Sonntag, 10. Juli 2022

Die Wunderfrauen (1) – Alles, was das Herz begehrt, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, Argon Verlag, 2 MP3, 10 Std. 12 Min. Lesefassung

Die Wunderfrauen (1) – Alles, was das Herz begehrt, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, Argon Verlag, 2 MP3, 10 Std. 12 Min. Lesefassung

 

1953 in der Nähe des Starnberger Sees, mit Blick auf die Zugspitze versuchen vier junge Frauen nach Ende des Krieges ihren Platz im Leben und das Glück zu finden. Luise Dahlmann lebt nach einer Fehlgeburt noch immer kinderlos mit ihrem Mann Hans, einem Fernmeldetechniker unter einem Dach mit ihrer verbiesterten Schwiegermutter, nicht weit weg von dem Hof, auf dem sie mit ihren Brüdern aufwuchs, ehe die Eltern starben. Ihr Vater starb im Krieg, die Mutter kurz nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes Manni. Dass Manni die Nazizeit überlebte scheint angesichts seines offensichtlichen Downsyndroms ein Wunder zu sein. In der Villa gegenüber lebt die neidische Gattin des Leiters der Klinik für Frauenheilkunde am Starnberger See, Annabel von Thaler. Ihr kleiner Sohn Friedrich läuft allzu gerne zur netten Frau Dahlmann, die so herrlich kochen und backen kann, nach gegenüber. Annabel scheint es ihrem Mann nie recht zu machen und ihren Schwiegereltern schon gar nicht. Als Arztgattin fühlt sie sich aufgrund ihrer gehobenen Stellung isoliert im Ort. Marie Wagner wurde vom großen elterlichen Gestüt in Schlesien vertrieben und ist nun ganz alleine auf der Welt. Nachdem ihre Bewerbung als Bereiterin auf dem Gestüt des Erbprinzen von Bayern krachend scheiterte, findet sie im Unwetter Unterschlupf bei Luises Brüdern.  Die 19-jährige Helga Kneip hielt es im großbürgerlichen Haushalt nicht mehr aus und floh von München in die Frauenklinik von Dr. von Thaler. Dort beginnt sie eine Ausbildung als Krankenschwester, nachdem sie durch das Abitur gerasselt ist und sie das Medizinstudium, von dem sie träumte, vergessen kann. Niemand in der Klinik und im Ort ahnt, wer sie wirklich ist. Das Schicksal führt diese Frau zusammen.

Die Geschichte beginnt mit einer Szene, wie die Freundinnen Helga, Luise und Marie erbost von Annabel von Thaler beim Turnen beobachtet werden. Das kann doch nicht schicklich sein, das diese Frauen dort treiben! Nach und nach versuchen Luise und Helga ihren Träumen zu folgen, während Marie, die ihre Familie und Heimat verlor, überhaupt neue Träume braucht, um wieder Mut zu fassen. Die verbitterte Annabel hingegen muss den Mut finden, ihr Misstrauen zu überwinden und sich für andere zu öffnen. Nach und nach kommen hier von den Familien verborgene Geheimnisse ans Licht. Wie haben sich die Familien während des 3. Reiches verhalten? Wer hat kollaboriert und wer hat heimlich Widerstand geleistet, denn irgendwer muss es getan haben, denn sonst hätte Manni mit seinem Downsyndrom das Kriegsende nicht überlebt. Doch gerade an ihm zeigt sich, dass das Gedankengut jener Zeit auch noch in den Köpfen einiger nun wieder ehrenwerter Bürger weiter ihr Unwesen treibt, Entnazifizierung hin oder her. Auch die Einstellung zu farbigen Amerikanern lässt dies offen zu Tage treten. Ach ja, dann kommt natürlich auch immer wieder das Thema Mutterschaft und Sexualität auf. Die Besatzer waren bisweilen gnadenlos, doch auch heute noch ist das Verhältnis von Männern gegenüber ihren Frauen nicht immer von Respekt geprägt. Um ihren Traum zu verwirklichen benötigt Luise das schriftliche Einverständnis ihres Mannes. Unverheiratete Mütter mussten für ihre Kinder sorgen, hatten aber kein Sorgerecht... Eine Zeit, die noch mehr von himmelschreiender Ungerechtigkeit geprägt war als die heutige. Eine Gesellschaft im Aufbruch, die nach der Niederlage des Krieges ebenso ihren Platz in der Welt sucht, wie diese jungen Frauen. „Das Wunder von Bern“ gibt ihr wieder einen Grund Stolz auf ihre Nation zu empfinden. Eine Gesellschaft, die keine 10 Jahre nach Kriegsende der Meinung ist, dass es jetzt aber mal gut sein müsse.... es ist halt zu schmerzhaft, an die eigene Schuld erinnert zu werden. Ich weiß gar nicht, wen der vier ich eigentlich am liebsten mag, Luise oder Marie? Annabel ist auf jeden Fall die facettenreichste, die mich wahrscheinlich noch am meisten überraschen wird, bzw. sie überrascht sich ja auch selbst immer wieder.

 

Stephanie Schuster erzählt diese vier Lebenswege z.T. In Rückblicken, wobei sich diese teilweise überschneiden, da sie aus den jeweils vier Perspektiven erzählt werden. Situationen, die für mehrere von ihnen besonders bedeutend waren, werden teilweise mit anderem Blick und anderen Details erzählt, so dass es vertraut, aber nie monoton wirkt.

 

Die Gestaltung des Hörbuches gefällt mir sehr gut. Bereits in der Klappe werden die vier Hauptpersonen kurz vorgestellt, so daß man aufgrund der Erzählweise in Rückblicken, nicht so leicht durcheinander gerät. Gegenübergestellt ist ein Zitat, das wunderbar zu diesen Schicksalen passt: „Träume enden nie, aber Taten, die zu Wundern werden, helfen Träumen in die Wirklichkeit“.

 

Lebendig und mit vielfarbiger Stimmfarbe begleitet Elisabeth Günther mit ihrer alterslosen Stimme diese jungen Frauen durch den Beginn des Wirtschaftswunders und offenbart langsam ihre Geheimnisse, bis zur Schlussszene, die für alle vier ihr Leben auf den Kopf stellt! Zum Glück ist Band 2 bereits erschienen, so dass ich nicht mehr zappeln muss! Die Alterslosigkeit von Elisabath Günthers Stimme finde ich deshalb erwähnenswert, weil die vier jungen Frauen, auch einigen älteren Biestern begegnen, deren Part sie somit ganz geschickt übernehmen kann und ihrer Stimme eine entsprechende Klangfarbe verleiht. Da in Kürze der 3. Band in die 70er Jahre führt, werden die Protagonistinnen, dann auch nicht mehr ganz so jung sein, aber hoffentlich noch ebenso voller Lebensfreude!

 

Ganz herzlichen Dank an den Argon Verlag für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/schuster-die-wunderfrauen-2003767/

 

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