderbuchblogger #Impressionismus #Bookstagram #Instabook

Freitag, 19. Mai 2023

Lost in Fuseta (6) – Dunkle Verbindungen, Gil Ribeiro, gelesen von Andreas Pietschmann, Argon Verlag, 2 MP3 CDs 9 h 32 min. gekürzt

 

Lost in Fuseta (6) – Dunkle Verbindungen, Gil Ribeiro, gelesen von Andreas Pietschmann, Argon Verlag, 2 MP3 CDs 9 h 32 min. gekürzt

Leander Lost scheint endlich angekommen: Jetzt im September verbringen er und Soraia Rosado jede freie Minute mit der Renovierung ihres neuen Heims, da sie nach der Hochzeit nicht mehr im Haus von Soraia und Gracianas ermordetem Bruder Elias wohnen wollen. Sieben Jahre ist es her, dass er bei einem Überfall erschossen wurde und ihr Vater seit Schussverletzungen an den Rollstuhl gefesselt ist. Doch nun ereignet sich ein ähnlicher Überfall auf einen Werttransporter und die Geister der Vergangenheit kommen wieder hoch. Allerdings wird dieses Mal ausgerechnet Miguel Duarte verletzt, als er versucht Praktikant Toninio (der Freund von Leanders Schützling Waisenteen Sarah) zu retten. Der eitle Miguel hat sein Gedächtnis verloren und erinnert sich nur noch an Leander, der ihm nun helfen soll, wieder in sein altes Leben zurück zu finden (dabei ist er jetzt viel sympathischer!). Gemeinsam sollen sie sich daher um das Mordopfer aus dem Golfteich kümmern, während Graciana und Carlos die Räuber zur Strecke bringen wollen, ohne für befangen erklärt zu werden…. Aus Mangel an Hinweisen, wendet sich Graciana sogar an ihren ehemaligen Chef Raoul…

Dieser Fall ist sehr viel persönlicher als die Bisherigen, dafür aber weniger politisch. Auch wenn mich die Hintergründe zu dem Familiendrama der Familie Rosado immer interessiert haben, mochte ich die brisanten politischen Verknüpfungen immer sehr. Während Sarah und Toninio mehr in den Hintergrund treten, erfahren wir aber mehr über Miguel Duarte und warum er so ein eitles Kollegenschwein ist. Der Fall ist in sich abgeschlossen, aber die persönlichen Ent- und Verwicklungen gehen natürlich weiter, weshalb es wirklich hilfreich ist Vorkenntnisse zu haben und sei es nur indem man sich die ARD-Verfilmung ansieht…. Das Verbrechen ist dieses Mal ohne politische Brisanz, dafür aber ausgesprochen raffiniert!

Neben den kriminellen und persönlichen Entwicklungen kommt natürlich auch die reizvolle Gegend nicht zu kurz, auch wenn man Fuseta vergeblich auf der Landkarte sucht. Steht es doch symbolisch, für alle die traumhaft, verwunschenen Orte, jenseits der Touristenpfade, die Portugal mit seinen gastfreundlichen Einwohnern und kulinarischen Verlockungen zu bieten hat! Ach ja, der Zwist zwischen Spanien und Portugal bleibt auch Dank Miguel nie unerwähnt. Aufgrund seines Asperger Autismus geht Leander immer ganz anders an die Fälle heran und sein fotografisches Gedächtnis kann ebenso ein Segen sein, wie seine Fähigkeit Lügen zu entlarven. Aber nein, Leander ist kein Supermann, denn seine Besonderheit hat auch so ihre Tücken, wie Carlos seit Band 1 nur allzu gut weiß. Anders als Graciana hört er nicht auf seine Intuition, denn die hat er nicht, sondern geht rein logisch vor, was für die meisten Menschen nicht nachvollziehbar ist, da Logik erbarmungslos sein, so wie Leanders Unfähigkeit zu lügen.

Andreas Pietschmann ist zum Glück Leander und seinen Kollegen treu geblieben. Mit seiner angenehm warmen Stimme schlüpft er in sämtliche Rollen und ich höre mittlerweile sofort, ob er den analytisch verkopften Leander, den ebenso entspannten, wie loyalen Carlos, den leicht verpeilten Tonino oder die warmherzig, empathische Soraia spricht. Nur Miguel hat ihn dieses Mal vor eine schwierige Aufgabe gestellt, da er durch seinen Gedächtnisverlust eine andere Persönlichkeit hat, muss er auch anders klingen... 

 Letztendlich gelingt es dem analytischen Asperger und seinen Kollegen auch diese Fälle zu lösen und stellen fest: Rache ist nicht süß, aber Familie ist alles! Dabei kann der Familienbegriff auch gerne mal auf ausgewählte Kollegen erweitert werden.... Ich bin ja ein großer Fan der Reihe und freue mich, dass sie offensichtlich weitergehen wird, mit all den liebgewonnen Charakteren.

Hier findet Ihr eine Hörprobe: (Dunkle Verbindungen - Gil Ribeiro | argon hörbuch (argon-verlag.de)

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Mittwoch, 17. Mai 2023

Hokusai – Grosse Kunstgeschichten – Er sah die Welt in einer Welle, Susie Hodge, Ill. Kim Ekdahl DK Verlag

Hokusai – Grosse Kunstgeschichten – Er sah die Welt in einer Welle, Susie Hodge, Ill. Kim Ekdahl DK Verlag

 

Dies ist ein neuer Band aus der „The MET“-Reihe die in Zusammenarbeit mit dem New Yorker Metropolitan Museum of Art entwickelt wurde, um Kindern Wegweiser in der Entwicklung der schönen Künste nahe zu bringen, ihren Blick zu schärfen und Neugierde zu wecken!

 

Hokusai gilt noch bis heute als einer der wichtigsten, wenn nicht der prägendste Künstler der japanischen Kunst und war so einflussreich, dass in Frankreich der von ihm geprägte dortige Stil sogar einen eigenen Namen erhielt. Auch heute ist sein bildgebender Einfluss nicht nur in Japan omnipräsent! Und ganz ehrlich, wenn man die Seiten dieses Werkes durchblättert kommen einem viele Darstellungen und Darstellungsformen bekannt vor. Dabei wird auch stets erläutert, wie die klassische Kunstform Japans bis dato war und wie Hokusai beobachtete, dazu lernte und weiterentwickelte, bis seine Errungenschaften zu den prägendsten seiner Zeit und seines Landes wurden.

 

Um Kindern leichter Zugang zum Künstler, seinem Werk und dessen Bedeutung zu vermitteln, sind die Seiten in leuchtenden Farben mit plakativen Illustrationen im Stile Hokusais gestaltet, allerdings entwickelt sich die Gestaltung der unterstützenden Illustrationen den Künstlers mit seinem Lebensweg passend, fortlaufend mit, so dass sich Text und Gestaltung wunderbar ergänzen.

 

Die wichtigsten Stationen in seinem Leben, bzw. was davon noch heute bekannt ist, wird übersichtlich auf einem Zeitstrahl mit jeweils prägendem Kunstwerk, Jahreszahl und kurzer Zusammenfassung der Besonderheit auf zwei Doppelseiten dargestellt. Interessierte Kinder werden hier mit in eine andere Zeit und Kultur mitgenommen, wodurch sie nicht nur ihre kulturelle Welt erweitern, sondern auch ihren Sinn für Ästhetik schulen.

 

Da dieses Werk mit den Kunstpädagongen des MET entwickelt wurde, gibt es thematisch bedingt immer wieder neue kunstpädagogische Aufgaben für die jungen Kunstliebhaber wie z.B. bei seinem heute bekanntesten Kunstwerk „Die große Welle vor Kanagawa“: Male eine Serie von Bildern, die denselben Gegenstand zeigen. Experimentiere mit unterschiedlichen Grüßen und Anordnungen. Dabei sind diese Aufträge natürlich rein freiwillig, aber durch einen fetteren, größeren Kursivdruck im Vergleich zur klaren Druckschrift des übrigen Textes, ganz klar optisch abgesetzt. Man kann also bei der Unterrichtsvorbereitung somit leichter gezielt nach ihnen suchen. Das Buch ist nämlich nicht nur ideal, um Kindern im Selbststudium große Künstler zu vermitteln, es lässt sich auch sehr gut im Kunstunterricht in der Grundschule und der Unterstufe einsetzen. Sprachlich ist es für Kinder sehr gut verständlich und lebendig geschrieben, so dass es nicht nur anschaulich ist, sondern auch neugierig macht.

 

Ein sehr gelungener Band der Reihe, geeignet um den Künstler mit Kindern zu entdecken und seine Besonderheiten zu vermitteln und ihm nachzueifern in seiner Experimentierfreude mit Ausdrucksformen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim @dkVerlag für mein Rezensionsexemplar!

 

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Samstag, 13. Mai 2023

One of the Girls, Lucy Clarke, gelesen von Julia von Tettenborn und Corinna Dorenkamp, USM Audio, 2 MP3 ungekürzt 672 Minuten

One of the Girls, Lucy Clarke, gelesen von Julia von Tettenborn und Corinna Dorenkamp, USM Audio, 2 MP3 ungekürzt 672 Minuten

 

Die wunderschöne, strahlende Yogalehrerin Lexi (31) heiratet den ebenso schönen, strahlenden und erfolgreichen  Ed! Ihre alte Schulfreundin, die sexy Krankenschwester Bella ernennt sich kurzerhand zu ihrer Trauzeugin und organisiert eine Henparty in der abgelegenen Villa auf der Klippe einer griechischen Insel. Diese gehört der Tante ihrer Freundin Fenn, die seit 7 Jahren nicht mehr dort war, weil sie nicht nur schöne Erinnerungen an diese hat. Außerdem sind Anwältin und alleinerziehende Mutter Robin, die dritte im Schulfreundinnenkleeblatt, die ebenso alleinerziehende Gebärdendolmetscherin Anna (Mutter eines 15 jährigen Sohnes) und Eleonore, die zurückhaltende, um ihren kurz vor der Hochzeit tragisch verstorbenen Bräutigam trauernde zukünftige Schwägerin von Lexi. Während es ausgelassen unter der strahlenden Sonne, hoch über dem glitzernden Meer beginnt, kommen jedoch auch alte Animositäten auf, Geheimnisse drängen ans Licht und eine Tragödie bahnt sich an. Sie werden nicht mehr als die zurückkehren, als die sie hingefahren sind...

 

Der Klappentext verrät, dass es sechs junge Frauen und ebenso viele Geheimnisse auf dieser Insel gibt und letztendlich eine Leiche. Ja, es ist kein Krimi, eher eine griechische Tragödie, da man von Anfang an spürt, dass alles auf eine große Katastrophe zusteuert, die jemand nicht überleben wird. Zeit und Raum sind begrenzt, auch wenn die Entwicklung länger als einen Tag dauert.  Wer die Leiche ist, ist allerdings völlig unklar. Anders als in einem Krimi beginnt die Geschichte nicht mit ihrem Auffinden, es steuert einfach alles auf dieses Unglück hin...Sehr reizvoll fand ich es, zu wissen, dass jemand stirbt, aber eben nicht wer und wieso und wie.... War es ein Unfall oder doch eher Totschlag oder gar Mord? Würde das eine von ihnen einer anderen antun? Keine ist das was sie auf den ersten Blick scheint, aber ist sie deshalb besser oder schlechter?

 

Ich fand es unglaublich spannend, wie diese jungen Frauen, die ich anfangs alle durcheinander warf, langsam aber sicher Kontur und Charakter annahmen. Die Erzählweise aus verschiedenen Blickwinkeln durch zwei Sprecherinnen erzeugte Sympathien und Antipathien, die nicht unbedingt bis zum Ende so blieben... diese Insel und diese Konstellation macht etwas mit ihnen und so wird sich auch ihr Verhältnis untereinander ändern, je mehr Geheimnisse zu Tage treten. Immer neue Verwicklungen, Verflechtungen und auch Anziehungen entstehen. Die Abgeschiedenheit der Villa wirkt scheinbar als Katalysator für aufkommende Spannungen und Erkenntnisse. Über allem strahlt unerbittlich die brennende Sonne Griechenlands, die nicht jeder verträgt...

 

Ich fand diese ungewöhnliche Erzählweise unglaublich fesselnd, besonders weil mir die zwei unterschiedlichen Sprecherinnen Julia von Tettenborn und Corinna Dorenkamp, die mir zuvor kein Begriff waren, unglaublich gut gefallen. Ihre Stimmen sind prägnant, catchy, bisweilen sexy oder provozierend, rau oder verunsichert, je nachdem. In ihrer Wandlungsfähigekeit ergänzen sie einander perfekt und bleiben trotz ihrer Jugendlichkeit deutlich von einander unterscheidbar.

 

Sehr kurzweilige Unterhaltung, die ich wirklich nur empfehlen kann, wenn auch nicht unbedingt kurz vor einer Hochzeit...

 

Ganz herzlichen Dank an USM Audio für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.usmaudio.de/genre/belletristik/one-of-the-girls/?post_type=product&p=3930

 

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Dienstag, 9. Mai 2023

Timi Travel (2) und die Feder des Phönix, Elisabeth Pfeffer, Illustration Lisa Stachnick, Fairyland Verlag

 

Timi Travel (2) und die Feder des Phönix, Elisabeth Pfeffer, Illustration Lisa Stachnick, Fairyland Verlag

 

Timi Travel (9 Jahre) liest gerne, ist schlau, hilfsbereit und eigentlich ein ruhiger Stubenhocker, ganz anders als seine quirlige beste Freundin Romina Redfox genannt Romi (8 ¾), die immer auf der Suche nach neuen Abenteuern ist. Dank Timis Tante Trude, die ihm eine geheimnisvolle Holzkiste geschenkt hat, durch sie sie in die geheime Welt von Newelia reisen können, haben sie gerade erst eines hinter sich und weil sie dort der Zauberer Finix um Hilfe gebeten hat, nun auch eines vor sich. Sie müssen zurück nach Newelia reisen und die Feder eines Phönix, die Wurzel einer Alraune, die Schuppe eines Basilisken, das Blut einer Riesenkrake und den Speichel eines Werwolfs sammeln... Das ist nicht nur aufregend und herausfordernd, sondern auch ziemlich gefährlich! Sie landen dieses Mal an einem friedlich aussehenden See und Romi verwandelt sich wieder in einen flauschigen Flugs mit Flügeln. Doch der Schein trügt und nicht nur ein Seeungeheuer macht ihnen Beine, sie geraten auch schon bald inmitten einen Drachenkampf, oder sind sie etwa hinter ihnen her?

 

Beim ersten Band sah ich noch Steigerungspotential, denn er war mir etwas zu düster für die junge Zielgruppe ab 2./3. Klasse. Dieser Band ist vor allem eins: rasant und aufregend, aber doch auch sehr Mut machend, denn es geht auch um Freundschaft, Hilfsbereitschaft und Hoffnung! Zwischendurch gibt es auch Momente zum Schmunzeln. Ach ja, natürlich sind die zwei erfolgreich, aber ihre Mission ist noch lange nicht vorbei!  In einfachen, aber nicht eintönigen Sätzen, die auch für Kinder mit Leseschwäche gut zu bewältigen sind, wird hier in angenehm großer Schrift ein spannendes Fantasyabenteuer für Jungen und Mädchen und Drachenfans erzählt. Die Kapitel sind auch übersichtlich und auch für Kinder mit Leseschwierigkeiten gut zu schaffen, so dass sie erste Erfolgserlebnisse bekommen, die sie gleich noch bei Antolin durch das Sammeln von Punkten dort weiter ausbauen können! Anders als bei den meisten Leseanfängergeschichten, geht es nicht um Alltägliches, sondern um große Abenteuer, um der jungen Zielgruppe gleich zu zeigen, welch aufregende Welten sich in Büchern verstecken können. Damit es nicht bei diesem einen Buch bleibt, ist es eine fortlaufende Abenteuerreihe, die zwar in sich abgeschlossen ist, aber dessen Start mit Band 1 zu empfehlen ist. Elisabeth Pfeffer erzählt sehr aufregend, und doch kindgerecht und lässt sich so manche überraschende Wendung einfallen. Daher eignet sich diese Reihe bewusst nicht nur für Leseanfänger, sondern auch für ältere, leseschwächere Kinder, für die es auch extra konzipiert wurde, was ich super finde!

 

Die Doppelseiten sind alle vollfarbig mit fantasiereichen Illustrationen von Lisa Stachnick illustriert. Sie gehen manchmal über 2 Seiten, oder umranden eine Doppelseite, auf jeden Fall ergänzen sie nicht nur ganz eindrucksvoll dieses magische Abenteuer, sie lockern auch die Seiten auf und machen bereits neugierig auf die nächste Seite, als Appetitanreger so zu sagen. Dazu kommt in der vorderen Umschlagklappe je eine große Illustration von Timi und Romi, mit einer kurzen Charakterisierung und einem Notizzettel mit den Dingen, die sie für Finix suchen müssen. Nur falls man mal wieder was vergessen hat... In der hinteren Umschlagklappe findet sich hingegen eine Übersichtskarte über Newelia, wo man sehen kann, wo sie im 1. Band waren, das Vulkangebirge, in welchem dieses nicht nur Drachen tummeln in diesem Band und all die abenteuerlichen Orte, an die es die beiden in ihren nächsten Abenteuer verschlagen könnte. Das steigert zum Schluss noch mal so richtig die Vorfreude, auf die Fortsetzung.

 

Ganz herzlichen Dank an den Fairyland Verlag für mein wunderschönes Rezensionsexemplar!

 

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Montag, 8. Mai 2023

Das Schweigen in mir, Layla AlAmmar, gelesen von Katja Danowski, GoyaLiT, 1 MP3 ca. 9h

 

Das Schweigen in mir, Layla AlAmmar, gelesen von Katja Danowski, GoyaLiT, 1 MP3 ca. 9h

 

Sie ist „die Stimmlose“ eine junge Journalistin, die vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat Syrien floh. In Damaskus studierte sie englische Literatur und wählte daher das Land ihrer literarischen Vorbilder als Zufluchtsort, während es den Rest ihrer Familie nach Ägypten zog, in eine vertrautere Kultur. Die Traumata des Krieges und der Flucht haben sie in sich kehren lassen, ihre Stimme versagt den Dienst, sie kann sich nur noch schriftlich äußern und um sie herum hält man sie für stumm und taub. Doch sie bekommt alles mit, was in ihrer Nachbarschaft, in diesen sozial schwierigen Wohnblocks in einer Stadt mitten in England passiert. Wenn sie nicht gerade an einem neuen Artikel für eine Online-Zeitung schreibt, beobachtet sie ihre Nachbarn im Hof, auf der Straße und in ihren Wohnungen. Sie beschreibt deren Alltag, wie sie auch ihren Alltag in Damaskus und auf der Flucht beschreibt: detailliert, eindringlich und illusionslos. Sie nimmt nicht wirklich am Leben teil, sondern beobachtet nur. Die Stimmlose beobachtet nur von der Seitenlinie aus, glaubt aber alle bestens zu kennen. Zwischendurch setzt sie sich mit der Kritik ihrer Redakteurin auseinander, die sie in Frage stellt, ihre Erlebnisse, mit Emotionen und Tränen wünscht. Doch die Stimmlose hat ihre Emotionen in ihrem Inneren verschlossen, um sich zu schützen, analysiert lieber, bis ihr ihre neue Umgebung keine Wahl mehr lässt.

 

Eine sehr ungewöhnliche Geschichte, sehr eindringlich, auch wenn sie mehr auf Beobachtung und Analyse als auf Gefühlsausbrüche gründet. „Die Stimmlose“ erzählt vom Exil, der Flucht und der Heimat, schonungslos, aber ohne große Effekte. Es ist, als sähe sie ihr Leben in Slow-Motion an sich vorüberziehen. Stets um einen objektiven, analytischen Blick bemüht, fragt sich ihre Redakteurin, ob jemand, der all dies erlebt haben will, so rational, so emotionslos sein kann. Dabei hält sich „Die Stimmlose“ die ihren Namen nicht offenbaren will, noch zurück, eigentlich war es viel schlimmer, so schlimm, dass sie zu zerbrechen droht und ihre Stimme versagt. Doch ihre Gedanken sind nun endlich frei und wollen sich Gehör verschaffen. Eine Online-Zeitung bietet ihr ausreichend Anonymität und sie muss weder ihren Namen, noch ihr Gesicht preis geben. Wir erhalten einen Einblick in das Leben der intellektuellen Elite Syriens, vor dem Bürgerkrieg, wie es losging, nicht mehr aufzuhalten war und was Flucht eigentlich bedeutet. Wie schlimm muss es in einem Heimatland eigentlich sein, damit mal all das auf sich nimmt? Sie konfrontiert uns aber auch mit unseren eigenen Vorurteilen und dem Rassismus und Antiislamismus mit welchem sie und ihresgleichen in der vermeintlichen Sicherheit konfrontiert werden.

 

Ein Roman voller Beobachtungen und Gedanken, den man erst mal sacken lassen muss und der neben einer Flucht auch das Beziehungsgeflecht einer ganz normalen, durchwachsenen Nachbarschaft erzählt. Eine Nachbarschaft, die „Die Stimmlose“ immer mehr zu einem Teil von sich selbst macht. Auch wenn es zu Beginn keine Handlung zu geben scheint, merkt man bald, dass dies ein Irrtum ist.

 

Katja Danowski interpretiert dieses Schicksal, sowie das der Nachbarschaft dieser Exilantin nachdrücklich und nachdenklich. Es bleiben dadurch immer wieder einzelne Szenen im Gedächtnis haften und lassen es nicht los. Ihre scheinbare Emotionslosigkeit begreift man alsbald als Teil mehrerer tiefsitzenden Traumata, die „Die Stimmlose“ fest im Griff haben. Es scheint, als erzähle Layla AlAmmar ihre eigene Geschichte, doch stimmt dies nicht, sie wuchs in Sicherheit in Kuwait in der Heimat ihres Vaters auf und studierte kreatives Schreiben in Edinburgh, doch könnte solch ein Schicksal nicht jede treffen, ist es nicht eher Zufall, wem dieses Schicksal ereilt. Daher erzählt sie es exemplarisch, für all jene, die ihrem Schicksal keinen Ausdruck verleihen können...

 

Ein Hörbuch, das nachwirkt.

 

Ganz herzlichen Dank an GoyaLiT für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/das-schweigen-in-mir/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3496

 

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