Sonntag, 12. September 2021

Der tote Journalist (Die Polizeireporterin 1), Hanna Paulsen, Edition M

 

Der tote Journalist (Die Polizeireporterin 1), Hanna Paulsen, Edition M

 

Gesa Jansen ist seit dem Verschwinden ihres Freundes mitten in den Kriegswirren in Syrien nach Hamburg zurück gekehrt und hat den Job als Kriegsreporterin an den Nagel gehängt. Nun ist sie seit rund 5 Jahren zweite Polizeireporterin hinter Uwe Stolter bei der Hamburger Abendpost. Fast so aufregend, aber nicht so gefährlich, wie als Kriegsreporterin denkt sie, bis Uwe plötzlich tot zusammenbricht: Vergiftet! Nun erhält Gesa den Auftrag den Mord an Uwe aufzuklären und zur Unterstützung den Kulturredakteur Björn Dalmann zur Seite gestellt. Stand Uwes Tod im Zusammenhang mit seinen aktuellen Recherchen? Doch woran arbeitete er? Weiß sein letzter Kontakt doch mehr, als er zugibt? Gesa und Björn führt es in die Untiefen von Korruption, Drogenhandel und die Vergangenheit.

 

Gesa ist klein, zu klein für den Polizeidienst, den sie gerne angetreten hätte, aber zu dem ihr ein entscheidender Zentimeter gefehlt hat. Das macht sie aber nicht weniger hartnäckig und der Wahrheit, sowie dem Schutz ihrer Quellen verpflichtet. Ihr neuer Kollege ist ein schöngeistiger Romantiker, so scheint es ihr. Doch schon schnell muss sie feststellen, dass auch ein Kulturfutzi nützliche Kontakte haben kann. Für Gesa ist es ungewohnt auf einmal nicht mehr als einsame Wölfin durch die Stadt zu streichen, sondern einen Partner zu haben, der trotz seiner anfangs mangelnden Leidenschaft fürs Thema, absolut teamfähig ist. Eine Seltenheit in ihrer Branche.

 

In diesem Krimi geht es vor allem um Machtmissbrauch. Da dieser bekanntlich von Mächtigen ausgeübt wird, ist er besonders schwer aufzudecken, denn wo Macht ist, ist auch Geld und zusammen regieren sie die Welt. Das verleiht den Tätern aber auch das Gefühl unangreifbar zu sein und schon schleichen sich Fehler ein, Fehler die Gesa und Björn nur finden müssen. Nach und nach rekonstruieren sie sorgfältig Uwes letzten Tag und finden immer mehr Unstimmigkeiten. Doch warum werden sie angelogen? Das häufigste Motiv ist Selbstschutz, doch warum und vor was?

 

Der Ermittlungsblick mal aus journalistischer Sicht ist für mich neu und ungewohnt. Dabei verleihen Gesa und Björn ihm auch eine neue Note, denn sie sind der Wahrheit verpflichtet, nicht der Titelstory. Eine Einstellung die sie immer wieder in den Konflikt mit ihrer Chefin bringt, die ihre Wurzeln langsam zu vergessen scheint. Der Konkurrenzkampf ist enorm, doch das neue Team stellt fest, dass Teilen lohnt. Uwe war an so vielen Themen dran, dass sie diese alle gar nicht gleichzeitig neben der Mordermittlung verfolgen können. So binden  sie Alexandra vom Politressort ein, die ebenfalls eine positive Ausnahme im Haifischbecken der Einzelkämpfer darstellt. Gemeinsam geht es einfach besser. Allerdings ist der Einsatz hoch, um den sie spielen und Gesa kommt nicht ungeschoren davon. Welch einen wohltuenden Rückzugsort bietet da ihr kleines Häuschen mit Bootsanleger im Alten Land. Hier erfährt man auch mehr über sie und ihre Beweggründe, die Trauer die sie bis heute nicht loslässt. Auch Björn ist nicht so ein unbeschriebenes Blatt wie Gesa zu Beginn meint, doch seine persönlichen Dämonen sind ganz anderer Natur und werden ihm hier sehr direkt vor Augen geführt. Ob er diesen Loyalitätskonflikt aushalten kann? Das wird sich wohl in der Fortsetzung „Feuer im alten Land“ zeigen.

 

Sowohl die Charaktere, als auch die ungewöhnliche Arbeitsweise aus Journalisten Sicht hat mir sehr gut gefallen. Ein wirklich gutes Debüt, das neugierig auf die Fortsetzung macht. Allerdings hätte mich bei den zwei Nebenermittlungen wirklich interessiert, was aus den Mächtigen geworden ist, deren Machenschaften hier aufgedeckt wurden. Da kam mir die Auflösung etwas zu kurz. Insgesamt lässt sich der Krimi flüssig lesen. Der Kontrast zwischen dem Alten Land, in dem die Welt noch in Ordnung scheint und dem Machtmolloch der Großstadt fand ich reizvoll. Ich bin gespannt, wie es mit Gesa und Björn weitergeht.

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